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Schlierenzauer steht zu seinem Seelenstrip

Skisprung-Ass lässt im Film die Hosen runter und erklärt Auszeit.

Schlierenzauer steht zu seinem Seelenstrip

Trotz seiner Verletzung in der Vorbereitung: Gregor Schlierenzauer ist wieder da. Und wie!

Sein Schanzen-Comeback plant der Tiroler für Titisee-Neustadt (9./10.12.). Seine Rückkehr als "Person des öffentlichen Lebens" wagt der 27-Jährige mit einem Seelenstrip. Schlierenzauer lässt die Hosen runter und gewährt in seinem Film "Weitergehen" einen tiefen Einblick in seine Gefühlswelt.

Wie er den Weg aus der Krise fand und was Whitney Houston und Lady Gaga damit zu tun haben, verrät er im Talk bei LAOLA1.

Schlierenzauer fühlt sich auch dank seines Films (Regie: Gerald Salmina, Produktion: Planet Watch) wie neu geboren. "Es war eine sehr bewegende Zeit, es hat viel Mut verlangt, mich so zu öffnen und meine Gefühle auf diesem Weg preis zu geben", zeigt sich der Rekord-Adler erleichtert.

Menschenfilm und kein Sportfilm!

Dabei spielen die Riesen-Erfolge des Stubaitalers, die Olympia- und WM-Medaillen sowie die 53 Weltcup-Siege, nur eine unbedeutende Nebenrolle. Es geht um die Person Schlierenzauer, die in jungen Jahren vom Erfolg getrieben, keine Zeit für ein Leben wie die Gleichaltrigen hatte. In seinem Film konfrontiert der Sprung-Star die Öffentlichkeit mit seinem Problem, seiner Arroganz, seinen Komplexen und all den Dingen, dessen er sich erst jetzt richtig bewusst ist.

"Es ist kein Sportfilm, sondern ein Menschenfilm!", betont Schlierenzauer. "Wenn man in jungen Jahren sehr früh in der Öffentlichkeit steht, ist das auf der einen Seite mega. Man hat viele Mädls. Aber auf der anderen Seite ist es nicht immer ganz einfach, mit dem ganzen umzugehen. Mit der Öffentlichkeit, mit dem medialen Druck und dem Druck, den man sich selber macht."

Nach der Ausstrahlung des Films (am Samstag, 18.11., 18 Uhr, in ORF1 zu sehen und ab 19.11. on demand jederzeit und kostenlos bei Red-Bull-TV www.redbull.tv/weitergehen abzurufen) zeigt sich Schlierenzauer erleichtert. "Mir geht es nach dem Film gut, weil es die Wahrheit ist."

Dass er die Hosen runter lässt und sich quasi "nackt" zeigt, war für Schlierenzauer nicht unbedingt geplant. "Das hat sich ergeben. Ich habe die Entscheidung getroffen, einen Schritt zurück aus dem Rampenlicht zu machen, mir eine Auszeit zu nehmen, um viel nachzudenken und zu reflektieren."

Schlierenzauer will seine öffentliche Darstellung ändern

Warum teilst du deine Erfahrung in einem Film mit? "Es war mir schon ein Anliegen meine öffentliche Darstellung ein bisschen zu ändern. Oder mich so zu zeigen, wie ich wirklich bin und wer ich bin."

Und dann legt der erfolgsverwöhnte Tiroler los: "Wenn du mit 16 Jahren von null auf hundert reinstartest, sehr viel über dich hereinprasselt, da ist es dann nicht immer so einfach, sich so zu zeigen, wie man ist. Man muss erst lernen, damit umzugehen. Das ist gar nicht so einfach. Aber wenn man sich dessen bewusst ist, dann kann man an sich arbeiten und das habe ich - wie ich glaube - in letzter Zeit schon sehr gut gemacht."

Der Film ist ein erster Schritt zurück auf die öffentliche Bühne. Für den Menschen Gregor ist das aber nicht das Ende des Comebacks: "Ich darf weiterhin an mir arbeiten und dafür bin ich dankbar und stolz. Ich glaube, dass es wichtig ist, meine Erfahrungen auch an junge Leute weiterzugeben. Es hat jeder seine Vision oder seine Ziele, die er erreichen will. Dafür ist es wert, den Weg weiterzugehen, zu kämpfen, auch wenn es nicht immer richtig bergauf geht. Es gibt immer wieder einmal herausfordernde Zeiten. Speziell da ist es wichtig, ein Umfeld zu haben, das hinter einem steht, damit man Schritt für Schritt weitergehen kann und man dann nach vorne schauen kann."

Ausbildung zum Mental-Trainer hat geholfen

In den Zeiten der sozialen Netzwerke ist Schlierenzauers Mut zu bewundern, sich einzugestehen, dass nicht alles toll ist, sondern ein Superstar auch brechen kann. Der Tiroler hat sich weitergebildet und die Auszeit genützt: "Ich habe eine Mental-Trainer-Ausbildung gemacht. Wie der Film zeigt, habe ich ja auch weiter das Vergnügen, an mir zu arbeiten. Mit systemischen Ratgebern und Emotions-Coaches – wie man heutzutage dazu sagt. Es ist einfach wichtig, mit jemandem Außenstehenden darüber zu reden und zu reflektieren, um als Persönlichkeit zu wachsen."

Schlierenzauer gewährt einen Rückblick: "Wenn man es ehrlich betrachtet und mit 16 Jahren in den Weltcup startet, dann zehn Jahre Vollgas gibt, dann bleibt wenig Zeit, einmal andere Erfahrungen zu sammeln, die andere Jugendliche in dieser Zeit machen. Irgendwann holt einen das Ganze dann ein."

Dokumentationen von Whitney Houston und Lady Gaga

Der ÖSV-Adler erklärt das so: "Ich habe früher diverse Hollywood-Stars nicht verstanden, warum sie manchmal so ausflippen bzw. auszucken. Damit habe ich mich in letzter Zeit viel befasst, weil ich viele schöne Dokumentationen darüber gesehen habe, wie beispielsweise von Whitney Houston oder erst kürzlich von Lady Gaga. Da geht es auch sehr viel um diese Themen."

Welche Themen? "Es gibt ja immer nur um fünf Grundthemen im Leben, die jeder von uns hat. Eines davon ist beispielsweise die Angst, nicht geliebt zu werden. Aus dem entsteht auch sehr, sehr viel. So habe ich eben versucht, meine Wurzeln auch irgendwo herauszufiltern, anzunehmen und für alles dankbar zu sein. Und jetzt eben weiterzugehen. Es ist immer ein auf und ab."

Vom Ego-Trip bis zu den Frauen-Geschichten

Schlierenzauer zeigt sich weiter offen und meint: "Zuerst brennt man für eine Sache. Dem Erfolg wird dann alles untergeordnet. Da ist man dann sehr oft auf einem Ego-Trip unterwegs. Bis zu einem gewissen Punkt, dann gehen einem die Ziele aus. Dann hat man das Gefühl, dass man in ein Loch fällt, dass es einem nicht mehr so gut geht und dann muss man für sich wieder alles ordnen, was will ich noch, was gibt mir am Ende des Tages wieder Energie, wo ist die Liebe, wofür lebe ich und da habe ich für mich selber ein Jahr gebraucht, um zu reflektieren, zu analysieren und auch einmal einen Blödsinn zu machen. Das alles hat mir als Mensch sehr gut getan."

Welcher Blödsinn ist Schlierenzauer unterlaufen? "Das kann man ganz offen und ehrlich ansprechen, auch einmal Erfahrungen mit Mädls zu sammeln. Das ist in manchen Dingen bei mir definitiv zu kurz gekommen. Ich wollte auch einmal der normale Gregor sein und den Druck der Öffentlichkeit ablegen. Ich habe einfach immer das Gefühl gehabt, dass jeder etwas von mir will. Das zieht enorm viel Energie."

Der Tiroler nennt ein Beispiel: "Wenn ich in der Stadt auf einen Kaffee gegangen bin, habe ich immer das Gefühl gehabt, dass ich beobachtet werde und die Leute an den Nebentischen über mich reden. Damit muss man erst einmal lernen, umzugehen. Als 16-, 17, oder 18-Jähriger ist dir das noch eher egal, da du den jugendlichen Leichtsinn in dir hast. Aber jetzt bin ich halt auch schon 27 Jahre alt."

Schlierenzauer: "Habe psychologische Hilfe angenommen!"

Der ehemalige Überflieger geht mit seinen Schwächen offen um und lässt tief bliciken: "Es ist für mich keine Schande zu sagen, dass ich psychologische Hilfe angenommen habe. Persönlichkeitsbildung tut immer gut, aber das wichtige ist: Ich durfte so viel erleben und ich sehe das immer noch als ein Privileg an, wenn man so eine Karriere hat, mit so tollen Wegbegleitern und immer wieder das Wort vom Wunderkind hört."

Schlierenzauer stockt und fährt fort: "Wunderkind? Ich habe mich sehr viel damit beschäftigt, was ist ein Wunderkind? Ich will mit dem Film zeigen, dass es eine Inspiration ist im Leben, an sich zu arbeiten. Dass man an sich arbeiten darf und soll und dass man aber auch ein Ziel und eine Liaison im Leben haben soll. Das ist wohl die Message meines Films."

Wie soll die sportliche Laufbahn weitergehen?

"Wenn ich am Abend im Bett liege, ein Grinsen im Gesicht habe und zu mir sagen kann, das war ein erfolgreicher Tag, habe ich sehr viel erreicht", erklärt Schlierenzauer und gibt seine Ziele für sein sportliches Comeback bekannt: "Von mir ist man Siege gewohnt, das habe ich mir selber eingebrockt."

Also bleibt der 54. Weltcup-Erfolg das ganz große Ziel? "Natürlich, wieder ganz nach oben zu kommen, würde mir schon sehr viel geben, aber es würde mir definitiv etwas anderes geben."

Wie soll sich der nächste Sieg denn anfühlen? "Früher war es eher der Erfolg, so nach dem Motto, heute war ich echt wieder der Beste und ich habe es allen gezeigt. Jetzt wäre es wohl so, dass ich mir sagen würde: Okay, die Übung ist echt geil gelungen, Skispringen ist ein lässiger Sport, die ganzen Emotionen, die darin stecken, die Leute, die zur Sprungschanze kommen, Wahnsinn, das Event. Gänsehaut pur. Ich habe jede einzelne Faser in mir gespürt, der Telemark ganz unten war mega und das Gefühl in der Luft war unbeschreiblich. Darum geht es ab sofort."

Nicht ab heute oder morgen. Möglicherweise aber schon beim Weltcup-Comeback ab dem 9. Dezember im deutschen Titisee-Neustadt. Und ganz bestimmt spätestens dann, sollte der "Super-Adler" eine Chance sehen, sich bei Olympia im Februar 2018 in Südkorea eine Goldmedaille zu krallen.

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