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Svindal: "Keine zwei Siege für Kitz tauschen"

Er hat fast alles gewonnen. Abfahrtssieg in Kitz fehlt noch. Das sagt Aksel Lund Svindal:

Svindal:

Aksel Lund Svindal hat schon fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt.

Fast. Denn neben Olympia-Gold, WM-Gold, kleinen und großen Kristallkugeln fehlt ihm noch eine Trophäe in seiner Vitrine. Und es ist nicht irgendein Pokal, sondern ein ganz besonderer. Die goldene Gams für den Abfahrtssieg in Kitzbühel (Samstag, 11:45 Uhr im LAOLA1-LIVE-Ticker).

Zwar darf der Norweger bereits zwei Gams-Pokale für die Super-G-Siege heuer und 2013 sein Eigen nennen, die Hahnenkamm-Abfahrt konnte er aber noch nie gewinnen.

"Wenn du eine Liste hast, kommt Kitzbühel zuerst"

Am knappsten kam er dem Abfahrtssieg auf der legendären Streif vor zwei Jahren. Hannes Reichelt schnappte ihm den ersten Platz jedoch noch um 21 Hundertstel weg.

"Für mich ist der Abstand zwischen anderen Abfahrten und hier nicht so groß, wie viele sagen. Die besten Läufer der Welt stehen am Start – wenn du gewinnst, zählt es überall gleich viel", versucht der 33-Jährige den fehlenden Kitz-Abfahrtserfolg etwas herunterzuspielen.

Wohl auch, um den Druck nicht zu groß werden zu lassen. Denn beim Thema Streif-Sieg funkeln seine Augen: "Logisch, die Erinnerungen, wenn du Kitzbühel gewinnst, sind wahrscheinlich größer, als wenn du in Lake Louise gewinnst. Egal auf welcher Strecke, solange faire Bedingungen sind, fährst du gegen die ganze Welt. Aber klar: Wenn du eine Liste hast und wählen musst, kommt Kitzbühel zuerst."

Keine zwei Siege für Kitz eintauschen

Wenig später hält Svindal den Ball wieder flacher. "Ich würde es lieben, hier zu gewinnen. Ich würde aber nicht zwei Siege woanders dafür eintauschen. Es ist das größte Rennen des Weltcups. Aber ist es doppelt so groß wie jedes andere Rennen? Ich denke nicht", spielt er darauf an, dass es für den ersten Platz in der Gamsstadt ebenfalls 100 Punkte für den Weltcup gibt.

Wenn er aber wählen könnte, "würde ich mich natürlich dafür entscheiden, hier zu gewinnen. Aber wenn ich nicht gewinne, muss ich es nächstes Jahr wieder versuchen."

Seit letzter Woche hat der 32-fache Weltcupsieger eine Sorge weniger. Unter die Lauberhorn-Abfahrt konnte er mit seinem ersten Sieg in Wengen ein Hakerl setzen.

Gelingt der Abfahrts-Doppelpack?

Ein weiterer Grund, warum ein Abfahrts-Sieg in Kitzbühel besonders speziell wäre. Denn in der fast 50-jährigen Weltcup-Geschichte gelang erst zwölf Läufern der Klassiker-Doppelpack.

Seit der Jahrtausendwende jubelten üerhaupt erst zwei Athleten (Stephan Eberharter 2002, Didier Defago 2009) über Abfahrtssiege in Wengen und Kitzbühel im selben Jahr.

Für Svindal ist die Seltenheit des Doppelpacks kein Grund, warum er ihn nicht schaffen sollte. Im Gegenteil: "Andere wie Didier Defago haben es schon geschafft, deswegen kann es auch mir gelingen. In Wengen gab es in den letzten neun Jahren neun verschiedene Sieger. Du kannst als Favorit kommen, aber wirklich zu gewinnen ist nicht leicht. Man muss kein Glück haben, darf aber kein Pech haben."

Doppelsieger Wengen/Kitzbühel:

Name Nation Jahr
Jean Claude Killy FRA 1967
Gerhard Nenning AUT 1968
Karl Schranz AUT 1969
Roland Collombin FRA 1974
Franz Klammer AUT 1975
Franz Klammer AUT 1976
Franz Klammer AUT 1977
Ken Read CAN 1980
Harti Weirather AUT 1982
Marc Girardelli LUX 1989
Franz Heinzer SUI 1992
Lasse Kjus NOR 1999
Stephan Eberharter AUT 2002
Didier Defago SUI 2009

"Kitzbühel wie Monte Carlo"

Die Besonderheit Kitzbühels liegt für den "Super-Elch" neben dem Glanz und Glamour vor allem an der beinharten Strecke: "Sie verzeiht dir nichts. Es gibt viele Abschnitte, wo man das Netz erwischt, wenn man von der Strecke abkommt."

"Es ist vielleicht wie mit einem Formel-1-Auto in Monte Carlo zu fahren, wo es keinen Schotter oder Gras gibt zum Ausrollen, wenn man eine Kurve verpasst, sondern man in eine Mauer fährt", zieht er einen Vergleich zwischen dem legendärsten Rennen der Formel 1 und jenem des Ski-Weltcups.

"Sie verzeiht dir nichts. Es gibt viele Abschnitte, wo man das Netz erwischt, wenn man von der Strecke abkommt."

Über die Besonderheit der Streif

Worauf es am Samstag ankommt? "Du musst von oben bis unten schnell sein. Wenn du oben hinten bist, hast du keine Chance. Der Mittelteil ist eher einfach, wenige reden über ihn, aber man darf keinen Speed verlieren. Wenn es dann bei der Hausbergkante knapp ist, entscheidet es sich unten."

Ein Handicap kommt für den fünffachen Weltmeister noch hinzu. Bei seinem Ausfall im Kombi-Slalom zog er sich laut eigener Aussage einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zu. "Es ist etwas steif. Der Physio denkt, dass es für morgen okay ist", gibt er selbst leichte Entwarnung.

Nach Behandlungen und einer Nacht gibt Svindal nach der Besichtigung sein OK: "Ich bin bei 99,9 Prozent - daher werde ich es machen", wird er bei nrk.no zitiert.

"Abag Hausbergkante mit Courage fahren"

An seinem Rezept für den unteren Teil ändert auch die Blessur nichts: "Ab der Hausbergkante muss man mit Courage fahren. Es ist so unruhig, man kann schwer beschreiben, was dort passiert. Du musst balanciert hineinfahren."

Im Super-G ging Aksel Lund Svindals Taktik bereits perfekt auf. Sollte ihm dies auch in der Abfahrt gelingen, ist seine Liste endgültig komplett.

Aus Kitzbühel berichtet Matthias Nemetz

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