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Hirscher überrascht die Ski-Welt

"Teufelskerl" Marcel Hirscher versetzte die Ski-Welt nach seinem Triumph in Beaver Creek in Staunen.

Hirscher überrascht die Ski-Welt

"Einen Sieg im Super-G hätte ich in frühestens fünf Jahren erwartet", kann Marcel Hirscher seinen Triumph im Super-G in Beaver Creek selbst kaum glauben.

Auch sein Trainer Michael Pircher konnte kaum glauben, was sein Schützling da auf die "Raubvogelpiste" zauberte: "Das hätte sich keiner gedacht, ich am wenigsten." Nach lediglich drei Tagen Super-G-Training sei Hirscher "wie ein Henker runter gefahren".

Aksel Svindal bezeichnete seinen schärfsten Weltcup-Konkurrenten prompt als "Teufelskerl".

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Marcel Hirscher hat seiner eindrucksvollen Ski-Karriere eine weitere Krone aufgesetzt. Mit seinem sensationellen Sieg im Startnummern-Super-G von Beaver Creek überraschte der Technik-Spezialist aus Salzburg die Fachwelt und sich selbst.

"Einen Sieg im Super-G hätte ich in frühestens fünf Jahren erwartet", sagte Hirscher nach seinem ersten Triumph in einem Speed-Bewerb überhaupt.

Die Gründe für den Sieg

Hirscher gegen Ted Ligety, das war auf der "Raubvogelpiste" in Colorado eigentlich erst für Sonntag eingeplant gewesen. Dass die zwei besten Riesentorläufer der Gegenwart am Ende schon im Super-G auf eins und zwei lagen, hatte mehrere Ursachen.

Zum einen den engen Kurs von ÖSV-Coach Florian Winkler. Zum anderen das anspruchsvolle Renngelände in den Rocky Mountains, vor allem aber den "Wintersturm", der genau während der Topgruppe für deutlich schlechtere Bedingungen sorgte.

Nicht die favorisierten Norweger oder Weltmeister Hannes Reichelt gaben damit den Ton an. Sondern die Besten jener Läufer, die auf 3.000 m Seehöhe vor und nach der prognostizierten Schneefallfront fuhren. Und von denen war Hirscher klar der Beste.

"Einer meiner größten Siege"

Der vierfache Weltcup-Sieger, der seine bis dahin 31 Weltcupsiege ausschließlich in Technikrennen geholt hatte, rief in seinem erst 13. Super-G die bisher stärkste Leistung ab, obwohl er sich zunächst über die wetterbedingte Verkürzung geärgert hatte. Dadurch war ein Teil des Steilhanges weg gefallen.

Womöglich hat der immer noch um den abgesagten Levi-Slalom kämpfende Salzburger damit einen ähnlichen Coup gelandet wie beim Finale 2013.

In Schladming hatte Hirscher mit seinem unerwarteten dritten Platz - dem ersten und bis Samstag einzigen Podestplatz im Super-G - die entscheidenden Weichen zum zweiten Weltcup-Gesamtsieg gelegt.

Ähnlich könnte es nun schon beim Start jener Saison gelaufen sein, in der Hirscher als erster Rennfahrer überhaupt zum fünften Mal in Folge Gesamtsieger werden kann. "Das war sicher einer meiner größten Siege heute", war ihm deshalb bewusst.

"Einfach schräg"

Damit war schon einen Tag vor dem Riesentorlauf die aufwendige "Mission" Hirschers in Nordamerika eigentlich erfüllt.

Der Österreicher hatte eineinhalb Wochen in den USA trainiert, um hauptsächlich im Riesentorlauf von Beaver Creek möglichst viele Punkte zu holen. Den Super-G wollte er eigentlich nur "mitnehmen", letztlich fuhr er aber schon da den erhofften "Hunderter" ein.

"Das Ganze ist einfach schräg. Ich habe gespürt, dass es stark war von mir", erzählte Hirscher nach dem Rennen. Natürlich würde man als Skifahrer immer von so etwas träumen, gestand Hirscher.

Svindal: "Ein Teufelskerl"

"Dass es dann aber auch wirklich aufgeht, ist eine andere Geschichte", sagte der Annaberger, den der dreifache Saisonsieger und heftigste Weltcup-Konkurrent Aksel Lund Svindal prompt als "Teufelskerl" bezeichnete.

"Das schmeichelt mir natürlich", gestand Hirscher, der durch seinen unerwarteten Coup früher als erhofft Boden auf den im Weltcup klar führenden Norweger gut gemacht hat. Verbunden mit der Hoffnung, dass es im abschließenden Riesentorlauf nochmals ähnlich gut laufen möge. "Klar bin ich jetzt erleichtert", sagte Hirscher. "Aber nur deshalb werde ich am Sonntag nicht schneller von blau nach rot fahren."

"Das war sicher einer meiner größten Siege heute"

Marcel Hirscher über seinen Triumph

"Gefahren wie ein Henker"

Auch Hirschers Trainer Michael Pircher war vom unerwarteten Speed-Sieg seines Schützlings begeistert und überrascht.

"Das hätte sich keiner gedacht, ich am wenigsten", sagte der Steirer und verwies auf lediglich drei Tage Super-G-Training im Vorfeld. "Im Rennen ist Marcel dann aber runter gefahren wie ein Henker", sagte Pircher, der dem Salzburger vom ÖSV quasi exklusiv zugeteilt ist.

Dem Kombi-Weltmeister Hirscher fehlt damit genau genommen nur noch ein Abfahrtssieg, um auch auf dieser Ebene Ski-Geschichte zu schreiben.

Der Salzburger will diesen Winter so viele Super-G bestreiten wie noch nie und wagt damit wie US-Jungstar Mikaela Shiffrin bei den Damen den Sprung heraus aus der Technik-Enklave.

Mit Fokus aber weiterhin auf die Technikbewerbe und die Kombis. "Er steht jetzt ganz oben, das ist herrlich", sagte Coach Pircher. "Aber insgesamt bleiben wir unserem Weg treu. Nur wenn es passt, werden wir den Super-G dazu fahren."

Lob vom Chef-Trainer

Hirscher hat mit seinem Coup auch für den ersten Saisonsieg von Österreichs Herren gesorgt.

"Damit hätte ich nicht gerechnet. Marcel hat wirkliche eine Top-Leistung geliefert und auch wenn ihm das Wetter in die Karten gespielt hat: diese Chance muss man erst nützen. Das war wirklich großartig," lobte ÖSV-Herrenchef Andreas Puelacher.

"Der Schneefall darf seine Leistung nicht schmälern, auch Nummer vier war nicht gerade die Super-Nummer."

Dass die Konkurrenz aufheulte, und das Wetter, die Piste und die schlechte Sicht kritisierte, focht Hirscher nicht an. "Ich habe meine Chance genutzt. Und irgendwie gibt es ja immer was zum Sudern."

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