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Quali-Absturz! Kraft verpasst Neujahrsspringen

"Rabenschwarzer Tag" für den Weltmeister! Rot-weiß-rotes Sextett muss es richten:

Quali-Absturz! Kraft verpasst Neujahrsspringen Foto: © GEPA

Super-GAU für Stefan Kraft in Garmisch-Partenkirchen! Der Salzburger landet in der Qualifikation zum zweiten Springen der Vierschanzen-Tournee nur auf dem 59. Platz und verpasst das Neujahrsspringen damit. Erstmals überhaupt verpasst der Gesamtsieger von 2014/15 damit den Hauptbewerb eines Tourneespringens. 119,5 m waren für den Aufstieg einfach um ein paar Meter zu wenig.

Bester aus dem rot-weiß-roten Team ist Jan Hörl als Vierter mit einem Satz auf 138 m, für den er 137,8 Punkte bekommt. Die beste Leistung zeigt der Deutsche Markus Eisenbichler mit 144,9 Zählern (137 m) vor dem Japaner Ryoyu Kobayashi mit 144 (134).

In die Top Ten kommen auch Daniel Tschofenig als Siebenter und Manuel Fettner als Achter. Für Daniel Huber (18.), Philipp Aschenwald (21.) und Ulrich Wohlgenannt (31.) geht es sich ebenfalls locker mit der Qualifikation für die Top 50 aus.

"Ich bin sprachlos"

Kraft findet sich an diesem Freitag gar nicht zurecht. In den beiden Trainingssprüngen war er zu Mittag auf 102,5 und 115,5 m gekommen, für einen Athleten mit seinen Qualitäten viel zu wenig. "Ich bin sprachlos, es war ein rabenschwarzer Tag", sagt der am Boden zerstörte Kraft. "Dass ich drei Sprünge hintereinander so weit weg bin, hat es noch nie gegeben. Ich bin sprachlos, dass es so schnell gehen kann. Es war einfach schlecht, ich bin ratlos."

Noch vor der Analyse mit dem Trainerteam macht der Salzburger ein Manko in der Anfahrtsposition aus. "Da ist ein falsches Gefühl da. Ich glaube, ich bin auf Zug, bin es aber nicht und will das über den Sprung aufholen. Aber es nichts rausgekommen."

Trotz der beiden Abstürze im Training sei er überzeugt in den Qualifikationssprung gegangen. "Das Körpergefühl hat sich dann auch gut angefühlt. Ich habe probiert, alles anders zu machen, aber das hat auch nichts gebracht."

Garmisch nie eine Lieblingsschanze

Garmisch war schon davor keine von Krafts Parade-Schanzen, in den vergangenen vier Jahren war er nie besser als 13. Sein Top-Resultat hatte er 2017 als Dritter. Erklären könne er sich das freilich nicht. "Diesen Sommer hatte ich da meine besten Sprünge."

Für den Neujahrstag zieht der 28-Jährige in Erwägung, sich auf der Schanze in Seefeld mit ein paar Sprüngen ein gutes Gefühl für den Wochenbeginn auf dem Bergisel zu holen. Das sollte noch besprochen werden.

Dass er nun beim Neujahrsspringen nur Zuschauer sei, tue seinem "Sportlerherz sehr weh. Ich werde den Kopf aber nicht in den Schnee stecken und in Innsbruck wieder voll angreifen."

Auf ÖSV-Cheftrainer Andreas Widhölzl und sein Team wartet jedenfalls die Aufgabe, seinen besten Mann wieder aufzurichten. "Wir werden ein Spezialprogramm machen und schauen, dass er für Innsbruck wieder fit ist", verrät der Tiroler. "Dass es ihn so erwischt hat, ist aber natürlich bitter."

Stecher denkt an das Mentale

Krafts Absprung sei noch in Ordnung gewesen, so Widhölzls Analyse. "Aber er ist dann extrem nachgegangen und hat den Sprung über dem Vorbau zerstört." Man dürfe Kraft aber auf keinen Fall abschreiben. "Man muss es als Champion nehmen wie es ist", rät Widhölzl. "Aber er kann in kürzester Zeit wieder da sein und gewinnen. Das ist die große Kunst auch von uns im Betreuerteam, dass wir uns darüber den Kopf zerbrechen und gemeinsam etwas finden, damit er wieder in die Spur kommt."

Mario Stecher spricht das Mentale an. "Skispringen ist eine nur mit dem Kopf zu bewältigende Sportart. Wenn man ein bisschen entgegen dem Gefühl arbeitet, wird es ganz schwierig. Das ist Stefan passiert", sagt der Sportliche Leiter.

"Das Schöne ist, dass man genauso ganz schnell wieder vorne sein kann. Das hoffen wir für ihn und für uns vom Österreichischen Skiverband. Wir sind gefragt, dass wir ihn herausziehen. Stefan ist so ein großer Sportler mit so viel Können, dass das relativ schnell gehen wird."

Das vermutet auch Karl Geiger, Führender im Gesamt-Weltcup sowie Dritter der Qualifikation. "Er ist erfahren und stark genug, dass er das in Innsbruck wieder wegsteckt", sagt der Oberstdorfer. "Aber speziell für den Krafti ist es mega-bitter, weil er eigentlich in einer guten Form ist, auch wenn die Sprünge nicht ganz so stabil sind. Aber es ist manchmal wie verhext, speziell in Garmisch. Wenn da noch ein bisschen Rückenwind ist, dann bist du draußen, bevor du noch in den Wettkampf gestartet bist. "

 

Die K.o.-Duelle mit österreichischer Beteiligung:

Philipp Aschenwald - Pawel Wasek (POL)

Ulrich Wohlgenannt - Constantin Schmid (GER)

Daniel Huber - Simon Ammann (SUI)

Manuel Fettner - Jakub Wolny (POL)

Daniel Tschofenig - Giovanni Bresadola (ITA)

Jan Hörl - Andreas Wellinger (GER)

Qualifikations-Ergebnis Garmisch-Partenkirchen

1. Markus Eisenbichler (GER) 144,9 Punkte (137 m) 
2. Ryoyu Kobayashi (JPN) 144 (134)
3. Karl Geiger (GER) 128,4 (135,5)
4. Jan Hörl (AUT) 137,8 (138)
5. Piotr Zyla (POL) 136,1 (138,5)
6. Yukiya Sato (JPN) 134,1 (132)
7. Daniel Tschofenig (AUT) 133,9 (135)
8. Manuel Fettner (AUT) 133,7 (138,5)
9. Stephan Leyhe (GER) 133,3 (136)
10. Killian Peier (SUI) 133,2 (133)

Weiter:
18. Daniel Huber 127,2 (131)
21. Philipp Aschenwald 126,3 (128,5)
31. Ulrich Wohlgenannt (AUT) 119,6 (128,5)

Qualifikation verpasst:
59. Stefan Kraft 102,9 (119,5)

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