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ÖSV-Herren sind auf "Big Points" aus

Foto: © GEPA

Eine oder mehrere kleine Kristallkugeln - Das ist eines der Hauptziele von Österreichs Ski-Herren in diesem Winter.

"Wir haben Leute, die um die Kugeln mitfahren können", sagt Herren-Rennsportleiter Andreas Puelacher vor dem Weltcup-Start in Sölden. Die Aussicht auf den Sieg im Gesamtweltcup sei derzeit nicht allzu groß, wenngleich Marco Schwarz ein Angriff zuzutrauen wäre, wenn der sein Können abrufe. Puelacher macht deutlich: "Du musst eben die Big Points machen."

In der vergangenen Saison, die wegen der Corona-Pandemie im März vorzeitig abgebrochen wurde, gingen die rot-weiß-roten Herren im Kampf um die begehrten Glaspokale leer aus. Das war davor zuletzt 2010/11 der Fall gewesen. Dann kam das Phänomen Marcel Hirscher, der acht Mal in Serie den Gesamtweltcup gewann und zwölf kleine Kugeln obendrein. Die Lücke, die nach seinem Rücktritt im September 2019 klafft, ist erwartungsgemäß enorm.

Das Potenzial wäre aber vorhanden, ist Puelacher überzeugt. "Mothl Mayer war letztes Jahr sehr gut dabei, bis er krank geworden ist", erinnerte der Tiroler, der in seine siebente Saison als Herren-Verantwortlicher geht. Speed-Spezialist Mayer belegte schließlich den vierten Platz, Vincent Kriechmayr war Gesamt-Fünfter. "Wer hätte letztes Jahr mit (Aleksander Aamodt; Anm.) Kilde als Sieger gerechnet? Man sieht, es kann relativ viel passieren in einer Saison. Wir müssen einfach schauen, dass wir so viele Siege und Punkte wie möglich machen", erklärte Puelacher. "Die Favoriten sind aber sicher andere."

Im Hinterkopf hat der Cheftrainer "Blacky" Schwarz. Der Kärntner sei nach seinem Kreuzbandriss im Februar 2019 wieder in bester Verfassung, vielleicht sogar stabiler als je zuvor. "Bei ihm sollte der Riesentorlauf heuer dazu kommen, man muss auch schauen, wie er sich im Parallelbewerb schlägt. Er ist jedenfalls ein bisschen breiter aufgestellt. Wenn er das zeigen kann, dann ist er am richtigen Weg", betont Puelacher. Auch der Kalender würde für ihn sprechen. "In seiner Paradedisziplin Slalom gibt es elf Rennen. Wenn du da immer dabei bist..."

Riesentorlauf als größte Baustelle

Die größte Baustelle ist der Riesentorlauf, wo in der Vorsaison das Vakuum nach dem Hirscher-Rücktritt offensichtlich wurde. Bei verletzungsgeplagten Spezialisten wie Roland Leitinger und Stefan Brennsteiner müsse "an der Konstanz" gearbeitet werden. Dafür installierte man mit Ex-Hirscher-Trainer Michael Pircher einen ausgewiesenen Spezialisten als Spartentrainer.

"Ich hoffe, dass es uns gelingt, wieder einen Schritt näher an die Spitze zu kommen." Für den Auftakt in Sölden sollte jedoch keine Topresultate erwartet werden. Saison-Höhepunkt ist die Alpin-WM im Februar 2021 in Cortina d'Ampezzo.

"Zwei Topleute" im Speed-Bereich

Im Speed-Metier, das heuer um die Nordamerika-Rennen umfällt, die wegen der Pandemie abgesagt wurden, "haben wir zwei Topleute, die eigentlich permanent aufs Podium fahren können und das auch bewiesen haben", bringt Puelacher wieder Mayer und Kriechmayr ins Spiel. Mehr kommen müsse von der zweiten Garde, wobei er Otmar Striedinger, Daniel Danklmaier und Stefan Babinsky exemplarisch nannte. "Wir sind zwar in der Breite gut aufgestellt, aber die Breite muss näher an die ersten zehn heran." Seine Karriere beendet hat Johannes Kröll.

ÖSV will wieder Nummer eins im Nationencup werden

Nur mit einer breiteren Spitze wird es wahrscheinlich auch mit einem anderen Ziel klappen: der Rückeroberung des Nationencups, den sich in der vergangenen Saison die Schweiz unter den Nagel riss. "Man will einfach da wieder die Nummer eins werden. Das sollte und darf auch unser Anspruch sein, obwohl die Konkurrenz natürlich sehr stark ist bei Damen und Herren", sagt Puelacher.

Covid-19 sorgt bei dem Tiroler derzeit nicht für Kopfzerbrechen. "Die Vorbereitung selber hat es nicht so beeinträchtigt, außer dass wir nicht nach Übersee geflogen sind. Was speziell sein wird, ist das ganze Rundherum bei den Rennen", blickt Puelacher voraus.

Die Veranstalter seien sehr gut vorbereitet, und die Österreich-Rennen "werden schon richtungsweisend sein, wo die Reise dann hingeht". Die Lage sei für alle gleich. "Niemand hat einen Vorteil oder einen Nachteil aus der Covid-Situation gezogen." So gesehen werde es "eine spannende Geschichte auf jeden Fall".

Textquelle: © LAOLA1.at/APA