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Kuttin: "Nationencup hat absolute Priorität"

Adler-Chef Heinz Kuttin über "kompakte Mannschaft" und Saisonziele:

Kuttin:
Schanze frei für die Weltcup-Saison 2015/16. Zum dritten Mal in Folge ist Klingenthal im deutschen Bundesland Sachsen Schauplatz des Auftakts der Skispringer.

Nicht weniger als 31 Einzel- und sechs Team-Bewerbe stehen bis zum traditionellen Finale auf der Skiflug-Schanze in Planica auf dem Programm. Zusätzlich zur Vierschanzen-Tournee ist die Skiflug-WM (14.-17.1.) auf dem Kulm ein Höhepunkt.

"Haben im Sommer gut gearbeitet"

Für Cheftrainer Heinz Kuttin beginnt die zweite Saison im "Adlerhorst" des ÖSV und der Kärntner äußerte sich im Gespräch mit der APA zuversichtlich. "Ich fahre mit einem guten Gefühl hin. Wir haben über den Sommer gut gearbeitet, wir waren sehr individuell unterwegs und haben jetzt eine sehr kompakte Mannschaft beieinander", erklärte der 44-Jährige am Tag vor der Anreise nach Deutschland. Für ihn ist der Auftakt noch nicht standortbestimmend, aber freilich wünscht er sich einen guten Start, "weil dann das Selbstvertrauen gleich auf Anhieb da ist".

Trotzdem will er seinen Athleten, die 30 bis 40 Sprünge auf der Eis-Anlaufspur in Oberstdorf in den Beinen haben, die nötige Ruhe geben. Der verpatzte Auftakt im Vorjahr, als das Team nur Achter geworden war, ist Kuttin freilich noch in Erinnerung. "Wir haben es letztes Jahr gesehen, wie schnell man einen Wettkampf verhauen kann. Deswegen möchte ich auch die Ruhe haben, dass die Athleten wissen, dass der erste Wettkampf nicht entscheidend ist."

Mit Klingenthal, Kuusamo, Lillehammer und Nischnij Tagil stehen "vier komplett verschiedene Schanzen" an den ersten vier Wochenenden auf dem Programm. Doch wenn seine Mannschaft die Trainingsleistungen zeige, "wird das ganz gut werden".

Loch ist kleiner geworden

Der Weltcup-Gesamtdritte des Vorjahrs und Vierschanzen-Tournee-Sieger Stefan Kraft ist mit seinen 22 Jahren aktuell tonangebend im ÖSV-Team. Sein Zimmerkollege Michael Hayböck und natürlich auch Gregor Schlierenzauer waren im Vorjahr ebenfalls die Top-Ten-Springer im Team.

"Diese drei waren auch in den Top Ten im Gesamtweltcup. Dahinter haben wir dann ein schönes Loch gehabt. Das ist ganz klar das Ziel gewesen, dass wir dieses Loch stopfen." Und dies sei gelungen, so Kuttin. "Ich freue mich auf den Weltcup-Auftakt, weil wir als Mannschaft deutlich kompakter geworden sind."

Große Fortschritte ortete der dreifache Olympiamedaillengewinner, der seit April 2014 in diesem Amt ist, bei Manuel Fettner, der an der Entwicklung eines eigenen Hartschalen-Sprungschuhs intensiv mitgearbeitet hat. Und Manuel Poppinger sei körperlich wie skispringerisch auf seinem bisher besten Level. "Die zwei haben wirklich eine tolle Entwicklung gemacht. Und Andy Kofler ist wieder konstant stark gesprungen, das freut mich irrsinnig", ergänzte Kuttin.

Trainingsrückstand bei Diethart

Nicht gelungen ist es bisher, das Weltcup-Kontingent mit sieben Mann voll auszuschöpfen. Thomas Diethart hat laut Kuttin im Sommer immer wieder eine Verletzung übergangen. Der frühere Vierschanzen-Tourneesieger sei zu sich selbst nicht ehrlich gewesen. Dadurch hat Diethart nun einen Trainingsrückstand. "Wenn der Körper ein Signal sendet, dann musst du es annehmen, das hat er leider nicht getan. Aber ich bin überzeugt, dass er wieder Fuß fassen kann."

Druck von unten erhofft er von Nachwuchsleuten wie Philipp Aschenwald, Markus Schiffner und Ulrich Wohlgenannt. Kuttins persönliches Ziel ist der Gewinn des Nationencups, in dem Österreich hinter Deutschland und Norwegen im Vorjahr nur Dritter war. "Das hat für mich absolute Priorität - das zeigt ja, wie stark das Team ist."

Bis zur Tournee sei es auch ganz klares Ziel, via Kontinentalcup den siebenten Quotenplatz zu holen. Dies sei aber u.a. auch wegen taktischer Geplänkel anderer Nationen im Sommer-Grand-Prix verhindert worden. Während Kuttin im Sommer auch Jungen die Chance gab, Erfahrung zu sammeln und Verantwortung zu übernehmen, haben andere alles daran gesetzt, mehr Quotenplätze zu holen. Kuttin nannte als Beispiel die Polen, die nur noch vier Quotenplätze hatten, aber mit den vier besten Springern weitere Plätze herausgesprungen sind.

Serie soll fortgesetzt werden

Weitere Ziele Kuttins sind die Fortsetzung der sensationellen Serie von bisher sieben Vierschanzen-Tournee-Siegen in Folge und natürlich die Skiflug-WM auf dem Kulm. "Es ist heuer für viele die einzige und letzte Skiflug-WM im eigenen Land, da will sicher jeder Athlet zu dem Zeitpunkt in Hochform sein." Die Saisonhöhepunkte konzentrieren sich auf drei Wochen - zwischen der Tournee und dem Kulm gibt es noch den Weltcup zum "Einfliegen" in Willingen.

Als Titelverteidiger eröffnet Severin Freund, der sich in einem Herzschlag-Finale punktegleich vor Peter Prevc (SLO) nur aufgrund der höheren Anzahl an Einzelsiegen (9:3) durchgesetzt hatte, die Saison. Als erster deutscher Gesamt-Weltcupsieger seit Martin Schmitt (2000) kann er die Saison auf heimischem Boden eröffnen.

Ob es dem Skisprungzirkus nicht auch gut tut, dass wieder einmal ein Deutscher die Saison als Vorjahressieger eröffnet? "Als Österreicher sagt man natürlich, nein - nicht gut", meinte Kuttin lachend. "Aber es war eine Belebung des Sports. Auch dass wir 13 verschiedene Weltcupsieger hatten, ist super, weil das Interesse überall da ist."

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