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Gigantenduell! Hirscher macht Kristoffersen besser

Gigantenduell geht weiter! Darum macht Hirscher Konkurrent Kristoffersen besser:

Gigantenduell! Hirscher macht Kristoffersen besser Foto: © GEPA

Als hätte es den Sommer nie gegeben.

Marcel Hirscher und Henrik Kristoffersen setzten beim Saison-Auftakt in Levi ihr "Gigantenduell" aus der vergangenen Saison eindrucksvoll fort.

"Wir sind in unserer eigenen Liga gefahren", weiß der Norweger, der sich trotz starker Fahrten um neun Hundertstel geschlagen geben musste. "Wir sind fast gleichauf, Marcel ist nur ein bisschen besser", meint er nach dem ersten Rennen des WM-Winters.

Hirscher hat vorerst weiter die Nase vorne. "Es ist nur die Frage, wie lange", rechnet der Dominator der letzten Jahre mit einer Steigerung Kristoffersens.

Schon im Vorfeld des Levi-Slaloms war aus dem Umfeld des Norwegers zu hören, dass er in der Vorbereitung einen besonders guten Eindruck hinterlassen hat.

"Ja, ich glaube schon, dass Henrik besser ist als letztes Jahr", sagt Norwegens Cheftrainer Christian Mitter gegenüber LAOLA1. "Er ist ein Jahr älter und hat ein Jahr mehr Erfahrung. Allein deshalb ist er schon besser."

Laut dem Steirer, der die "Attacking vikings" seit Jahren von Erfolg zu Erfolg führt, hat auch Hirscher einen Anteil an Kristoffersens Entwicklung hin zum Weltklasse-Läufer. Das Duell mit dem ÖSV-Star mache seinen Schützling besser.

"Henrik sucht die Herausforderung"

"Das ist bei Menschen wie Henrik immer so - die suchen sich die Herausforderung. Und ein siebenfacher Gesamtweltcup-Sieger und Perfektionist ist eine Riesen-Herausforderung. Da steigert man sich dann rein, damit man immer besser und besser wird. So ist das Leben. Es wird immer alles besser und schneller, da muss man einfach mithalten und schauen, dass man noch besser und noch schneller als die anderen wird", spricht Mitter das hohe Niveau im Weltcup an.

In den vergangenen Jahren pushten sich Hirscher und Kristoffersen immer wieder gegenseitig zu Höchstleistungen. Meist jedoch mit dem besseren Ende für den Österreicher, der mit Ausnahme der Saison 2015/16, als Kristoffersen den Slalom-Weltcup gewann, neben der großen alle kleinen Kugeln in den technischen Disziplinen abräumte.

Saison 2013/14 2014/15 2015/16 2016/17 2017/18
Marcel Hirscher 5 Siege - 3 zweite Plätze - 5 dritte Plätze 8 - 4 - 2 8 - 8 - 3 6 - 9 - 1 13 - 1 - 2
Henrik Kristoffersen 1 Sieg - 1 zweiter Platz - 4 dritte Plätze 3 - 0 - 2 6 - 3 - 3 5 - 0 - 2 1 - 11 - 3

Ohne Hirscher wäre Kristoffersen bereits zwei Mal Gesamtweltcup-Sieger und einmal Olympiasieger. Die bisherige Ausbeute des 24-Jährige kann sich mit zwei olympischen Medaillen (Slalom-Bronze 2014 und RTL-Silber 2018) und insgesamt 16 Weltcupsiegen dennoch sehen lassen.

Von seinen bisher 16 Erfolgen im Weltcup feierte er die meisten (6) in der Saison 2015/16, im Winter darauf gewann er fünf Rennen. In der Vorsaison konnte Kristoffersen gerade einmal über einen Sieg beim Slalom in Kitzbühel jubeln, dafür wurde er ganze elf Mal Zweiter – meist hinter Hirscher und oft nur mit wenigen Hundertstel Rückstand. Auch beim Saison-Auftakt in Levi am Sonntag entschieden nur neun Hundertstel zugunsten von Hirscher.

Mentale Schwäche bei Kristoffersen?

"Das hat nichts mit mentaler Schwäche zu tun", meint Mitter. "Henrik hat schon sehr viele Rennen vor Marcel gewonnen - das muss man auch einmal sagen. Letztes Jahr hatte Marcel die Nase vorne, aber es waren sehr viele knappe Rennen dabei, vor allem im Slalom. Es war teilweise ein bisschen Pech dabei, wo er mit acht Hundertstel Rückstand Dritter war. Das geht dann am Punktekonto gleich mal ab. Aber wenn man die Leistung abgekoppelt vom Ergebnis betrachtet, war das schon eine sehr gute Saison. Man muss es halt auch im Rennen runterbringen und Henrik hat schon oft genug bewiesen, dass er das kann."

Dass Kristoffersen zu den besten Skifahrern der Gegenwart gehört, steht außer Frage. Er wird auch in diesem Winter Hirschers größter Konkurrent um den Kampf im Gesamtweltcup sein, auch wenn Hirscher sich in der Jäger-Rolle sieht.

"Die Gesamtweltcup-Bühne gehört Henrik", meinte der siebenfache Champion noch vor dem ersten Rennen angesichts der veränderten Rahmenbedingungen als Jung-Papa. "Um wirklich irgendwo Weltklasse zu sein, ist es normalerweise schon notwendig, dass man die Prioritäten klar setzt. Schauen wir mal, wie lange der Kompromiss so funktioniert. Ich denke, es kann keine Saison wie all die anderen sein."

Kristoffersen traut Hirscher-Aussagen nicht

Diese Aussagen will Kristoffersen, der Hirschers Understatements mittlerweile nur allzu gut kennt, allerdings nicht für voll nehmen. "Ich hätte wahrscheinlich das gleiche gesagt, wenn ich sieben Mal in Folge den Gesamtweltcup gewonnen hätte. Der ganze Druck liegt bei Hirscher", weiß der Norweger.

Dass Kristoffersen Hirscher den "depperte Glasbecher" gerne streitig machen würde ist jedoch klar.  Dass die Chancen in diesem Winter besser stehen, weil der Salzburger wie angekündigt eventuell das eine oder andere Rennen auslassen könnte, glaubt man im Lager der Norweger nicht.

"Man muss abwarten, ob das bei Marcel dann auch wirklich so sein wird. Aber mit ein paar Rennen wird es wahrscheinlich nicht getan sein. Im Vorjahr hatte Henrik im Gesamtweltcup im Endeffekt schon einen ganz schönen Rückstand (335 Punkte, Anm.)", merkt Mitter an.

Ob Kristoffersen den Rückstand in dieser Saison in einen Vorsprung umwandeln kann, wird sich weisen. Fest steht: "Es war ein guter Start und es sieht vielversprechend aus!"

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