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Shiffrin über "Mister X", Trump und Vonn-Plan

Mikaela Shiffrin über Beziehung, Trump, Vonn-Plan und mehr. Interview:

Shiffrin über Foto: © getty

Mikaela Shiffrin ließ ihre Fans im Sommer rätseln.

Immer wieder postete die 22-jährige Ski-Ausnahmekönnerin in den sozialen Netzwerken Fotos, auf denen sie mit dem französischen RTL-Spezialist Mathieu Faivre posiert. Die beiden wirken wie ein verliebtes Paar, offizielle Stellungnahme gab es bislang keine.

Beim Medientermin ihres Ausrüsters Atomic brach die US-Amerikanerin auf Nachfrage von LAOLA1 nun ihr Schweigen und sprach über ihren "Mister X". Außerdem verrät Shiffrin im Interview, welchen Rekord sie lieber nicht brechen will, wie sie zum Streit zwischen US-Sportlern und Donald Trump steht, was sie von Lindsey Vonns Plan, bei einem Männer-Weltcuprennen zu starten hält und ob sie sich wegen Olympia Sorgen macht:

Frage: Wie geht es dir so kurz vor dem Weltcup-Start in Sölden?

Mikaela Shiffrin: Ich bin einfach gespannt, wie ich drauf bin. In der Vorbereitung kannst du ein gutes Gefühl haben, dann kommst du nach Sölden und landest auf dem 15. oder 20. Platz. Diese Unwissenheit bringt Nervosität, dadurch steigt die Anspannung noch einmal. Genau das macht Sölden so besonders.

Frage: In der kommenden Saison könntest du wieder Bestmarken aufstellen. Wie wichtig sind dir Rekorde eigentlich?

Shiffrin: Ich mache mir nicht so viele Gedanken um Rekorde. Als ich ein Kind war, wollte ich die beste Skifahrerin der Welt sein. Ich wollte den Gesamtweltcup, Medaillen und Rennen aller Disziplinen in einer Saison gewinnen. An Bestmarken wie Rennsiege oder andere Rekorde habe ich nicht gedacht und das ist eigentlich nach wie vor so.

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(Artikel wird unterhalb fortgesetzt)

Frage: Rennsiege in allen vier Disziplinen sind also weiterhin ein Ziel?

Shiffrin: Auf jeden Fall! Slalom, Riesentorlauf und Kombination konnte ich bereits gewinnen, die Speed-Rennen fehlen noch. Ich will in der nächsten Saison den nächsten Schritt machen, weiß aber noch nicht, wo ich stehe. Ich glaube, Siege bei Speed-Events kommen jetzt noch etwas zu früh. Ich arbeite aber definitiv darauf hin.

Frage: Die Bestmarke von 35 Slalom-Siegen von Marlies Raich (ehemals Schild) hast du mit bislang 26 Erfolgen aber schon im Auge. Mit zehn Slaloms in der kommenden Saison könnte es bereits 2017/18 so weit sein. Marlies gilt als eines deiner Vorbilder, wäre dieser Rekord deswegen besonders?

Shiffrin: Das ist verrückt. Es fühlt sich so an, als hätte sie diesen Rekord erst gestern aufgestellt. Ein Teil von mir will diesen Rekord gar nicht brechen. Sie wird für mich immer eine der besten Slalom-Läuferinnen der Geschichte sein. Die Welt muss sich daran erinnern, für immer und ewig. Deshalb sollte ihr Name hinter diesem Rekord stehen. Das ist also so etwas wie eine moralische Zwickmühle für mich (lacht). In der Nähe dieser Bestmarke zu sein und die Chance zu haben, sie zu knacken, ist aber einfach ein unbeschreibliches Gefühl.

Frage: Für Aufregung sorgt aktuell der Plan von Lindsey Vonn, bei einer Weltcup-Abfahrt der Männer an den Start zu gehen. Wie stehst du dazu?

Shiffrin: Erstens denke ich, dass Rennen immer fair sein sollten. Ich bin gespannt, wie die FIS und die anderen Organisationen das schaffen wollen. Natürlich ist es richtig gut für den Sport, so viel Aufmerksamkeit zu erlangen. Speziell in den USA ist das ein riesengroßes Ding. Der „Battle of the Sexes“ ist ein richtig heißes Thema, auch wegen der Gleichberechtigung in der Gesellschaft. Dadurch steht der Skisport im Fokus und das ist großartig. Aber ich denke, es wird einfach schwer umzusetzen sein. Wird es ein Weltcup-Rennen sein? Kann sie sich aussuchen, wo sie startet? Sie wünscht sich Lake Louise, aber darf sie das entscheiden? Und wenn sie gegen Männer fahren darf, dürfen Männer dann bei Damen-Rennen starten? Das sind viele Fragen und es gibt noch einige mehr. Ich bin gespannt, wie sie beantwortet werden.

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Frage: Wie würdest du das lösen?

Shiffrin: Ich denke, ein Show-Rennen wäre eine bessere Lösung. Man könnte 15 Frauen und 15 Herren einladen, ohne Zwang. Wenn ihr kommt, ist es gut – wenn nicht, auch okay. Da würde es immer noch viele logistische Fragen geben, die es zu klären gäbe. Generell ist es aber richtig cool, dass der Skisport im Rampenlicht steht. Die Olympischen Spiele, jetzt das Thema um Lindsey – schön, dass über den Skisport berichtet wird.

Frage: Angenommen sie darf bei den Herren starten: Würdest du das gut oder schlecht finden und würdest du dann auch bei einem Männer-Rennen starten wollen?

Shiffrin: Ich weiß nicht genau, was ich davon halten soll. Ich habe auf der Rückseite meines Helmes einen Spruch aufgedruckt, dort steht „ABFTTB“ - „always be faster than the boys“. Also ja, theoretisch mag ich die Idee (lacht). Ich habe aber nie daran gedacht, bei einem Herren-Weltcuprennen zu starten. Ich bin im Training gegen Männer gefahren, ich liebe es, ihre Rennen anzusehen und war sogar Vorläuferin bei Herren-Rennen. Ganz einfach, weil ich mich gerne mit Männern messe. Aber ich hatte nie den Gedanken, bei einem Herren-Weltcuprennen starten zu wollen. Die Männer inspirieren mich, bei ihnen geht es noch härter zu. Die Dichte ist größer als bei den Frauen, 15 bis 20 Leute können bei jedem Rennen gewinnen. Bei den Damen sind es vielleicht fünf oder sieben. Das ist definitiv eine andere Liga – das inspiriert und motiviert mich. Deswegen bei den Herren im Weltcup starten? Ich weiß nicht, wie ich dazu stehen soll.

Frage: Für Aufregung sorgt auch die politische Situation um Südkorea vor den Olympischen Spielen. Erwägst du wie andere SportlerInnen, nicht in Pyeongchang zu starten?

Shiffrin: Ich habe nicht wirklich Angst. Auch, wenn wir kurz vor dem Weltcup-Start stehen, ist es noch richtig lange bis zu den Olympischen Spielen. Es kann sich noch viel ändern. Vor Sotchi gab es auch politische Spannungen, natürlich auf eine andere Art und Weise. Aber die US-Staatsbürger, die in Südkorea leben, haben angegeben, dass alles normal läuft. Die Olympischen Spiele sind eigentlich immer sicher, die Sicherheitsvorkehrungen sind ja auch verrückt hoch. Eben weil man nicht will, dass irgendetwas passiert. Vielleicht sind die Olympischen Spiele zu diesem Zeitpunkt genau der richtige Ort, wo man sein muss. Ich habe – Stand jetzt – keine Sorgen. Wenn ich aber zu irgendeinem Zeitpunkt das Gefühl habe, dass mein Leben auf dem Spiel steht, werde ich natürlich auf meine Gesundheit achten anstatt ein Ski-Rennen zu gewinnen.

"Ich weiß nicht genau, was ich davon halten soll. Ich habe auf der Rückseite meines Helmes einen Spruch aufgedruckt, dort steht 'ABFTTB' - 'always be faster than the boys'. Als ja, theoretisch mag ich die Idee. Ich habe aber nie daran gedacht, bei einem Herren-Weltcuprennen zu starten."

Über einen Start bei den Männern

Frage: Politik und Sport treffen aktuell auch in den USA aufeinander – Stichwort Donald Trump und der „Hymnen-Protest“.

Shiffrin: Es ist großartig zu sehen, dass SportlerInnen ihre Plattform nutzen, um auf wichtige Themen aufmerksam zu machen. Die Situation um die NFL-Spieler, die während der Hymne knien, wird in den USA kontrovers diskutiert. Ist es patriotisch oder nicht? Es gibt viele Seiten, von denen man das betrachten kann. Fast jeder hat eine Meinung dazu, eine sehr starke noch dazu. Eigentlich kann man nicht einfach objektiv sagen, ob es richtig oder falsch ist. Aber es ist wichtig, dass Leute sich melden und für Dinge einstehen. Bei der NFL-Sache geht es um Dinge, die meiner Meinung nach zum Moral-Kodex jedes Einzelnen gehören sollten. Gleichberechtigung, Anti-Korruption und gleiche Bildung für alle. Durch bessere Bildung hast du bessere Chancen und wirst nicht zu Gewalt neigen. Das sind wichtige Grundlagen, die sich leider nicht einfach gestalten. Aber sie sind nunmal wichtig. Niedrigere Kriminalität, weniger Polizei-Gewalt und schon gar keine Polizei-Brutalität gegen Minderheiten. Darüber muss man sprechen, und jetzt wird es getan. Ich weiß nicht, ob der Weg, es zu erreichen, richtig oder falsch war. Aber es ist wichtig, dass wir es zum Thema machen. Und es ist richtig cool, dass die SportlerInnen das erreicht haben.

Frage: Zum Abschluss noch eine Frage zu deinem Privatleben: Du hast im Sommer via Social Medie mehrere Fotos mit Mathieu Faivre gepostet und deine Fans so spekulieren lassen. Ist es offiziell?

Shiffrin: Ich hasse das Wort „offiziell“. Das meine ich nicht böse, aber es ist so. Ist es offiziell, weil man ein Foto auf Instagram postet? Ich weiß es nicht (lacht). Was ich sagen kann: Er ist großartig. Seit wir uns näher kennen, ist er eine große Stütze für mich. Wir haben uns schon vor dem Weltcup-Finale in Aspen getroffen, aber dort haben wir erstmals richtig Zeit bekommen, miteinander zu sprechen. Ich habe gemerkt, dass er richtig cool ist und er eine tolle Einstellung und Motivation hat. Manchmal habe ich das Gefühl, dass er noch mehr fokussiert ist als ich. Er ist keine Ablenkung, sondern hilft mir sogar, noch besser zu sein. Wenn ich wegen einem schlechten Tag auf der Piste frustriert bin, kann er mir helfen. Er erinnert mich daran, dass ich nicht alleine bin und dass ich nicht die einzige bin, die so und so denkt. Oder dass ich nicht die einzige bin, die vor dem Rennen in Sölden nervös ist. Es ist toll, jemanden zu haben, der dir bei solchen Dingen hilft. Außerdem ist er richtig lustig.

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