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Pro/Contra: Wöber ist abzuraten von RB Salzburg

Ex-Rapidler Max Wöber zu RB Salzburg? Die Meinungen gehen auseinander:

Pro/Contra: Wöber ist abzuraten von RB Salzburg Foto: © GEPA

Es wäre aus österreichischer Sicht der Mega-Deal des Transfer-Sommers!

Maximilian Wöber, vor zwei Jahren von Rapid zu Ajax Amsterdam und im Jänner zum FC Sevilla gewechselt, soll zum neuen Rekord-Einkauf von RB Salzburg werden.

Einige klatschen Beifall, andere schütteln die Köpfe. Ausgerechnet der 21-jährige ÖFB-Teamspieler mit grün-weißem Stallgeruch soll auf Dauer Salzburgs Abwehrlösung werden?

Das Gerücht wurde von spanischen Medien entfacht und in Österreich weitergesponnen. Von Seiten Salzburgs oder des Spielers war noch keine Tendenz zu vernehmen.

Deshalb stellen wir uns die Frage: Wäre es für Maximilian Wöber der richtige Schritt zu RB Salzburg zu wechseln oder würde er sich damit schaden?

Zwei Redakteure, zwei unterschiedliche Meinungen im LAOLA1 Pro & Contra:


PRO: Wöber kann bei einem Wechsel zu RB Salzburg nur gewinnen

Der Aufschrei wird groß sein, sollte Maximilian Wöber in den kommenden Tagen tatsächlich vom FC Sevilla zu Red Bull Salzburg wechseln. Verständlich, immerhin wird der Innenverteidiger nicht nur den Ablöse-Rekord der Bundesliga pulverisieren, sondern auch als Ur-Rapidler zu den „Bullen“ wechseln.

Doch es ist wahrlich kein Geheimnis, dass es für Romantik im modernen Fußball keinen Platz mehr gibt. Und so spielt es keine Rolle, ob Wöber beim Cup-Finale zwischen RBS und Rapid noch im Fan-Sektor der „Grün-Weißen“ stand oder nicht. Nun geht es ausschließlich um die Karriere des 21-Jährigen.

Denn seit seinem Bundesliga-Abgang im Jahr 2017 konnte er sich weder bei Ajax Amsterdam noch beim FC Sevilla einen Stammplatz erobern. Drastisch ausgedrückt könnte man sagen, dass Wöber am besten Weg ist, ein ewiges Talent zu bleiben.

Daher wäre es definitiv keine Schande, sollte der ÖFB-Teamspieler nach überstandener Verletzung einen Schritt zurückgehen – um später möglicherweise zwei Schritte nach vorne zu machen.

Darüber, dass Salzburg der ideale Schritt dafür ist, sollte es keine Zweifel geben. Dem Linksfuß würde bei einer Ablösesumme von 12 Millionen Euro ein Stammplatz – zumindest anfänglich – sicher sein. Die Konkurrenz ist in der Innenverteidigung mit Andre Ramalho, Jerome Onguene, Albert Vallci, Marin Pongracic und Jasper van der Werff quantitativ zwar groß, doch in großen Spielen sind alle fünf Kandidaten für einen Aussetzer gut.

Zudem plant Salzburgs Neo-Coach Jesse Marsch bereits seit der Sommer-Vorbereitung, eine Dreierkette ins Repertoire der „Mozartstädter“ einzubauen. Kurzum, Wöber besitzt die Qualität, sich bei Red Bull Salzburg durchzusetzen.

Die Qualität würde jedoch auch für die meisten Vereine in der Deutschen Bundesliga reichen, immerhin sollen auch Hoffenheim und Borussia Mönchengladbach Interesse zeigen. Warum also zu Red Bull Salzburg?

Weil der Klub in den vergangenen Jahren gezeigt hat, das ideale Sprungbrett für vielversprechende Spieler zu sein. Er kann sich in der Champions-League-Gruppenphase auf höchster Fußball-Ebene beweisen und über das Jahr Spielpraxis sammeln.

Der große Unterschied zu diversen Klubs in den Top-Ligen: Wöber würde als absoluter Leistungsträger nach Salzburg kommen, nicht als Talent.

Zusammenfassend lässt sich also sagen: Bei Red Bull Salzburg hat Wöber einen Stammplatz, kann sich als Führungsspieler in der Champions League entwickeln und in ein, zwei Jahren steht ihm immer noch der Weg zu einem Top-Klub offen. So, wie es etliche Spieler zuvor aus Salzburg geschafft haben.


CONTRA: Ein Wechsel zu RB Salzburg? Das passt nicht zu Max Wöber

Nur um das eingangs klarzustellen: Ich bin definitiv der Meinung, dass die Verpflichtung von Maximilian Wöber aus Sicht von RB Salzburg Sinn ergeben würde, dort nachweislich gut gearbeitet wird und für viele die perfekte Plattform ist, um sich zu entwickeln. Allerdings aus Sicht des von mir auch sehr geschätzten Interview-Partners sehe ich diesen Schritt perspektivisch nicht so unbedenklich und würde ihm – wenn ich gefragt werden würde – davon abraten.

Der langjährige ÖFB-U21-Teamkapitän ist erst 21 Jahre jung, hat aber das, auf was viele österreichische Kicker hinarbeiten, bereits geschafft: Den Sprung ins Ausland! Rekordtransfer bei Rapid, bei Ajax Amsterdam nicht immer erste Wahl, aber doch mit viel Spielpraxis sowie Champions-League-Erfahrung und einem Top-Team wie FC Sevilla 10,5 Millionen Euro wert – das sagt eigentlich eh schon alles.

Wöber ist bereits auf der nächsten Stufe, auch wenn es in Andalusien mit der Trainer- und Sportchef-Entlassung unglücklich gelaufen ist und die Konkurrenz groß ist. Nach nur sieben Monaten und einem noch vier Jahre laufenden Vertrag die Flinte ins Korn zu werfen, käme eigentlich verfrüht. Aber selbst wenn, wird es den einen oder anderen Verein in den Top-Ligen geben, der den Defensivspieler gerne in seinen Reihen begrüßen würden und ihn, wie RBS, auch finanziell fürstlich entlohnen würde. Deutschland oder England - warum nicht? Mit Wöbers Potenzial wäre ihm dieser Schritt sicher zuzutrauen.

Das Argument, nach Österreich zurückzukehren und Salzburg als Sprungbrett zu benützen, passt in diesem Fall nicht mehr. Jenes, der Champions-League-Teilnahme, wäre zwar ein Zuckerl, doch Wöber hat erstens bereits auf der internationalen Bühne Eindruck hinterlassen, könnte zweitens ja noch bei einem anderen Europacupstarter unterkommen bzw. drittens hat etwa Stefan Lainer betont, dass ihm der Wechsel zu einem Top-Klub wichtiger war, als in der Königsklasse aufzulaufen.

So viel zu den sportlichen Gründen, denn vor allem aufgrund von Wöbers Mentalität spricht einiges gegen den Wechsel zu den Bullen. Ich schätze den Verteidiger als sehr intelligenten Burschen ein, das merkt man an seinem Zugang zum Fußball, seinen Interviews und der Auseinandersetzung mit dem Drumherum. Ich kenne auch ein bisschen sein Umfeld und weiß, wie geerdet er unter den Fittichen seiner ihm stets zur Seite stehenden Eltern in Wien-Hernals aufgewachsen ist, heimatverbunden ist und sich in seinem ruhigen Umfeld wohlfühlt. Seinen Ex-Vereinen hat er sich immer sehr verbunden gefühlt. Im Nachwuchs kickte er in seinem Heimatbezirk für den Wiener Sportclub, wo man ihn noch immer bei Wien-Besuchen ab und zu als Tribünengast erspähen kann.

Danach verschrieb er sich sieben Jahre dem SK Rapid, durchlief die Jugendauswahlen bis zu den Amateuren und den Profis. Den Hütteldorfern hat er seinen Durchbruch zu verdanken, dort entstanden Freundschaften, die ein Leben lang halten werden. Ohne große Verbindung steht kein Ex-Spieler fast ein Jahr nach seinem Wechsel nach Amsterdam im Fanblock, um Rapid im Cup-Finale in Klagenfurt – ausgerechnet gegen Salzburg – anzufeuern.

Vor wenigen Wochen durfte er sogar wieder mit Rapid mittrainieren, um mit den Physiotherapeuten nach seiner Verletzung wieder fit für Sevilla (oder doch Salzburg?) zu werden - natürlich im Rapid-Trainingsshirt. Schon alleine die Tatsache, dass die Hütteldorfer den verlorenen Sohn für einen Liga-Konkurrenten aufgepäppelt haben könnten, klingt schon absurd. Ob als Gast bei der Hochzeit von Kapitän Stefan Schwab oder auf Urlaub mit ehemaligen Teamkollegen – es würde schon sehr verwundern, wenn Wöber das alles aufs Spiel setzt, und bei der zumindest bisher verhassten Konkurrenz anheuert.

Ein Schicksal wie Andreas Ivanschitz? Erwartete Bedrohungen, Beschimpfungen und Hass in Kauf zu nehmen, nicht weit von der Geburtsstätte, wo seine Familie noch immer lebt – einige haben das gemacht. Stefan Stangl, Marcel Sabitzer, Roman Wallner oder Stefan Maierhofer – aber sie alle waren Rapid nicht so verbunden, wie es Wöber von Beginn seiner Jugend an war. Der fünffache ÖFB-Teamspieler wird seinen Weg gehen – weiterhin im Ausland und nicht bei RB Salzburg. Davon bin ich überzeugt.


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