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Schröcksnadel: "Vonn soll in Kitzbühel fahren"

ÖSV-Präsident Schröcksnadel über Vonn, Hirscher, Veith und Olympia.

Schröcksnadel: Foto: © GEPA

Eine klare Meinung hat ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel bezüglich der Ambitionen von Lindsey Vonn, bei der Herren-Abfahrt in Lake Louise an den Start zu gehen.

"Das ist ganz klar eine Damen-Rennstrecke, keine Herren-Piste. Wenn Lindsey den Vergleich haben will, muss oder soll sie in Beaver Creek, Wengen, Gröden oder in Kitzbühel gegen die Herren antreten", sagt der 76-Jährige am Donnerstag bei einem Medientermin in Wien gegenüber LAOLA1.

Außerdem spricht Schröcksnadel bei über die Comebacks von Marcel Hirscher und Anna Veith sowie die mögliche Olympia-Bewerbung von Tirol:

… Lindsey Vonn und ihr Wunsch bei einem Herren-Rennen zu starten:
Ich bin ein Frauenfreund, aber die Gender-Partie in dieser Sache halte ich für einen unnötigen Gag. Jetzt werden mich zwar die Feministinnen wieder piesacken, aber das halte ich aus. Wenn Lindsey Vonn einen echten Vergleich mit den Herren haben will, dann soll sie ihn bekommen. Aber einen echten Vergleich. Nicht in Lake Louise. Das ist ein Damen-Weltcuport, an dem seit einigen Jahren auch die Herren gastieren. Lake Louise ist ganz klar eine Damen-Rennstrecke, keine Herren-Piste. Wenn Lindsey den Vergleich haben will, muss oder soll sie in Beaver Creek, Wengen, Gröden oder in Kitzbühel gegen die Herren antreten. Dann kann man sehen wie weit sie vorne oder hinten ist. Mit dem Vergleich an sich habe ich also kein Problem, einzig mit der Strecke, wo dieser Vergleich stattfinden soll.

… Saison-Erwartungen an das ÖSV-Team:
Eva-Maria Brem kommt zurück, Conny Hütter ist wieder da und auch Anna Veith wird sich in diesem Winter anders präsentieren – wir haben eine viel stärkere Mannschaft als letzte Saison. Manuel Feller ist nicht mehr verletzt, Matthias Mayer hat wieder zu seiner alten Stärke gefunden, Hannes Reichelt ist topfit – also wir sind in jedem Fall ganz anders aufgestellt. Mein Saisonziel lautet: Gewinn des Gesamt-Weltcups bei den Damen und den Herren sowie Sieg im Nationencup und entsprechend Medaillen bei Olympia!

... Analyse der vielen Verletzungen im Winter 2016/17:
Die Verletzungen im letzten Winter waren kein Zufall. Wir haben das ausgiebig analysiert, aber kein hundertprozentig schlüssiges Ergebnis. Wir vermuten das Problem im Materialsektor. Das betrifft nicht die Länge bzw. Taillierung der Ski, sondern den Schuh und Bindungsbereich und die diversen Einstellungen bei diesen Material-Punkten. Das werden wir uns weiter genau anschauen und die Sache gut beobachten. Definitives Resultat haben wir diesbezüglich noch keines bekommen. Jeder Athlet will schneller werden und dementsprechend schmal ist der Grad bei den Einstellungen. Jede schwere Verletzung ist eine zuviel. Wir werden da sicher dranbleiben.

… Vorbereitung auf den Olympiawinter:
Von den Vorbereitungen her läuft es sehr gut. In der Abfahrt - das ist gar keine Frage - erwarte ich mir einen Schub. Wir haben dort ja auch das Trainer-Team ein wenig verändert. Ich will nicht sagen, dass der letzte Trainer (Florian Winkler, Anm. d. Red.) schlecht war, aber vielleicht war er für die Herrenmannschaft zu unerfahren. Das ist für mich gut möglich, da Sepp Brunner in dieser Hinsicht doch ein anderes Kaliber ist.

… Umstrukturierungen in den Trainingsgruppen:
Einzelne Läuferinnen und Läufer aus kleinen Ski-Nationen sind uns immer näher gekommen oder haben uns zum Teil überholt. Daher mussten wir uns überlegen, ob da bei uns was falsch läuft. Und natürlich ist individuelles Training ein ganz wesentlicher Faktor. Wir haben ein hervorragendes Teamtraining und jetzt schauen wir, dass die Athleten in der Mannschaft zusätzlich auch mehr individuell arbeiten, damit wir diesen Faktor aufheben. Weil in der Mannschaft haben wir den besten Vergleich, den andere Nationen so ja nicht haben, daher wollen sie ja auch zum Teil mit anderen Nationen mittrainieren. Da wir jetzt die Trainingsgruppen verkleinert haben, gibt es dort auch mehr Raum für Individual-Coaching, aber auch den direkten Vergleich zu den Kollegen. Ich bin überzeugt, dass diese Umstellung wirken wird.

… Material-Änderung bei den Herren im Riesentorlauf:
Da werden wir schauen, wie sich das auswirkt. Meiner Meinung nach ist die Änderung gekommen, weil man gesehen hat, dass man mit der Vorgabe auf einen Radius von 35 Meter zu gehen, über das Ziel hinausgeschossen ist. Das Material war bei diesen Vorgaben nur schwer zu fahren. Optisch hat sich ja so gut wie gar nichts geändert, aber die ganzen Hebel und die Kraftaufwendung waren beim Material wie es zuletzt eingesetzt worden ist, viel stärker. Jetzt (Rückkehr zu 30 Meter Radius, Anm. d. Red.) lautet die Frage, inwieweit die besseren und sehr guten Skifahrer noch den Vorteil haben, den sie schon einmal gehabt haben, ehe auf 35 Meter umgestellt worden ist. Denn ein besserer Skifahrer kommt mit dem alten Material natürlich eher zurecht als einer, der technisch nicht so gut ist. Da bin ich schon sehr gespannt, wie sich das in diesem Winter auswirkt.

Vom Kopf her wird das Jahr für Marcel leichter sein, aber physisch ist es schwerer.

Schröcksnadel über Hirscher-Comeback

… Marcel Hirscher:
Eine Verletzung ist natürlich nie gut. Die Schmerzen sind einfach da, die Rückkehr ist nie leicht. Aber vielleicht - ich kann das nicht genau sagen - ist es für den Kopf gut. Wenn die Öffentlichkeit von vorneherein erwartet, dass er eh zum siebenten Mal den Gesamt-Weltcup holt, ist das nicht so einfach. Wenn man aber nach einer Verletzung wieder in den Weltcup einsteigen muss, dann ist zumindest die Erwartungshaltung geringer. Ich sage einmal so: Vom Kopf her wird das Jahr für Marcel leichter sein, aber physisch ist es schwerer.

… Anna Veith:
Sie ist körperlich hervorragend beisammen, so gut wie schon lange nicht. Wenn es so weiterläuft und sie sich hoffentlich nicht wieder weh tut. Das kann man beim Skifahren leider nie ausschließen, dass etwas passiert. Wenn Anna gesund bleibt und die Entwicklung so weitergeht, dann wird sie ganz, ganz vorne mit dabei sein. Sie ist im letzten Winter ja quasi mit einem Fuß bereits Dritte geworden…

… Olympia 2026 in Innsbruck-Tirol:
Ich bin hundertprozentig für die Bewerbung. Das ist eine Riesenchance für das Land und wir werden kurz vor der Abstimmung am 15. Oktober in Tirol noch eine Pressekonferenz aller Wintersportverbände geben, daher will ich jetzt auch nicht zu viel sagen, und dort unsere Meinung deponieren. Das Konzept ist gut, aber es darf der Sport nicht auf der Strecke bleiben. Wenn ich höre, dass eh schon alles da ist, muss man vorsichtig sein. Das ist gefährlich. Da müssen die Sportvereine und Landes-Organisationen eingebunden sein. Der Sport ist der Hauptträger und muss entsprechend berücksichtigt werden. Das muss von vorneherein geklärt sein. Darüber wollen wir noch vor der Abstimmung informieren. Wir sind alle für Olympia in Tirol. Wir wollen das und wir werden auch unsere Sicht der Vorteile so einer Bewerbung für Tirol noch einmal deutlich kundtun.

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