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Matt nach Out in Zagreb: "War immer hinten nach"

Tiroler stürzt am Podest vorbei. Franzose überholt Halbzeit-Führenden.

Matt nach Out in Zagreb: Foto: © GEPA

Das neue Jahr beschert Österreichs Slalomfahrer noch kein großes Glück!

Vor allem Michael Matt verpasst im Slalom von Zagreb die Riesenchance auf einen Podestplatz. Der Tiroler, nach dem ersten Durchgang nur 0,07 Sekunden hinter dem Halbzeitführenden Ramon Zenhäusern (SUI), stürzt im zweiten Durchgang schon im oberen Teil und verspielt alle Siegchancen.

Auch der Schweizer kann seine Führung nicht verteidigen, Zenhäusern belegt am Ende mit 0,07 Sekunden Rückstand Rang zwei. Den Sieg schnappt sich der Vierte nach dem ersten Lauf, Clement Noel. Der Franzose zaubert einen Traum-Lauf hin und sichert sich den ersten Sieg im Jahr 2020.

Durch den Ausfall von Matt wird Marco Schwarz als Elfter bester Österreicher, Manuel Feller darf ein starkes Comeback nach einem Bandscheibenvorfall mit Rang zwölf feiern. Auch Fabio Gstrein hat Grund zur Freude. Mit Startnummer 53 fuhr der 22-Jährige im ersten Lauf noch auf Rang elf, am Ende sammelt er mit Rang 17 die ersten Weltcup-Punkte seiner Karriere.

Alles in allem war es kein Tag der großen Favoriten. Alexis Pinturault (FRA) wird nur Neunter, Henrik Kristoffersen (NOR) gar nur 19. LIVE-Ticker>>>

Vor allem Matt hadert mit dem verpassten Top-Start ins neue Jahr, da er im zweiten Durchgang nie richtig ins Fahren kam. "Im Steilhang war ich immer hinten nach. Ich habe den Schwung nicht mehr unter dem Tor gemacht und bin gegen die Spuren gefahren", erklärte Matt. "Irgendwann willst du dann den nächsten Schwung machen, dann ist es klassisch am Innenski weggerutscht."

Endstand des Zagreb-Slalom>>>

Probleme bereitete vor der zweiten Zwischenzeit eine Kombination über eine kleine Rampe, die Topläufer wie Pinturault, Kristoffersen und Noel zu akrobatischen Einlagen zwang. "Wie eine Stufe beim Treppensteigen eigentlich", beschrieb Matt die Passage. Der Tiroler, der nur sieben Hundertstel hinter Zenhäusern lag, klagte auch über leichten Wind im Flachen, fühlte sich insgesamt aber wohl.

Kleines Erfolgserlebnis für Feller: "Viel besser als auf der Couch zu sitzen"

Doch nicht alle Österreicher waren enttäuscht. Feller, der fast den ganzen Dezember wegen eines Bandscheibenvorfalls nicht Skifahren konnte, startete offensiv wie gewohnt in die ersten Tore.

"Viel besser als auf der Couch zu sitzen", scherzte der Fieberbrunner, der nach dem ersten Abschnitt Siebenter war. "Ich glaube, oben war es wirklich gut. Aber es ist interessant, wie schnell man die Belastung einfach nicht mehr so gewohnt ist." Im zweiten Durchgang hatte er mit dem längsten Slalom im Weltcup noch mehr zu kämpfen. "So muss sich ein Abfahrer nach einem Kombi-Slalom fühlen", meinte er.

Schwarz freute sich nach einem verhauten ersten Lauf mit der 22. Zeit über einen Teilerfolg. "Im ersten habe ich nicht so das Vertrauen gehabt, dann kannst du auch nicht Gas geben. Im zweiten habe ich einen anderen Ski genommen, das war die richtige Entscheidung", betonte der Kärntner, der im Finale den drittschnellsten Lauf zeigte. Weiter geht es für Schwarz und Co. schon Mittwoch mit dem Nachtslalom in Madonna di Campiglio.

Zwei prominente Verlierer

Die beiden Gesamtweltcup-Anwärter sind die Verlierer des Rennens: Alexis Pinturault scheidet im ersten Lauf nach einem schweren Fehler beinahe aus. Er rettet sich und betreibt am Ende mit Rang 9 zumindest Schadensbegrenzung.

Noch schlechter ergeht es Henrik Kristoffersen, der ohne groben Fehler mit 1,36 Sekunden Rückstand nur auf Rang 19 landet. Weil ihm nicht wie in Val d'Isere eine Aufholjagd gelang, schaffte es auch der Norweger als Gesamt-19. nicht, seinen Landsmann Aleksander Aamodt Kilde von der Weltcup-Spitze zu holen. Schlechter war der Norweger zuletzt im März 2017 in Aspen in einem Slalom klassiert gewesen, als er Rang 24 einnahm. Dafür übernahm Noel vor dem nächsten Slalom in Madonna die Führung in der Slalom-Wertung.

Statistik: Alle Sieger des Slaloms in Zagreb>>>

Noel: "Was für ein Start ins neue Jahr!"

Der große Gewinner war jedoch Noel, der sich passend zu seinem Namen ein verspätetes Weihnachtsgeschenk machte.

Was für ein Start ins neue Jahr!", jubelte Noel, der es seinem Idol Jean-Baptiste Grange gleichtat. Der mittlerweile 35-jährige Grange, der das Rennen als 15. beendete, hatte 2009 als erster Franzose die "Snow Queen Trophy" gewonnen. "Ich habe ihn immer bewundert. Er war so schnell, als ich ihn als Kind angefeuert habe", sagte Noel über seinen Teamkollegen. Lediglich sieben Hundertstelsekunden trennten ihn am Ende von Zenhäusern.

Zuletzt hatte der Shooting Star der vergangenen Saison im März in Soldeu gewonnen. In Levi stand er als Zweiter wieder auf dem Podium, ausgerechnet beim Heimrennen in Val d'Isere im Dezember schied Noel aus. "Ich habe gewusst, ich bin in Form und es kann mit dem Sieg klappen", verlautete der Vierte des ersten Durchgangs.

Mit dem Belgier Armand Marchant (22) und dem Norweger Lucas Braathen (19), die Fünfter respektive Sechster waren, fielen weitere junge Fahrer auf. Der mit der hohen Startnummer 40 fahrende Marchant sorgte in der Entscheidung sogar für die Laufbestzeit.

Zenhäusern Halbzeit-Führender

Zenhäusern hatte nach Lauf eins noch vor Matt und dem Deutschen Linus Strasser geführt, in der 30er-Entscheidung stürmte Noel auf blankem Eis auf dem Zagreber Sljeme aber noch von Platz vier zum Sieg.

Nach diesem griff auch Matt, der Arlberger machte aber bei einem Linksschwung einen entscheidenden Fehler. "Ärgerlich. Aber zumindest der Speed passt", meinte Matt.

Feller mit gutem Comeback

Matts Landsmann Manuel Feller gelang nach Pause wegen Bandscheiben-Vorfall zunächst ein starkes Comeback mit Platz 7 in Lauf eins. In der Entscheidung fiel der Tiroler aber nach einem Fahrfehler auf Platz 12 und damit auch hinter Landsmann Marco Schwarz zurück.

Der vor diesem Winter ebenfalls lange verletzt gewesene Kärntner war letztlich als 11. bester ÖSV-Fahrer. Während Marc Digruber und Johannes Strolz im ersten Durchgang ausschieden, sorgte Fabio Gstrein für einen ÖSV-Lichtblick, indem er sich als einer von vier Österreichern erstmals für eine Slalom-Entscheidung qualifizierte und am Ende 17. wurde.

Einige Überraschungen

Neben Vinatzer gefielen mit dem Belgier Armand Marchant (5.) und Lucas Braathen (6.) auch weitere junge Fahrer.

Der mit der hohen Startnummer 40 fahrende Belgier Marchant sorgte in der Entscheidung sogar für Laufbestzeit vor Vinatzer, Schwarz und Braathen.

 

Stimmen zum Rennen

Michael Matt: "Oben weg war es wieder gut. Aber den ganzen Steilhang habe ich gelämpft - dann bin ich innen weggerutscht. Attackieren muss man - der Speed ist wieder da. Das ist das Positive an dem Ganzen. Es hilft eh nix, in ein paar Tagen ist eh schon das nächste Rennen. So etwas darf nicht passieren. Dafür trainiert man ja das ganze Jahr - blöd!"

Manuel Feller: "Körperlich war es fordernd. Ich war in meinem Leben noch nie so blau. Ich weiß nicht, wo ich da so viel Kraft brauche. Vielleicht muss ich meinen Rücken so stabilisieren. Man fragt sich schon, warum ich die letzten 15 Jahre trainiert habe. Nach dem ersten Lauf habe ich schon Richtung Top 10 geschielt. Aber ich nehme jeden Punkte mit. Es ist wichtig zu attackieren, nicht nur zu schauen, wie es ist mit 90 Prozent runterzufahren. Im ersten Lauf war es richtig gut, im 2. Lauf habe ich Fehler eingebaut. Und ehrlich gesagt habe ich es auch konditionell nicht durchgedrückt. Die Frage ist jetzt: Wie entwickelt es sich körperlich mit dem engen Kalender und den anstehenden Reisen."

Marco Schwarz: "Im 2. Lauf habe ich ein bisserl mehr Gas gegeben, das Vertrauen war wieder mehr da. Ich bin einen anderen Ski gefahren, da war das Vertrauen mehr da - und da kann ich dann auch mehr Gas geben."

Clement Noel: "Es war beim Fehler im ersten Lauf sehr knapp, dass ich ausgeschieden wäre. Ich habe natürlich Zeit verloren, aber nicht so viel wie Alexis. Der zweite Lauf war dann richtig gut. Der Start in den Jänner war richtig gut. Ich weiß, dass ich sehr, sehr schnell bin. In Val d'Isere habe ich den Fehler gemacht, das muss man wegstecken. Ich habe gewusst, dass ich gut in Form bin."

Ramon Zenhäusern: "Es wäre total vermessen, wenn ich bei meinem Level mit Platz 2 nicht mehr zufrieden wäre. Es ist alles Erfahrung, die man sammelt."

Alex Vinatzer: "Ich bin gewaltig zufrieden. Ich hab eine Riesenfreude heute. Im Training hat es heuer gut gepasst, im Rennen habe ich es ins Ziel bringen müssen. Ich denke, das habe ich heute gut gemacht."

Alexis Pinturault: "Der 1. Durchgang, der Fehler, war zu groß. Ich bin einen guten 2. Durchgang gefahren - aber nicht gut genug, so wie der Belgier. Ich bin gut skigefahren - das ist zumindest positiv. Ich bin Top 10 - mit diesem Fehler ist es okay."

Fabio Gstrein: "Es ist lässig, dass ich in die Punkte reinfahre. Der 2. Durchgang ist schade - oben gut angefangen, aber dann etwas nachgelassen. Für den Kopf ist es gut, dass man weiß, es funktioniert alles und man kann bei den nächsten Rennen Vollgas geben."

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