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Schild besiegt ihren Levi-Fluch

Foto: © GEPA

Levi zählt eigentlich nicht zu den Lieblingsorten von Bernadette Schild. Bei zuvor sieben Starts war sie nur einmal als 17. klassiert (2010).

Auch am Samstag sah es danach aus, als würde die Salzburgerin mit den Spitzenplätzen im ersten Saison-Slalom nichts zu tun haben. Nach dem ersten Durchgang lag Schild mit über einer Sekunde Rückstand auf Shiffrin nur auf Rang zwölf. 

Im 2. Durchgang zauberte die 28-Jährige dann unerwartet Laufbestzeit in den finnischen Schnee - Rang drei. "Es ist anscheinend wirklich das Beste, wenn ich locker drauflos fahre und mir nichts dabei denke", grinst Schild.

 

Schild meint: "Es waren zwei verschiedene Personen im ersten und zweiten Durchgang. Ich habe im ersten auch mein Bestes probiert, aber ohne die Lockerheit vom zweiten geht einfach im Slalom nichts."

"Das hat mich immens schockiert"

Die erste Zwischenzeit im 1. Lauf habe sie "so immens schockiert, da war ich 60. Da habe ich mir echt gedacht, wie willst du jemals ein Rennen gewinnen, wenn du auf 14 Sekunden, wenn es flach ist, neun Zehntel kriegst? Das wird nichts. So schnell kannst im Steilen nicht Skifahren, dass du das aufholst. Da habe ich mir gedacht, noch langsamer geht eh fast nimmer, schauen wir im zweiten, ob es nicht doch vielleicht ein bisserl schneller geht."

Ihre Qualitäten im Steilen spielte sie im zweiten Durchgang hervorragend aus. "Es ist so cool, weil es einfach so unglaublich unerwartet ist. Man darf einfach nie aufgeben, das sage ich immer zu jedem. Und ich gebe auch nie auf, das hat es bei mir noch nie gegeben. Ich hoffe, dass mir das heute gezeigt hat, dass ich einfach richtig gut Skifahren kann und dass es auch im Flachen geht", sagt die Salzburgerin. 

Das Selbstvertrauen für die kommenden Rennen sollte nun passen. "Ich werde das nächste Mal am Start stehen und wieder ein bisserl nervös sein. Ich werde einen Anspruch an mich haben, dass es nicht wieder so ein blöder erster Durchgang wird. Aber ganz ehrlich will ich gar nicht drüber nachdenken, ich brauche nur so oben zu stehen wie im zweiten heute und einfach drauflosfahren. Ich hoffe, dass ich das mitnehmen kann. Es war ja auch keine Situation, wo ich knapp am Ausscheiden war, oder wo es eng geworden wäre. Also eigentlich wird es mit dem Gasgeben und mit dem Drauflosfahren stabiler", so Schild. 

Für die ÖSV-Damen war es der erste Stockerlplatz in Levi seit Kathrin Zettel 2014 (3.).

Gallhuber "ein bisserl heiß"

Die Halbzeitvierte Gallhuber hatte sich für das Finale vorgenommen, die Ski im Steilen noch mehr laufen zu lassen. "Ich bin ein bisserl heiß, weil ich weiß, dass viel mehr drinnen ist und ich mit zwei soliden Läufen trotzdem nur so wenig hinter dem Podest bin. Darum ärgert es mich ein bisschen", sagt die Olympia-Bronzemedaillengewinnerin. Sie sei aber sehr zufrieden mit Rang sieben, der sei nach Platz 23 im Vorjahr "ein Wahnsinn".

Von Rang 15 auf acht verbesserte sich Katharina Liensberger. "Das war eher die echte Katharina als im ersten Durchgang, das war ganz was anderes jetzt. Ich habe von Start an mehr attackiert und mehr die Linie ausgereizt. Ich bin happy, dass der zweite in die Richtung ging, die ich mir vorstelle. Da ist natürlich noch viel Luft nach oben, aber es kommen ja noch ein paar Rennen."

Truppe: "Wie ein kleines Kind"

Katharina Huber fiel vom 13. auf den 20. Platz zurück ("Mein Ziel mit Startnummer 26 war, dass ich auch im zweiten Durchgang bin"), Katharina Truppe verbesserte sich von 26 auf 16.

"Im ersten war der Start so schlecht, da bin ich rausgefahren wie ein kleines Kind, ohne Spannung. Ich bin gefahren wie eine Schnecke, ich habe auch im Steilen gebremst. Im zweiten habe ich mir gedacht, bitte, jetzt reiß dich endlich einmal zusammen. Das muss ich mir im Kopf behalten, so muss ich Killington anlegen", erklärt die Kärntnerin.

Marie-Therese Sporer holte als 26. ihre ersten Weltcup-Punkte, Franziska Gritsch (35.), Hannah Köck (58.) und Michaela Dygruber (Ausfall) verpassten die Qualifikation für den zweiten Durchgang.

Shiffrin kommt Schild-Rekord näher

Mikaela Shiffrin hat ihrer kleinen Rentier-"Herde" indes ein drittes Tier hinzugefügt. Nach 2013 und 2016 feierte die überragende Slalomläuferin der Gegenwart auf der Strecke nördlich des Polarkreises ihren dritten Sieg, es war ihr 44. Erfolg im Weltcup sowie der 33. im Slalom. 

In der Statistik der Läuferinnen mit den meisten Slalomsiegen fehlen Shiffrin als derzeit Dritter damit nur noch ein Erfolg auf die Schweizerin Vreni Schneider (34) und zwei auf ihr großes Vorbild, die Salzburgerin Marlies Schild. 

"Es ist natürlich super, so in die Slalom-Saison zu starten. Ein Podest ist immer toll, der Sieg ist natürlich unglaublich", sagte Shiffrin, die ihr drittes Rentier nach der Zeichentrickfigur Mr. Gru taufte. Die zwei zuvor gewonnenen heißen Rudolph und Sven.

Das erste Rennen einer Disziplin sei immer besonders hart, gestand Shiffrin. "Ich war sehr aufgeregt. Ich habe daheim trainiert, bin hierher geflogen, hatte Jetlag, das waren ein paar schwierige Tage mit einigen Momenten des Zweifels. Aber ich habe heute stark gekämpft und kann es genießen. Darauf kann ich aufbauen."

Schild stürmt aufs Levi-Podest Ski Alpin - Weltcup Damen Furiose Aufholjagd von Bernadette Schild im Slalom. Sieg für Shiffrin:
Textquelle: © LAOLA1.at/APA