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Olympia 2026: Nagl gegen Volksbefragung

Im Gegensatz zu Innsbruck hält man in Graz nichts von einer Abstimmung über die Bewerbung.

Olympia 2026: Nagl gegen Volksbefragung Foto: © GEPA

Eine Volksbefragung verhinderte im Herbst die Innsbruck-Bewerbung für Olympia 2026. Der neu ins Leben gerufene Anlauf von Graz und Schladming soll einer solchen Hürde erst gar nicht ausgesetzt werden.

"Wir stimmen ja auch nicht darüber ab, ob es wieder einen steirischen Herbst gibt", so der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) über die entsprechende Forderung der KPÖ.

Bis 31. März muss ein "Letter of Intent" beim IOC einlangen, bis dahin bliebe für eine Volksbefragung keine Zeit.

Würde man sie nach diesem Stichtag durchführen und sie würde negativ ausfallen, müsse man die Bewerbung vielleicht zurückziehen und das sei "blamabel". "Innsbruck hat das auch nicht gut getan", meint Nagl im Nachsatz. Und der Mehrwert von Olympischen Spielen sei unbestritten.

Olympia so aufwendig wie Special Olympics

Vize-Bürgermeister Mario Eustacchio (FPÖ) zufolge wurde "die Stadtregierung gewählt, um Entscheidungen zu treffen". Das tue man nun auch, wenngleich sich die FPÖ dem Wunsch nach einer Volksbefragung im Nachhinein nicht verweigern wolle: "Das Volk entscheidet."

Er fragt sich jedoch, mit welchem Argument die KPÖ nun Olympia eine Absage erteilt, den Special Olympics aber zugestimmt hat. Die Dimensionen seien vergleichbar, denn die Anzahl der Athleten sei ähnlich.


VIDEO - Gut ausgerüstet für Südkorea:

(Text wird unterhalb fortgesetzt)


Nagl betont, dass mit Olympia auch die Paralympics wenige Wochen danach in der Steiermark stattfinden würden. Außerdem würde man die für die Ski-WM 2013 in Schladming errichtete Infrastruktur nutzen und damit nachhaltig wirtschaften.

Lillehammer als Vorbild

Der Bürgermeister rechnet mit einer Milliarde Euro, die das IOC für die Austragung der Spiele springen lasse. Diese Chance müsse man nützen, jedoch "ohne Großmannssucht". Man wolle das Gegenmodell ausprobieren, sich Lillehammer 1994 als Vorbild nehmen und die Sportler in den Mittelpunkt stellen. Bestehende Sportstätten sollen genützt werden und nicht Bauten ohne Nachnutzung entstehen.

Nagl sehe nach Druck von Sportlern und Medien auch Signale beim IOC, umzudenken, denn vieles sei zuletzt bei den Spielen nicht in Ordnung gewesen. Der Bürgermeister teile diesen Unmut und will daher "keine großen Kosten verursachen". Ziel sei es, die Olympischen Winterspiele wieder in einer alpinen Region abzuhalten.

Die Bewerbung soll etwa acht bis neun Millionen Euro kosten, die Mittel sollen von Bund, Land, Stadt und teilnehmenden Gemeinden gemeinsam gestemmt werden.

Bayern will mitmachen

Nagl wolle sich möglichen Partner-Städten und Gemeinden nicht verschließen und habe noch am Dienstag eine positive Rückmeldung aus Bayern bekommen: "Die wollen dabei sein." Das deutsche Bundesland könne eine Bobbahn in Königssee und eine Eisschnelllaufbahn in Inzell bieten, die man sicher nicht extra für Olympia in Graz bauen wolle.

Dem Bürgermeister schwebt ein Image vor: "Innsbruck ist heute noch - 40 Jahre danach - die Olympia-Stadt. Es wäre schön, wenn Graz auch in 40 Jahren noch Olympia-Stadt genannt wird."

Der Beschluss im Grazer Gemeinderat soll, wenn es nach Nagl geht, voraussichtlich am 15. März fallen: "Wir müssen jetzt schnell sein, um noch dabei zu sein."

Zur Finanzierung kann das Stadtoberhaupt bisher noch wenig sagen, denn erst müsse alles durchgerechnet werden. Umso erstaunter war er, dass die Gegner sofort da waren, "obwohl noch nicht einmal gescheit informiert" wurde.

Fest stehe, dass bei den Kosten jede teilnehmende Gemeinde einen Anteil wird abliefern müssen. Außerdem hofft man auch auf das Land und will diesem möglichst bald ein Gesamtkonzept vorlegen.

Bach weiß noch nicht mehr

Thomas Bach, der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, kennt die Absicht von Graz/Schladming und eine mögliche Bewerbung für Winterspiele 2026 bisher nur aus den Medien. Das sagt der Deutsche in einer Telefon-Medienkonferenz mit internationalen Agenturen.

Er schickt voraus, dass es zuerst der Unterstützung des Nationalen Olympischen Komitees für so einen Plan bedürfe. "Und dann sind wir glücklich und bereit, mit diesen Städten und dem Nationalen Olympischen Komitee zu sprechen", erklärt Bach.

Man befinde sich - betreffend möglicher Kandidaturen für 2026 - immer noch in einer Vorstufe des Dialoges. "Wir diskutieren mit verschiedenen Städten von drei verschiedenen Kontinenten."

"Wenn das Österreichische Olympische Komitee und diese zwei Städte Informationen wollen oder einen Dialog mit dem IOC, heißen wir sie willkommen und sind sehr offen."

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