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Rapid-Krise: Was Feldhofer nachdenklich stimmt

Wovon der Rapid-Coach kein Fan ist. Wie er den Krisen-Klub aus dem Tal führen will.

Rapid-Krise: Was Feldhofer nachdenklich stimmt Foto: © GEPA

In Zeiten der sportlichen Krise greifen oft die üblichen Mechanismen des knallharten Fußball-Geschäfts - und die besagen bekanntlich, dass es als erstes für die sportlich Verantwortlichen eng wird.

So gesehen sind die personellen Paukenschläge bei Rapid eher unüblich - Geschäftsführer Wirtschaft Christoph Peschek tritt zurück, Präsident Martin Bruckner stellt sich nicht seiner Wiederwahl.

Trainer Ferdinand Feldhofer steht indes auch nach der bitteren 1:2-Niederlage gegen Sturm Graz nicht zur Diskussion, wie Geschäftsführer Sport Zoran Barisic unmissverständlich klarstellt. Und auch der Sportchef selbst denkt nicht an Rücktritt.

Es ist bemerkenswert, welche Dynamik das blamable Europacup-Aus gegen Vaduz zur Folge hatte. Und diesmal ist es der Trainer, der die Mechanismen des Geschäfts bewerten kann.

"Es kommt sehr überraschend und auch sehr schnell. Ich habe es probiert, aber das kann man natürlich auch von den Spielern nicht zu 100 Prozent weghalten", erklärt Feldhofer und hinterfragt die Entscheidungen:

"Das lässt einen natürlich schon nachdenken. Ich weiß nicht, ob das wirklich die besten Entscheidungen sind. Ich bin kein Fan davon, so kurzfristig und in der Emotion solche Entscheidungen zu treffen."

Feldhofer: "Sind in einem sehr tiefen Tal"

In Feldhofers Zuständigkeitsbereich fällt, die Mannschaft bestmöglich auf das jeweilige Spiel einzustellen. Das Sturm-Match war nach Vaduz der zweite Tiefschlag dieser Woche, entsprechend tief sitzt der Stachel.

"Man kann sich vorstellen, wie meine Gemütslage und jene der Spieler ist", betont der 42-Jährige.

Unglückliches Gegentor, aus Rapid-Sicht unberechtigter Elfmeter, wie gegen Vaduz je ein verletzter und ein ausgeschlossener Innenverteidiger - auch gegen Sturm hat ein Negativerlebnis das andere abgelöst.

"Das passt gerade ins Bild. Wir sind in einem sehr tiefen Tal. Wir wussten, dass es schwierig wird, diesen Umbruch schnellstmöglich gut hinzubekommen. Trotzdem: Mich stimmt zuversichtlich, wie wir gegen Sturm aufgetreten sind, was die Jungs investiert haben", so Feldhofer.

Nüchtern, sachlich, emotionslos

Es ist allerdings nicht gerade Breaking-News-verdächtig, dass aber speziell bei Rapid primär das Ergebnis zählt. Das weiß auch der Steirer.

"Nach den Vorkommnissen wie gegen Vaduz ist es bei jedem Verein auf der ganzen Welt normal, dass dann eine Krise ausgerufen wird. Alles wird hinterfragt, jede einzelne Person, die sportliche Führung, Trainer, Spieler, Kader - alles!"

Ferdinand Feldhofer

"Bei Rapid musst du immer. Es sind immer Schicksalsspiele, jedes Spiel ist das Wichtigste. Gefühlt hatte ich, seit ich hier bin, nur Druck und Entscheidungsspiele, bis auf ganz wenige Ausnahmen. Deswegen kann ich ganz gut damit umgehen."

"Nüchtern und sachlich" wolle er die Misere aufarbeiten. Am Montag werde man sich zusammensetzen und "hoffentlich emotionslos alles besprechen, gemeinsam Lösungen finden und vielleicht auch andere Wege einschlagen."

Feldhofer selbst möchte, seine "Emotionen und Enttäuschung weglassen". Der Fokus liege darauf, eine schlagkräftige Truppe für das Cup-Gastspiel in Allerheiligen sowie für das Auswärtsmatch in Altach zusammenzustellen.

Alles wird hinterfragt

Ein kühler Kopf ist gut und wichtig, vor allem wenn es sich schlussendlich bezahlt macht und man den Weg aus der Krise findet. Dass bei Grün-Weiß derzeit sonst kaum jemand kühlen Kopf bewahrt, ist tendenziell allerdings auch Feldhofer bewusst.

"Nach den Vorkommnissen wie gegen Vaduz ist es bei jedem Verein auf der ganzen Welt normal, dass dann eine Krise ausgerufen wird. Alles wird hinterfragt, jede einzelne Person, die sportliche Führung, Trainer, Spieler, Kader - alles! Das ist ganz normal. Trotzdem muss man das ohne Emotion entscheiden, und vielleicht auch nicht mit dem größten Zeitdruck."

Man darf gespannt sein, wie spürbar die Konsequenzen aus Feldhofers Überlegungen zur aktuellen Situation für die Öffentlichkeit sein werden.

Schon schlimmere Situationen bei Rapid

Davon, dass es ihm gelingen wird, Rapid aus dem sportlichen Tal zu führen, ist der Coach überzeugt.

"Ich war schon als Spieler hier. Ich weiß, wie hier alles abläuft. Als Spieler habe ich hier schon schlimmere Situationen erlebt. Wir haben durchgehalten und schlussendlich zwei Jahre später den Titel geholt", so Feldhofer, der jedoch klarstellt:

"Das hilft uns jetzt nichts. Wir brauchen auch nicht auf andere Dinge hinweisen. Mein Job ist es, die Mannschaft jedes Mal bestmöglich vorzubereiten. Irgendwann werden wir auch wieder Siege einfahren und gemeinsam lachen."

Das Transferfenster nutzen?

Barisic gibt sich jedenfalls fest entschlossen, Feldhofer die Chance auf den Turnaround zu geben.

"Feldhofer ist ein extrem fleißiger und akribischer Arbeiter. Wenn du gegen Vaduz ausscheidest, ist es normal, dass du Plattform für Kritik bietest. Der müssen wir uns auch stellen. Wenn man gegen Sturm zugeschaut hat, hat man gesehen, dass die Mannschaft über sehr viel Potenzial verfügt", erklärt der Sportchef bei "Sky" und würgt die beginnende Nachfrage bezüglich Jobsicherheit des Trainers in der Sekunde ab: "Er bleibt."

Während Feldhofer nicht ausschließt, dass man "vielleicht auch noch das Transferfenster nutzen" könne, präsentiert sich Barisic zurückhaltend - auch in die andere Richtung, schließlich war der Kader ursprünglich auf drei Wettbewerbe ausgerichtet:

"Es ist noch niemand an uns herangetreten, der aufgrund des verpassten Europacups wechseln möchte."

Rapid größer als einzelne Personen

Angesichts der aktuellen Dynamik im Verein lässt sich jedoch wohl nur wenig komplett ausschließen.

Wobei gerne betont wird, dass über allem der Verein steht. Das sagt auch Barisic auf seine eigene Zukunft angesprochen:

"Rapid ist größer als einzelne Personen und auch größer als ich. Es hat sehr viele Gespräche in alle Richtungen gegeben, aber ich bitte um Verständnis, dass diese Inhalte auch intern bleiben. Ein Rücktritt steht überhaupt nicht zur Diskussion."

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