Endstand
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Trotz Sieg über Rapid muss Hartberg noch viel lernen

Leidenschaft und Wille waren die Gründe für den Erfolg. Doch in der Mannschaft steckt noch viel Potenzial. Worauf sich Trainer Schopp freut.

Trotz Sieg über Rapid muss Hartberg noch viel lernen Foto: © GEPA

Siege tun immer gut - besonders dann, wenn man in den letzten zwei Wochen gleich zwei verschenkt hat.

Gegen Austria Lustenau und Aufsteiger Blau-Weiß Linz lag der TSV Hartberg bereits mit 2:0 bzw. 3:1 voran, doch der zweitjüngsten Mannschaft der Bundesliga (Durchschnittsalter: 23,0 Jahre) versagten jeweils die Nerven. Am Ende standen nur ein 2:2 und 3:3 zu Buche, damit auch nur zwei Zähler statt deren sechs.

"Wir brauchen Eier", forderte Dominik Prokop im Anschluss an das Auswärtsspiel in Linz. Den Sager dürften sich die Teamkollegen gegen Rapid Wien zu Herzen genommen haben, denn diesmal brachten die Oststeirer ein knappes 1:0 erfolgreich über die Zeit und durften endlich über den ersten Saisonsieg jubeln.

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"Leidenschaft, Wille und die absolute Bereitschaft, ein Tor zu verhindern, waren die Gründe, warum wir das Spiel heute gewonnen haben", freute sich Trainer Markus Schopp auf der Pressekonferenz über den Erfolg. "In Wien zu gewinnen, ist immer etwas Besonderes", fügte er hinzu.

Startschwierigkeiten müssen abgestellt werden

Doch schon nach zwei gespielten Minuten hätte die Partie einen ganz anderen Verlauf nehmen können. "Wir haben das Spiel mit einem Ballverlust im Zentrum begonnen, das Resultat war ein Foul, aus dem Freistoß ist ein Tor gefallen, das aberkannt wurde und der Tormann war verletzt. Das ist nicht der richtige Einstieg in ein Spiel", weiß Schopp.

In Linz hatte der TSV ähnliche Startschwierigkeiten, wurde nach eineinhalb Minuten ein Elfmeter verursacht, "der uns einen Rückstand gebracht hat. Das Learning muss sein, von Anfang an am Platz zu sein. Da sind noch ein paar dabei, die etwas länger brauchen", meint der Übungsleiter.

Schopp kündigt eine knallharte Analyse an, "weil es schon zum zweiten Mal passiert. Daher muss man denjenigen klar vor Augen führen, was es heißt, von Anfang an am Platz zu sein – das beginnt schon beim Aufwärmprozess."

Auch zu Beginn der zweiten Halbzeit, wo man wisse, der Gegner will das Spiel schnellstmöglich entscheiden, müsse man dagegenhalten. "Da kauft uns der Gegner noch die Schneid ab", hält Schopp fest.

Ein wichtiger Lernprozess für junge Spieler

Gegen Rapid rächte sich dies letztendlich nicht, nach jeweils rund zehn gespielten Minuten in beiden Halbzeiten war Hartberg voll angekommen und mindestes ebenbürtig, wenn nicht sogar den Tick stärker als der Rekordmeister. Belohnt wurde dies in Spielminute 68 mit dem Siegtreffer von Christoph Urdl, dem 23-jährigen Neffen des Trainers.

Christoph Urdl: "Gibt nicht viel geilere Orte für das Siegtor"

Danach war Hartberg bissig, ließ Rapid nicht viele Räume, verteidigte den Vorsprung mit viel Herz und Ruhe nach Hause. Im Vergleich zu den beiden Auftakt-Wochenenden ein großer und wichtiger Fortschritt. "Wir waren sehr intelligent, haben das richtig schlau gemacht", meint Kapitän Jürgen Heil. "Wir haben sehr viel dazugelernt."

Beim Trainer herrschte dennoch eine gewisse Sorge, dass sich die Geschichte der Vorwochen wiederholen könnte. 

"Wir wissen, dass wir heute in einem tollen Stadion gespielt haben, für den einen oder anderen war das schon ein bisschen eine Herausforderung. Deshalb ist es für die Mannschaft ganz wichtig, mit dem Erfolg den nächsten Schritt zu gehen."

Markus Schopp

"Man muss sagen, die Gegentore in den ersten zwei Spielen sind aus dem absoluten Nichts gekommen. In diesen Spielen hätte ich nie das Gefühl gehabt, dass etwas passieren kann. Aber es hat einfach eine Kleinigkeit genügt. Natürlich war das heute dann wieder ein Thema. Aber das hat vielleicht wieder Kräfte mobilisiert", sagt Schopp.

Umso wichtiger ist es, "uns mit drei Punkten belohnt zu haben. Die letzten zwei Spiele waren gefühlte Niederlagen", atmet der 49-Jährige durch und erläutert, warum der Sieg auch für den gesamten Prozess "extrem wichtig war."

"Damit die Jungs anfangen zu verstehen, dass es nicht nur über die Art und Weise des Ballbesitzes geht, sondern auch, was es heißt, zu leiden. Das war ein ganz wichtiger Lernprozess für paar junge Spieler."

Die Hartberger Idee

Dazu gehören auch Spiele im Allianz Stadion, wo stets eine einzigartige Kulisse herrscht. "Wir wissen, dass wir heute in einem tollen Stadion gespielt haben, für den einen oder anderen war das schon ein bisschen eine Herausforderung. Deshalb ist es für die Mannschaft ganz wichtig, mit dem Erfolg den nächsten Schritt zu gehen."

Das sei so auch leichter, "als wenn man so ein Spiel vielleicht verliert". Daher spricht Schopp seiner Mannschaft ein großes Kompliment aus, "dass sie auch auf diese Art und Weise gewonnen hat". Denn vor allem im Spiel mit dem Ball ortet der Steirer noch viel Potenzial.

Kapitän Heil stimmt seinem Coach zu: "Wir haben uns auch mehr Ruhe vorgestellt, obwohl Rapid das richtig gut gemacht hat. Aber wir können noch richtig viel lernen und Spiele in Zukunft hoffentlich auch etwas ruhiger gestalten."

Schopp fügt hinzu: "Wir haben eine klare Idee, wie wir am Platz auftreten wollen. Wir wollen die Jungs begeistern, eine Mannschaft haben, die immer mutig ist und einfach mit ihren Qualitäten sich selbst bereichert und weiterentwickelt."

"Dann können wir viele Spiele gewinnen"

"Wenn das mit dieser Qualität an Spielern passiert, bin ich sicher, dass wir viele Spiele gewinnen können", kündigt der Übungsleiter an, will aber bodenständig bleiben. "Die Meistergruppe ist noch viel zu weit weg, da sind viele Spieler, die die ersten Schritte in der Bundesliga machen", dämpft Schopp die Erwartungen.

Den Moment genießt er aber, das Selbstvertrauen stimmt auch. Also warum nicht nächste Woche gegen Red Bull Salzburg überraschen? "Gegen jeden Gegner ist etwas möglich, das ist die Botschaft an die Jungs, so sollen sie jeden Tag auftreten", betont Schopp, bleibt mit Blick auf den Sieg über Rapid aber realistisch.

"Das war heute nicht ganz so, weil einfach ein Gegner da war, der uns vor Themen gestellt hat. Aber wenn ich sehe, wie die Mannschaft Lösungen findet, dann ist das etwas, was den nächsten Schritt bedeutet. Und darauf freue ich mich."

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