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Liensberger nach Beinahe-Aus: "Muss Turbo zünden"

Von "dreckiger Piste" fast abgeworfen! Das sagt die Vorarlbergerin:

Liensberger nach Beinahe-Aus: Foto: © GEPA

Wenn Kampfgeist belohnt wird! Eigentlich war der Slalom von Zagreb für Katharina Liensberger nach etwa 12 Sekunden im 2. Durchgang bereits vorbei.

Die Vorarlbergerin wurde bei einem Loch in der Ideallinie ausgehoben - mit viel Mühe konnte sie einen Ausfall verhindern.

Nach dem Fehler habe sie gedacht, "jetzt muss ich den Turbo zünden", sagte die 24-jährige im Ziel. "Es war am Limit. Ich habe voll riskiert."

"Überraschend, dass ich im Kurs geblieben bin"

Dass die Fünfte nach dem 1. Durchgang als Führende abschwang, hatte sie selbst nicht mehr erwartet. "Es war überraschend, dass ich da im Kurs geblieben bin", so die Weltmeisterin.

Trotz des Fehlers schaffte sie sogar noch den Sprung aufs Stockerl: "Dass es jetzt sogar für ein Podium reicht, ist unglaublich."

Ergebnis des Slaloms in Zagreb>>>

Über das Pisten-Problem im Steilhang sei sie informiert gewesen: "Ich habe versucht, die Linie höher anzulegen. Aber es hat mich dann beim nächsten Tor hinten reingedrückt. Scheinbar muss ich noch üben, dass ich das so hinkriege, wie ich mir das vornehme."

Am Ende des Tages durfte Liensberger aber über ihren zweiten Podestplatz in Folge nach Rang zwei in Lienz jubeln. In Zagreb schaffte sie nach Rang drei 2020 und Platz zwei 2021 den Podest-Hattrick.

Alle Siegerinnen in Zagreb>>>

Nachgefragt bei Katharina Liensberger:

Frage: Mit so einem Fehler noch auf das Podest zu fahren, muss sich fast wie ein Sieg anfühlen, oder?

Liensberger: "Ja, auf jeden Fall. Es war knapp, dass ich im Lauf geblieben bin. Als ich ins Ziel gekommen bin und grünes Licht war, war das einfach unglaublich, dass sich das noch ausgegangen ist. Ich bin nach dem Fehler einfach voll an mein Limit gegangen, ich wollte das bis ins Ziel durchziehen. Dass es tatsächlich gereicht hat, ist wirklich wunderschön. Ich bin echt happy."

Frage: Der Rückstand mit 2,11 Sekunden auf Siegerin Petra Vlhova ist groß. Was glauben Sie, wieviel der Fehler gekostet hat?

Liensberger: "Das ist schwierig zu sagen, aber ich glaube, fehlerfrei ist keine durchgekommen heute. Es war schon sehr schwierig. Aber dass es viel Zeit gekostet hat, ist garantiert."

Frage: Wind, Blätter auf der Piste, wie weich war und Spuren aufwies. War es richtig, dass das Rennen durchgezogen wurde?

Liensberger: "Schlussendlich denke ich, es war richtig, dass wir es gefahren sind. Die Umstände waren sehr herausfordernd, aber nichtsdestotrotz ist es ein Freiluftsport. Dass es nicht ganz optimal war, hat jeder gesehen. Mit dem Wind, der eine zusätzliche Challenge war, und den Spuren in der Piste. Aber das war in den letzten Jahren hier schon so, was die Piste betroffen hat, da heißt es einfach, gut drauf einstellen. Ganz egal, was kommt. Das Wichtige ist einfach, dass man schnell Ski fährt, das ist entscheidend. Es war eine Herausforderung, die ich ganz gut gemeistert habe."

Frage: Sind Sie schon einmal auf so einer dreckigen Piste gefahren?

Liensberger: "Nein, so viel Braun hab ich noch selten gesehen."

Frage: Spüren Sie noch Nachwirkungen von der Corona-Infektion?

Liensberger: "Im zweiten Lauf war es definitiv ein Fight, es war bis an die Grenze, das kostet auch Kraft. Aber ich fühle mich von Tag zu Tag schon wieder besser. Ob ich noch Nachwirkungen habe, ist schwierig zu sagen. Ich habe im Training gemerkt, dass es anstrengender war als sonst. Aber sonst geht es mir gut, es geht jeden Tag aufwärts."

Gallhuber: "War ein Fight"

Auch für Gallhuber gab es in Zagreb ein sportliches Happy End: "Jeder gute Lauf, jedes gute Rennen gibt Selbstvertrauen. Es waren heute ganz andere Bedingungen, auch da habe ich gesehen, dass ich schnell sein kann. Es war definitiv ein Fight."

Wie schon zuletzt in Lienz gelang der Niederösterreicherin im Finale ein Sprung nach vorne. Nach Rang 13 zur Halbzeit verbesserte sich Gallhuber um sieben Plätze und belegte wie beim Heimrennen Rang sechs.

"So eine dreckige Piste"

Auf die widrigen Bedingungen angesprochen, meinte die 24-jährige Niederösterreicherin: "Wir sind ein Freiluftsport, man muss es nehmen, wie es ist und das Beste draus machen. An so viel Laub auf einer Piste kann ich mich nicht erinnern, aber es gibt immer ein erstes Mal."

Katharina Truppe (Rang 16) gestand im Ziel ihre liebe Mühe. "Das ist definitiv der Untergrund, wo ich noch viel arbeiten muss, um das perfekte Material zu finden. Ich habe mich da runter schon oft viel besser gefühlt. So eine dreckige Piste habe ich noch nie gehabt, das war definitiv ein harter Tag."

Katharina Huber kam auf Rang 22, während Chiara Mair und Marie-Therese Sporer im zweiten Durchgang ausrutschten und ausfielen. Keine Weltcup-Punkte gab es auch für die Tirolerin Bernadette Lorenz, die bereits im ersten Lauf ausschied.

Mitter: "Doch irgendwie am Limit"

ÖSV-Frauen-Rennsportleiter Christian Mitter wollte die Durchführung des Rennens nicht "unbedingt grenzwertig, aber doch irgendwie am Limit", nennen. Es sei ein eigenartiges Rennen mit eigenartigen Bedingungen gewesen. Aber die Besten hätten sich durchgesetzt.

Es habe sich im zweiten Durchgang beim oberen Übergang ein Schlag entwickelt, den man fast nicht lösen konnte. "Aber die besten zwei haben es dann auch wieder gezeigt, dass es eigentlich ganz gut geht." Von Liensberger sei es nach dem Fehler ein Superfight gewesen. "Das ist ein verdienter dritter Platz." Auch mit Gallhuber sei er zufrieden, der Rest habe es wieder probiert.

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