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Stephan Eberharter: Kein "Tamtam" zum 50er

Foto: © GEPA

Mit 21 Jahren Sensations-Doppelweltmeister, dann aus dem ÖSV-Kader geflogen, am Ende als Rivale von Hermann Maier Gesamtweltcup-Sieger, Olympiasieger und Fabel-Sieger auf der Kitzbüheler Streif.

Damit sowie 29 Weltcupsiegen und zwei großen Kristallkugeln gehört Stephan Eberharter zu den erfolgreichsten Skirennfahrern Österreichs. Am Sonntag feiert der "Steff" aus dem Zillertal seinen 50. Geburtstag.

Und zwar relativ unaufgeregt bei einem Mittagessen mit der Familie inklusive Ehefrau Birgit und Sohn Felix (9). "Ich feiere grundsätzlich nicht groß, mache auch aus dem Fünfziger kein großes Tamtam", erklärt Eberharter der APA. "Es geht mir gut, körperlich wie auch geistig, das Leben ist gut", sagt der am 24. März 1969 geborene Tiroler vor seinem "Runden".

Sensation, Absturz, Kuriosum

Die besonnene Art ist ebenso ein Wesensmerkmal Eberharters wie die Konsequenz und Hartnäckigkeit, die er während seiner Karriere an den Tag gelegt hatte. Nachdem er 1991 - ohne zuvor ein Weltcuprennen gewonnen zu haben - als 21-Jähriger in Saalbach sensationell Doppelweltmeister (Super-G und Kombi) geworden war, folgte nach Verletzungen und Materialproblemen ein "Absturz" mit kurioser Begleiterscheinung.

Weil 1993 der Super-G in Morioka ausfiel und die WM in der Sierra Nevada auf 1996 verschoben wurde, war Eberharter fünf Jahre lang Weltmeister, obwohl er 1994 sogar aus dem ÖSV-Kader eliminiert worden war.

Fünf Jahre dauerte auch sein Tief, aus dem er sich erst 1997/98 mit Europacup-Siegen zurück ins Weltcupteam fuhr. Bei Olympia in Nagano holte er Silber im Riesentorlauf hinter Maier. Es war auch der Beginn einer der aufreibendsten Rivalitäten zwischen zwei Fahrern aus der führenden Skination schlechthin. Mit dem ersten Weltcupsieg am Saisonende schaffte Eberharter aber zunächst auch diesbezüglich den Durchbruch.

Die Gründe, warum er selbst nach vier oder fünf schlechten Saisonen nicht "den Hut draufgehaut" habe, würden weit in seine Kindheit zurückreichen, erklärte Eberharter vor seinem Geburtstag: "Mein Vater hat nie was von mir und meinen Brüdern verlangt, sondern uns alles mit Freude und Spaß verklickert. Da war nichts geplant mit Weltmeister oder Olympiasieger. Ich hab's einfach immer gerne gemacht."

Ihm sei deshalb schon nach Saalbach bewusst gewesen, dass es nicht immer so weitergehen würde. "So etwas gehöre zu einer Sportlerkarriere einfach dazu. Es gibt ganz wenige, wie etwa Marcel Hirscher, die das ohne Probleme durchziehen können."

Die Rivalität mit Maier

Zurück in der Erfolgsspur biss sich Eberharter aber dann meist am Dauerrivalen Maier die Zähne aus. Die Medien spielten das Stück als Duell zwischen einem "Winner" und einem "ewigem Zweiten". Eberharter trat erst wirklich aus dem Schatten des Salzburger Doppel-Olympiasiegers, nachdem sich dieser im Sommer 2001 bei einem Motorradunfall schwer verletzt hatte. Danach war der Tiroler aber nicht mehr zu halten.

Abgetreten ist er im September 2004 als dreifacher Weltmeister, Riesentorlauf-Olympiasieger und zweifacher Weltcup-Gesamtsieger sowie insgesamt sieben Weltcupkugeln und acht Medaillen. Im Jänner 2004 gelang ihm kurz vor dem Rücktritt noch ein Fabelsieg in Kitzbühel, bis heute spricht man von der vermutlich besten je auf der Streif gesehenen Fahrt. Eberharter im Interview über seinen "Genie-Streif">>>

Eberharter bedauert heute weder seine fünf Krisenjahre noch die Tatsache, dass ihm mit Maier der Ski-Gigant schlechthin im Weg gestanden war. "Im Nachhinein ist eine Zeit, in der man zu 100 Prozent auf sich selbst gestellt ist und sich zurückkämpfen muss, sehr wertvoll. Und ein Kämpfer war ich immer." Seine Erkenntnisse über Themen wie Motivation, Leidenschaft und Krisen referiert der Zillertaler heute im Auftrag großer Unternehmen.

Offen spricht Eberharter mittlerweile auch über seine Rivalität mit Maier. "Natürlich war es einerseits nervig, wenn du permanent auf einen überstarken Gegner angesprochen wirst. Ich habe aber gewusst, er ist ein Top-Läufer und einen Tick stärker als ich. The winner takes it all, und die anderen sind dann eben die Nummer zwei." Er habe das aber überstanden, weil er zuvor schon die schlechten Jahre überstanden habe. "Ich war fünf Jahre lang in der Scheiße, bin danach besser gefahren denn je und habe mich danach nicht mehr nach Sieg oder Niederlage bewertet. Wer so weit unten war, ärgert sich nicht mehr über dritte oder fünfte Plätze."

Letztlich hätten von der Rivalität beide profitiert, ist Eberharter überzeugt. "Man hat gesehen, was aus Konkurrenz entstehen kann. Der Hermann hat den Skisport auf einen neuen Level gehoben und mir war klar, wenn ich mit ihm mithalten will, muss ich auch über mein Limit gehen. Sonst habe ich schon von vorneherein keine Chance, er war ja ein Ausnahmeskifahrer." Was er in dieser Zeit auch gelernt habe war, dass "das was heute in der Zeitung steht, morgen schon niemand mehr interessiert".

Eberharter: "Das ist lächerlich"

Eberharter hat in seiner Zeit in vier Disziplinen Medaillen gewonnen. Dass sich der Skirennsport zunehmend zum Spezialistentum entwickelt, stört ihn nicht. "Die wirklichen Allrounder sind eh noch zur Zeit eines Toni Sailer, Karl Schranz oder Jean-Claude Killy gefahren. Und die Kombi in der aktuellen Form hat mir nie gefallen, zudem nur zwei Bewerbe im Winter sind lächerlich."

Man müsse den Tatsachen ins Auge sehen. "Nämlich dass es Allrounder wahrscheinlich nicht mehr geben wird." Hirscher habe vorgemacht, wie es geht. "Du musst dich spezialisieren, um konkurrenzfähig zu sein. Wenn du in zwei Disziplinen acht bis zehn Rennen gewinnst, hast du den Gesamtweltcup im Sack."

Textquelle: © LAOLA1.at/APA