Henrik Kristoffersen ist aktuell das Maß aller Dinge im Slalom.
In Kitzbühel raste der Norweger von Platz zwölf nach dem ersten Lauf noch zum Sieg. Sein fünfter Erfolg im sechsten Torlauf der Saison.
„Ich weiß es nicht. Im Moment fahre ich einfach und habe viel Spaß daran. Mein Top-Speed ist so hoch, dass ich sogar trotz Fehlern schnell bin“, hat der 21-Jährige selbst keine Erklärung für seine momentane Überform.
Kein Neid bei Hirscher
Selbst Marcel Hirscher, über viele Jahre der Slalom-Dominator schlechthin, spricht in höchsten Tönen über Kristoffersen.
„Er ist aktuell der Beste. Ich bin der Letzte, der einem anderen Fahrer Erfolge nicht gönnt. Ich weiß genau, wie viel harte Arbeit dahinter steckt“, streut der Salzburger seinem um fünf Jahre jüngeren Kontrahenten Rosen.
Hirscher setzte sogar noch einen drauf und ernannte Kristoffersen zum Top-Favoriten im Kampf um die große Kristallkugel. Seine Aussagen („Er ist für mich der Top-Favorit“) stießen nicht nur bei Medienvertretern und in weiterer Folge bei Fans auf Verwunderung.
„Für mich bleibst du der Favorit“
Auch Kristoffersen konnte nicht wirklich glauben, was er hörte. Nach einem kurzen Schockmoment samt fragenden Blick antwortete er mit einem Lachen in Richtung Hirscher: „Und für mich bist und bleibst du der Favorit.“
118 Punkte fehlen dem Blondschopf aktuell auf den Annaberger. „Es wird schwierig“, lässt er sich nicht zu einer Kampfansage hinreißen und erklärt:
„Er ist so stark im Riesentorlauf - und kann auch im Super G punkten.“ Während Hirscher nämlich in jedem Slalom – abgesehen von seinem Ausfall in Wengen – unter den ersten Zwei landete, sieht Kristoffersens Bilanz im Riesentorlauf weit weniger rosig aus.
Der Österreicher gewann nach Rang drei in Sölden die letzten drei RTLs der Saison. Kristoffersen hingegen konnte nur zwei der vier Rennen (1x Dritter, 1x Zweiter) auf dem Podest beenden.
Im Slalom hält der Mann aus Lorenskog hingegen bei drei Erfolgen in Serie. Jener auf dem Ganslernhang sei aufgrund des großen Rückstandes nach dem ersten Durchgang „einer der beeindruckendsten und coolsten Siege“ seiner Karriere.
Svindals Verletzung „sehr traurig“
Und das einen Tag nach der Schreckensnachricht um seinen Freund und Mentor Aksel Lund Svindal. Die Verletzung des 33-Jährigen war ein Schock für das gesamte Team.
„Es war wirklich traurig. Natürlich ist es spektakulär und vielleicht machen genau solche Stürze auch Kitzbühel aus. Wenn es aber einen Teamkollegen erwischt ist es alles andere als ein Spaß“, zeigt sich Kristoffersen nach einem seiner größten Erfolge betroffen.
Svindal sei stets ein großes Vorbild für ihn gewesen, der ihm oftmals geholfen habe: „Ihn zu verlieren ist traurig. Für ihn selbst ist es am schlimmsten, aber es ist für das ganze Team hart.“
So bitter die schwere Knieverletzung seines Landsmannes ist, müsse man so eine Nachricht während des Rennes ausblenden. „ Wenn du am Start stehst, darfst du nicht daran denken. Ich kann nicht ändern, was passiert ist. Ich muss mich auf mich konzentrieren.“
Und das gelingt ihm im Moment hervorragend. Vielleicht ja so gut, dass er Hirscher im Gesamtweltcup tatsächlich fordern kann.
Matthias Nemetz