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Gottwald und Innauer: Neuordnung im Sport

Felix Gottwald und Toni Innauer sehen den gesamten Sport in einem großen Umbruch.

Gottwald und Innauer: Neuordnung im Sport Foto: © GEPA

Das Coronavirus hat die ganze Welt fest im Griff. Darüber sind sich alle einig. Doch wird es sich um eine kurzfristige Krise handeln oder stehen wir vor einem kompletten Umbruch? Und wie wird sich die Krise auf den Sport auswirken?

Felix Gottwald, erfolgreichster Olympia-Sportler der Alpenrepublik, glaubt gar an eine Neuordnung. "Mit 'schneller, höher, stärker' sind wir durch", sagte der 44-jährige Salzburger gegenüber dem "Standard".

Toni Innauer, einst Skisprung-Olympiasieger und als Funktionär lange Jahre im ÖSV tätig, sieht im Interview mit den "Oberösterreichischen Nachrichten" auch positive Seiten der Corona-Krise. "Ich denke schon, dass wir nachher nicht mehr dieselben sind wie vorher. Aber ich weiß auch, wie schnell der Mensch wieder in alte Verhaltensmuster zurückkippt, wenn sich ein Bedrohungsszenario auflöst."

Innauer spricht über eine frühere Skisprung-Krise, als sein Sport wegen der damals verbreiteten Magersucht in seiner Existenz bedroht war. "Da war es möglich, mit der Einführung des Body-Mass-Index entgegenzusteuern. Inzwischen ist man mit dem enormen Verletzungsrisiko vor allem bei den Alpinen wieder an einem Punkt angelangt, wo man längst gegensteuern müsste", findet Innauer und kritisiert die Verantwortlichen.

"Es tut sich nichts, weil es Lobbys gibt, die sich aus egoistischen Motiven gegen Regeländerungen wehren. Die vorherrschende Meinung ist, dass es kein "Rückwärts" gibt. Das ist angesichts der Situation, in der wir uns gerade befinden, absolut lächerlich."

Innauer für Olympia-Verschiebung

Sport-Philosoph Innauer sieht in späten Reaktionen, nicht nur im Sport, sondern in allen gesellschaftlichen Bereichen so manche Verantwortungsträger als "nicht großartig vorausschauend". Das Geld, Schadensminimierung durch Versicherungen und das Durchspielen aller möglichen Szenarien stehe im Vordergrund, glaubt der 61-jährige Vorarlberger. "Jeder möchte Entscheidungen auf eine höhere Instanz verlagern, damit man selbst aus dem Schneider ist."

Darum hat Innauer auch eine klare Meinung zum Hinauszögern einer Olympia-Absage. "Was die Olympischen Spiele betrifft, wäre eine Verschiebung längst gescheiter. Allein schon aus dem Grund, weil derzeit keine wirksamen Dopingkontrollen möglich sind und daher das Fair Play bei den Spielen noch schlechter gewährleistet ist als sonst", sagte Innauer den OÖN.

Gottwald will Tempo aus Alltag herausnehmen

Für Gottwald, der mit 3 x Gold, 1 x Silber, 3 x Silber erfolgreichster rot-weiß-roter Olympiasportler ist, ist die Krise eine Chance, Tempo im Alltag herauszunehmen. Für die gesundheitlich nicht unmittelbar Betroffenen und wirtschaftlich nicht existenziell Bedrohten sei es eine "sanfte, friedliche Krise", erklärte Gottwald dem "Standard".

Das Virus habe sich unter "den Mantel des Wirtschaftswachstums geschoben", und Gottwald hebt die Positiva hervor. "Es ist längst fällig gewesen, das ständige Mehr zu beenden." Sanftes Gesundschrumpfen gebe es nicht mehr, "jetzt geht das plötzlich exponentiell". Innerhalb von nur einer Woche seien aber auch Träume Realität geworden. "Die Klimaziele, deren Erreichen nicht für möglich gehalten wurde, werden wir zum Beispiel mit links schaffen."

Für Innauer könnte die Coronavirus-Epidemie eine "Vorübung für die Herausforderungen sein, die der Klimawandel mit sich bringen wird". Man sehe zudem, dass die "Ausreizung der Globalisierung" an ihre Grenzen gestoßen sei.

Die Ausgangsbeschränkungen zur Eindämmung der Ausbreitung sieht Innauer vorerst als zumutbar. "Solange das Versorgungssystem intakt ist, sollte es für die meisten von uns kein Problem sein, sich an die großteils zumutbare Ausnahmesituation anzupassen", glaubt einer der "Vordenker" der Nation. "Wir werden in dieser Situation unsere vorher gelebte Rast- und Ruhelosigkeit ändern können und neue Gewohnheiten entwickeln, die uns helfen werden, kommende Probleme zu meistern."

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