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Kriechmayr: "Da komme ich mir fast blöd vor“

Vincent Kriechmayr hadert mit bisheriger Abfahrts-Saison. Eines relativiert alles:

Kriechmayr: Foto: © GEPA

Vincent Kriechmayr ist unzufrieden. 

Während der Oberösterreicher den Super-G-Weltcup anführt, läuft es in der Abfahrt in dieser Saison bisher nicht nach Wunsch. 

Abgesehen von Platz zwei in Beaver Creek schaffte es Kriechmayr nie unter die Top fünf. Bei den Klassikern zuletzt in Bormio und Wengen gab es neben einem Ausfall die Plätze zehn und acht. Zu wenig für seinen Geschmack. 

„Natürlich habe ich ein Bild im Kopf, wie ich gerne Skifahren würde, aber das gelingt mir momentan nicht ganz“, gibt Kriechmayr zu und erklärt:

„Phasenweise fahre ich ganz gute Schwünge, aber teilweise bin ich sehr schlampig. Ich lebe von meiner Technik und wenn ich gut am Ski stehe, dann fahre ich auch gute Zeiten. Wenn etwas nur ganz leicht verdreht ist oder es vom Gefühl her nicht passt, dann habe ich gleich irrsinnige Probleme. Für mich hat es in den letzten Rennen nicht so funktioniert, natürlich wurmt mich das.“

Kriechmayr: Der letzte Unverletzte

Trotz aller Selbstkritik, Ergebnisse und Ranglisten rücken dieser Tage in Kitzbühel fast in den Hintergrund. Die Verletzung von Dominik Paris im Vorfeld des Streif-Spektakels schockte das ganze Speed-Lager. 

"Dominiks Verletzung oder auch die Stürze meiner Teamkollegen relativieren das alles. Da komme ich mir fast ein bisschen blöd vor, dass ich mich über solche Resultate ärgere.“

„Die Nachricht von Dominiks Verletzung oder auch die Stürze meiner Teamkollegen zuletzt relativieren das alles. Da komme ich mir fast ein bisschen blöd vor, dass ich mich über solche Resultate ärgere“, sagt Kriechmayr. 

Er hätte es nie für möglich gehalten, dass sich ein Modell-Athlet wie Paris einmal derart schwer verletzt. „Ich glaube, Domme und ich waren die einzigen, die bis jetzt noch nichts hatten. Jetzt bin ich der Letzte, der sich noch nicht weh getan hat“, sagt Kriechmayr nach dem 1. Abfahrts-Training und klopft sogleich auf Holz. 

Einen Tag später liegt das Muskelpaket dann nach einem Sturz im 2. Training im Netz, bleibt aber bis auf eine leichte Blessur an der Hand unverletzt. 

Kriechmayr: "Ich bin kopflos gefahren"

Erst im vergangenen Jahr ist der 28-Jährige in Kitzbühel einem schweren Sturz auf der Streif nur knapp entgangen. Kriechmayr sorgte in der Abfahrt gleich für mehrere Schreckmomente: Zuerst überdrehte er in der Mausefalle und lag bereits kurz auf der Piste, ehe er sich doch noch erfing. In der Querfahrt riskierte er dann zu viel und konnte abermals einen Sturz mit viel Geschick verhindern. 

„Die Fehler habe ich mir genau notiert. Ich habe sehr viel daraus gelernt“, hält Kriechmayr ein Jahr später fest. 

In Vorbereitung auf die diesjährige Hahnenkamm-Abfahrt hat er vor allem die 2019er Siegesfahrt von Dominik Paris studiert. 

„Von ihm kann ich mir viel abschauen. Es schaut immer so aus, als wäre er völlig am Limit, aber trotzdem fährt er taktisch sehr clever. Das habe ich letztes Jahr überhaupt nicht gemacht. Ich bin sehr kopflos gefahren. So funktioniert es halt nicht und so wird es auch gefährlich. Ich habe daraus sehr viel gelernt und das passiert mir hier nicht mehr“, erklärt Kriechmayr mit Nachdruck. 

Kriechmayr: "Wir wollten besser sein"

Ein Erfolgserlebnis in Kitzbühel würde nicht nur dem Oberösterreicher, sondern dem ganzen ÖSV-Abfahrtsteam gut tun. Von dem vor Saisonbeginn ausgegebenen Ziel, dem Gewinn der Abfahrts-Kugel, ist man nämlich weit entfernt. 

Bester Österreicher in der Disziplinen-Wertung ist Matthias Mayer als Vierter, sein Rückstand auf Leader Beat Feuz beträgt allerdings schon 200 Punkte. Kriechmayr ist als Sechster zweitbester ÖSV-Abfahrer. 

„Wir haben uns vor der Saison andere Ziele gesteckt, wir wollten um den Abfahrtsweltcup mitfahren. Das ist uns natürlich nicht gelungen, wir wollten besser sein“, sagt Kriechmayr und erhofft sich in den verbleibenden Saisonabfahrten eine Steigerung der ganzen ÖSV-Mannschaft. 

Kriechmayr profitiert von Mayer

Ganz anders die Situation im Super-G-Weltcup. Dort führt Kriechmayr nach seinem Sieg in Gröden sowie den Plätzen 3 und 7 in Lake Louise und Beaver Creek das Ranking zwölf Punkte vor Matthias Mayer an. 

„Ich glaube, wir waren im Super-G in den letzten Jahren immer stärker als in der Abfahrt. Da spielt die Technik eine etwas größere Rolle und in dem Bereich sind wir sehr gut aufgestellt“, sagt der 28-Jährige und verweist auf Olympiasieger Mayer. „Wir profitieren voneinander.“

Das zeigt sich hoffentlich auch im Super-G in Kitzbühel am Freitag (11:30 Uhr im LIVE-Ticker). Im Vorjahr verpasste Kriechmayr als Vierter knapp das Podest. 

„Letztes Jahr hat es in Kitzbühel gut funktioniert, ohne Fehler hätte ich noch weiter vorne sein können. Ich habe es analysiert und kann hoffentlich da weitermachen, wo ich aufgehört habe“, spekuliert der Oberösterreicher mit einem Podestplatz beim Heimrennen. 

„Wenn es mir gelingt, so zu fahren, wir ich mir das im Kopf vorgenommen habe, dann bin ich zufrieden.“

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