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"Zentrale Vermarktung? Ja! - Enteignung? Nein!"

Der Ex-ÖSV-Boss spricht sich aber für zentrale Vermarkung und mehr US-Rennen aus.

Foto: © GEPA

Es ist soweit. Der mit viel Spannung erwartete 53. Kongress des Internationalen Skiverbandes in Mailand ist eröffnet.

Es geht unter anderem um die Vergabe künftiger Weltmeisterschaften, um neue Renn-Formate und um den Ski-Weltcup-Kalender der Saison 2022/23. Es geht aber auch um die Zukunft des Skisports allgemein.

Neue Player an der Spitze des Weltverbands wollen dem Skisport ein neues, frisches Gesicht verpassen.

Der schwedisch-britische Geschäftsmann Johan Eliasch, der am 4. Juni 2021 zum neuen FIS-Präsidenten gekürt worden ist, plant die große Revolution. Es geht in erster Linie um eine zentrale Vermarktung der Ski-Rennen und um eine deutliche Anhebung der Preisgelder.

Mit der Schweiz, Deutschland und Österreich stehen Kernländer des alpinen Skisports auf der Bremse. Sie fürchten eine Entmündigung und Enteignung.

Auch Peter Schröcksnadel, der in sehr vielen Punkten mit dem 60-jährigen Multimilliardär Eliasch übereinstimmt, ist bezüglich der raschen Umsetzung der zentralen Vermarktung skeptisch.

Schröcksnadel: "Man kann nicht einfach drüberfahren..."

Der 80-jährige Tiroler ist ebenfalls für eine zentrale Vermarkung, meint in einem Interview mit dem "Kurier" aber: "Man wird nicht einfach über die nationalen Verbände drüberfahren können, nach dem Motto: Ihr nehmt jetzt da drei oder fünf Sponsoren und dafür bekommt ihr Geld. Das würde schon allein deshalb nicht gehen, weil man so die Mannschaften nicht mehr verkaufen kann."

Schröcksnadel stellt klar: "Der nationale Verband muss eine gewisse Selbstständigkeit haben und darf nicht entmündigt oder enteignet werden."

Eliasch, der sich am Donnerstag in Mailand als einziger Kandidat auf den Posten des FIS-Präsidenten der Wiederwahl stellt, stößt mit seinen Reformbestrebungen betreffend Disziplinen, Kalender und Vermarktung auf großen Widerstand.

Zentralvermarktung beim Kongress kein offizielles Thema?

Zentralvermarktung beim Kongress kein offizielles Thema?
FIS-Präsident Johan Eliasch
Foto: © GEPA

Deshalb glaubt Schröcksnadel auch nicht daran, dass in der norditalienischen Fußball-Metropole in den nächsten 48 Stunden über die Zentralvermarktung abgestimmt wird. "Darüber wird in letzter Zeit sehr viel geredet, sie ist beim Kongress aber kein offizielles Thema", weiß "Schröcksi" und meint gegenüber dem "Kurier" weiters: "Die Pläne sind noch unausgegoren und wären noch gar nicht umsetztbar. Ich kann mir schwer vorstellen, dass der FIS-Präsident dieses Thema selbst zur Sprache bringen wird."

Mit den Plänen von Eliasch ist Schröcksnadel bestens vertraut.

Auch der ehemalige Langzeit-Präsident des ÖSV ist für die zentrale Vermarktung der Weltcup-Rennen: "Ich habe das ja auch in Österreich vorangetrieben. Der ÖSV hat unter meiner Führung genau das Gleiche gemacht, was jetzt die FIS vorhat. Da sehe ich grundsätzlich keinen Unterschied, die Frage ist nur: Wie gehe ich vor, wie hole ich alle ins Boot?"

Ein möglicher Lösungsvorschlag für das "explosive Thema" sieht für den Tiroler wie folgt aus: "Der nationale Verband muss bis zu einem gewissen Punkt selbst die Möglichkeit haben, seine Wettkämpfe zu vermarkten und seinen Sponsoren eine Bühne zu geben. Umgekehrt müssen auch die FIS-Sponsoren dabei sein. Davon würden dann alle profitieren."

Schröcksnadel: "Kein einziges Skirennen ist ausverkauft!"

Schröcksnadel betont, dass kein einziges Rennen im Weltcup-Winter ausverkauft ist, "auch wir in Österreich hatten oft nur 70 Prozent Auslastung" und ist überzeugt: "Mit der gemeinsamen Vermarktung könnte man diese Lücke schließen."

Der streitbare Unternehmer aus Innsbruck begrüßt die Pläne von mehr Rennen in Übersee, um möglicherweise einen großen US-TV-Sender an Bord zu holen, spricht sich aber klar gegen Skirennen im Pay-TV aus: "... dann wird es einige Rennen nicht mehr geben, weil sie sind ein wesentlicher Faktor für den Tourismus. Im Bezahlfernsehen funktioniert das dann nicht mehr."

Übrigens: Schröcksnadel wird in Mailand beim Kongress offiziell aus dem Vorstand des Weltskiverbandes ausscheiden.

Ortlieb ersetzt "Schröcksi" - Stadlober geht in den ÖOC-Vorstand

Nach seinem Abschied als ÖSV-Präsident war Schröcksnadel im Weltverband zu einem der vier Vizepräsidenten aufgestiegen. Ortlieb war in der ÖSV-Präsidentenkonferenz einstimmig und als Nachfolger für Peter Schröcksnadel in der FIS nominiert worden.

Für ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober (Bild oben mit Ortlieb li. und ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer re.) soll es statt in die FIS ins ÖOC gehen, sie wird für die Vorstands-Wahlen beim Österreichischen Olympischen Comité nominiert.

23 Kandidatinnen und Kandidaten treten in Mailand für 18 Positionen an, mindestens drei Frauen müssen gewählt werden und eine gewisse Anzahl von Vertretern kleinerer Verbände. Bei dieser Wahl gelangen die neuen FIS-Statuten erstmals zur Anwendung.

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