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Die Picassos der Streif

"Pisten-Pinsler" auf der Streif ist einer der härtesten Jobs bei Hahnenkamm-Rennen:

Die Picassos der Streif Foto: © KSC/alpinguin

Starker Schneefall und flache Sicht – das Wetter macht es den Athleten und vor allem den Verantwortlichen der Hahnenkamm-Rennen in diesem Jahr nicht einfach. 

Besonders gefordert ist die Pistencrew, um die ohnehin schon berühmt-berüchtigte Streif bei diesen schwierigen Bedingungen so sicher wie möglich zu machen. Ein riesiges Team ist nahezu rund um die Uhr im Einsatz. 

Die einzigen, die in diesen Tagen "blau" machen dürfen bzw. sogar müssen, sind die Rennstrecken-Markierer. 

Die Picassos der Streif, wie sie liebevoll auch genannt werden, ziehen die blauen Linien auf der Strecke, die zur Orientierung dienen. Ihre Leinwand sind Mausefalle, Steilhang und Hausberg.

Blau ist nicht gleich blau

Die Pisten-Farbler sind mittlerweile ein unverzichtbarer Bestandteil im Weltcup geworden, vor allem in den Speed-Disziplinen. Eingeführt wurden die blauen Linien 2001 in Gröden, nachdem der Schweizer Silvano Beltrametti zuvor in Val d'Isere so schwer gestürzt ist, dass er seither im Rollstuhl sitzt.

Längs, quer, lang, kurz - jede blaue Linie auf der Piste hat eine bestimmte Bedeutung. 

Die Längsstreifen markieren den idealen Fahrbereich, durchgehende Querstreifen sollen Sprünge, Übergänge und Kompressionen besser sichtbar machen. Kurze Querstriche dienen zur besseren Orientierung in den Kurven. 

Grundsätzlich gilt also: Je anspruchsvoller ein Streckenabschnitt, desto blauer die Piste. 

Die Linien können für die Rennläufer gleichzeitig Anhaltspunkte sein, wo sie den Schwung ansetzen sollen. 

"Pinsler" gehört zu den extremsten Jobs auf der Streif

Um die Streif in Kitzbühel für die Abfahrten einzufärben braucht es ein Team von zehn Leuten. Chef Sepp Reicht und seine Mannen sorgen dafür, dass alles im blauen Bereich bleibt. Es ist einer der extremsten Jobs bei den Hahnenkamm-Rennen. 

Die Mausefalle auf der Streif
Foto: © GEPA

"Es ist deswegen so anstrengend, weil die Piste nicht nur flach ist. Wir haben ja sehr steile Passagen wie die Mausefalle, Steilhang und Zielschuss. Und die sind dermaßen vereist, dass es mit normalem Runterfahren gar nicht geht. Es geht oft nur mit seitlichem Runterrutschen oder Runtertretteln. Und man soll ja auch eine gerade Linie zusammenbringen, das ist oft haarig", erklärt Reicht. 

Die Streif hat an ihrer steilsten Stelle, der Mausefalle, ein Gefälle von 85 Prozent. Wo die Athleten bis zu 80 Meter weit springen, müssen die "Picassos" ihre Linien ziehen, egal wie steil und eisig es ist. 

30 Kilo auf dem Buckel

Will man sich als Farbler auf der Streif bewerben, sind ausgezeichnete skifahrerische Qualitäten Voraussetzung. "Wir haben ein paar sehr gute Skifahrer dabei, aus der Skischule und zum Teil ehemalige Rennfahrer", sagt Reicht. 

Auch eine gewisse Robustheit sollte man mitbringen, die Farbkanister auf dem Rücken erschweren die Arbeit zusätzlich. "Es ist von Vorteil, wenn man körperlich ein bisschen trainiert ist. Es sind ca. 30 Kilo, die man auf dem Buckel hat", gibt Reicht zu bedenken. 

Die Hauptarbeit fällt zwischen Streckenbesichtigung und Start an, doch auch während des Rennens muss je nach Wetter und FIS-Anweisungen nachgebessert werden. 

Die blaue Farbe besteht übrigens aus Lebensmittelfarbe, Wasser und Alkohol. "Alkohol wäre natürlich zum Trinken g'scheiter für uns, aber das lassen wir mal lieber in der Farbe drin", schmunzelt Reicht. "Der Alkohol ist deswegen drin, damit uns bei der Kälte nicht die Düsen oder die Pumpe einfrieren." Und die Rennläufer dann nicht ihr blaues Wunder erleben...

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