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Aleksander Aamodt Kilde: Eine gefährliche Mischung

Lange Zeit war Aleksander Aamodt Kilde nicht der verlässlichste Siegfahrer. Warum er jetzt in der Abfahrt dominiert.

Aleksander Aamodt Kilde: Eine gefährliche Mischung Foto: © GEPA

Als Abfahrer hat man es in Norwegen nicht leicht. Fast übergroß sind die Fußstapfen, die Ausnahme-Athleten wie Aksel Lund Svindal und Kjetil Jansrud hinterlassen haben.

Vor zehn Jahren machte sich ein Talent namens Aleksander Aamodt Kilde von Baerum in Süd-Norwegen aus auf den Weg, um diesen Spuren zu folgen.

Heute ist das 1,82 m große und 90 kg schwere Kraftpaket einer der besten, wenn nicht sogar der beste Abfahrer der Welt.

Von acht Abfahrten in diesem Winter hat Kilde fünf gewonnen, nur ein Mal – bei seiner Schrecksekunde im ersten Rennen auf der Streif – landete er nicht in den Top fünf. Den Abfahrts-Weltcup führt er mit 156 Punkten vor Vincent Kriechmayr an.

Im Super-G und im Gesamtweltcup ist der 30-Jährige erster Verfolger und härtester Herausforderer von Marco Odermatt.

An der Seite von Svindal und Jansrud an die Weltspitze

Kilde war nicht von kleinauf das Supertalent, von dem man schon früh wusste, dass er es einmal bis ganz nach oben schaffen würde. Bis 15 frönte er neben dem Skifahren seiner Leidenschaft für den Fußball.

Auf zwei Brettern war er sowohl technisch versiert als auch mit der nötigen Risikobereitschaft für die schnellen Disziplinen ausgestattet.

Im Riesentorlauf wurde Kilde 2013 Junioren-Weltmeister, seinen ersten Podestplatz im Weltcup holte er 2015 im Super-G. In Gröden belegte er Platz drei hinter Svindal und Jansrud – jenen Vorbildern, von denen er in den kommenden Jahren eine Menge lernen würde.

Bis Kilde ganz oben an der Weltspitze ankam, dauerte es aber. Zwar zeigte die Leistungskurve fast stetig nach oben, ein verlässlicher Siegfahrer war er aber lange Zeit nicht. Sogar sein Gesamtweltcup-Sieg in der Saison 2019/20 basierte hauptsächlich auf einer eindrücklichen Konstanz mit 22 Plätzen in den Top-10 in Serie, in vier verschiedenen Disziplinen.

Nach seinem Kreuzbandriss 2021 kämpfe sich Kilde eindrucksvoll zurück und scheint in diesem Winter nun an seinem Leistungs-Höhepunkt angekommen zu sein.

Die Balance stimmt

Die Balance zwischen Material und Technik, sie ist so gut wie selten in seiner Karriere. Gemixt mit dem Hang zum vollen Risiko ergibt das eine für die Konkurrenz gefährliche Mischung. 

"Er ist jetzt auch da gut, wo er früher ein bisschen schwächer war", sagt sein ehemaliger Mentor Svindal. "Er weiß in jedem Streckenabschnitt genau, wo er Risiko nehmen kann und wo er etwas dosieren muss."

Die Erfahrung, die der 30-Jährige mittlerweile hat, spielt dabei eine große Rolle. "Wie viel muss man pushen, um zu gewinnen und wie viel ist zu wenig und man wird Fünfter - das hat auch etwas mit Erfahrung zu tun und die hat er jetzt", sagt Svindal. "Er weiß jetzt, wie er fahren muss und das nicht nur auf einer Strecke, sondern den ganzen Winter auf verschiedenen Strecken."

Das macht es für die Konkurrenz schwierig bis unmöglich, den "attacking viking" zu übertrumpfen. "Wenn er mit dem Risiko, das er nimmt, durchkommt, ist er nur schwer zu schlagen", muss auch Kontrahent Odermatt zugeben.

Kilde vor WM: "Ich bin einer der Favoriten"

Dessen ist sich Kilde auch selbst bewusst. Vor den Speed-Bewerben bei der WM in Courchevel nimmt er deshalb auch die Rolle des Favoriten, vor allem in der Abfahrt, an.

"Es ist nie fix bei einer Weltmeisterschaft. Man weiß einfach, dass es Leute gibt, die bei solchen Events richtig Gas geben. Aber ich war nie so bereit wie jetzt für Abfahrt und Super-G. So wie die Saison bis jetzt gelaufen ist, bin ich einer der Favoriten."

Für Kilde wär es seine erste Medaille oder im besten Fall Medaillen bei Weltmeisterschaften. Dennoch versichert er: "Ich bin ganz ruhig mit den Nerven."

Auch das macht Kilde aus. Es besinnt sich stets auf sein Können, ohne dabei abgehoben zu wirken. Genau diese Demut ist es auch, die die norwegischen Abfahrer seit jeher so stark macht.  

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