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"Der Speed passt, das ist beruhigend"

Spaßkanone Manuel Feller über sein größtes Manko und Tipps von Marcel Hirscher:

Wenn man Manuel Feller bei einem Rennen zusieht, schnellt der Puls unweigerlich in die Höhe.

Der 23-Jährige bewegt sich stets am Limit und begeistert mit waghalsigen Innenlagen. Schnell ist der Tiroler fast immer, sein einziges Problem: Er fällt zu oft aus.

„Nach Adelboden und Wengen habe ich bereits gesagt, dass die Konstanz mein großes Manko ist. In Kitzbühel habe ich leider nicht einmal überpowert, das ist einfach Scheiße gelaufen“, erklärt der Fieberbrunner im Gespräch mit LAOLA1.

Der lila Schnurrbart, den er in Kitzbühel trug, ist abrasiert. Die Wette galt nur für Kitzbühel. „Ich bin im Europacup einmal mit einem lila Schnauzer gut gefahren. Als ich nach Hause gekommen bin, hat ein Freund gesagt ich soll ihn auch in Kitzbühel tragen. Ich habe gesagt, wenn er zehn Leute findet, die sich einen violetten Schnurrbart machen, fahre ich so in Kitzbühel. Am Ende hatten 25 Männer einen lila Schnurrbart“, erklärt er die Geschichte hinter dem außergewöhnlichen Gesichtsschmuck.

Eine Anekdote, die beweist, dass Feller so etwas wie der Pausen-Clown im Slalom-Team ist. Warum er für jeden Spaß zu haben ist, welche Tipps ihm Marcel Hirscher gibt und warum er nach Kitzbühel am Boden zerstört war, erklärt Manuel Feller im Interview:

Frage: Hast du den bitteren Ausfall in Kitzbühel schon weggesteckt?

Feller: Natürlich wirkt es noch etwas nach. Aber das ist im Sport klar. Im Slalom gibt es 60 Möglichkeiten, auszufallen – das macht es so interessant. Shit happens! Es ist immer blöd, wenn man selbst nichts dafür kann. Ich habe mir das Video bereits angesehen: Die Stange ist auf den Innenski geknallt, dadurch hat es mir den Innenski über den Außenski gezogen und ich bin geradeaus gefahren. Wenn ich eines gelernt habe, dann, dass im Skisport alles zurückkommt. Vielleicht ist ja schon in Schladming dieser Tag gekommen.

Frage: War es Ärger oder Enttäuschung?

Feller: Eigentlich habe ich mich nicht wirklich geärgert, die Enttäuschung hat überwogen. Das Blödeste war, dass ich wie gesagt nichts dafür konnte. Ich war schon etwas am Boden zerstört und bin schnell abgehauen. Aber eigentlich war es nur ein Rennen, deswegen liegt der Fokus schon am nächsten Rennen. So gesehen ist es gut, dass gleich Schladming ansteht, dann vergisst man so etwas gleich wieder.

Frage: Hat es besonders weh getan, dass der Ausfall ausgerechnet bei deinem Heimrennen in der Nähe von Fieberbrunn passiert ist?

Feller: Für mich persönlich hat Kitzbühel einen höheren Stellenwert als ein Großereignis. Es waren so viele Leute, die ich kenne, live dabei. Es ist unglaublich, vor so einer Kulisse zu fahren. Bei wenigen Großereignissen hat man so viele Zuseher. Ich bin mit dem Rennen aufgewachsen und schaue die Hahnenkamm-Rennen seitdem ich ein kleiner Bub bin. Da war schon ein gewisser Druck da, den größten habe ich mir aber selbst gemacht.

Mittlerweile ist der lila Bart abrasiert

Frage: Wie oft bist du in Kitzbühel als Kind heruntergefahren?

Feller: Das ist jetzt etwas peinlich. Ich bin erst einmal einen Riesentorlauf gefahren, mit zehn oder zwölf Jahren. Und sonst nur die Weltcup-Rennen. Was mir noch peinlicher ist: Die Streif bin ich noch nie gefahren. Das steht aber schon auf meiner Liste, die ich abhaken will. Nicht nur im Rennen, sondern auch privat. Das muss man als jemand, der aus der Region stammt, gemacht haben.

Frage: Beruhigt das Wissen, ohne Fehler schnell zu sein?

Feller: Ja sicher! Viel schlimmer wäre es, wenn ich Sekunden suchen müsste. Wenn man weiß, der Speed passt, ist das beruhigend. Nach Adelboden und Wengen habe ich bereits gesagt, dass die Konstanz mein großes Manko ist. In Kitzbühel habe ich leider nicht einmal überpowert, das ist einfach Scheiße gelaufen. Ich habe aber noch mehrere Hahnenkamm-Rennen vor mir, vielleicht erreiche ich  ja mein Ziel, eines Tages eine Gams mit nach Hause zu nehmen.

Frage: Wie wird man stabiler und weniger anfällig für Ausfälle?

Feller: Üben, üben, üben – wie bei allem. Je mehr Praxis man hat, desto leichter wird es. Man muss es schon im Training so angehen: Wenn man sieben Läufe hat, sollen sieben im Ziel sein. Selbstverständlich passiert im Training auch einmal so etwas wie in Kitzbühel. Das macht den Sport aber so interessant.

Frage: Marcel Hirscher war zu Beginn seiner Karriere auch anfällig für Ausfälle. Besteht die Möglichkeit, ihn um Rat zu bitten?

Feller: Ich habe mit ihm schon ein paar Mal darüber gesprochen. In Wengen hat er gesagt, dass ich gut gefahren bin. Ich habe geantwortet, es zählt das, was auf der Zieltafel steht. Er hat dann gemeint, ihn hat früher am meisten gefreut, wenn er dabei ist und mitmischen kann. Und eigentlich hat er recht. Wenn man weiß, man kann in der Weltspitze mitmischen, ist das eine sehr coole Sache. Er hat gesagt, es braucht eine gewisse Zeit, bis man Routine und Stabilität hineinbringt. Ich glaube ihm das, irgendwann wird es richtig gut funktionieren.

"Wenn man mit Marcel Hirscher trainieren kann, schaut man sich gewisse Sachen ab und kann nur profitieren. Das ist ein Schneeball-Effekt. Er kriegt hin und wieder von uns eine auf den Deckel, wir wollen aufschließen. So pusht man sich gegenseitig."

Über Training mit Marcel Hirscher

Frage: Worauf ist es generell zurückzuführen, dass nun doch einige ÖSV-Läufer im Slalom aufzeigen?

Feller: Wir haben eine super Mannschaft. Das ganze Slalom-Team arbeitet richtig gut zusammen, unter der Führung von Marko Pfeifer. Wenn man mit Marcel Hirscher trainieren kann, schaut man sich gewisse Sachen ab und kann nur profitieren. Das ist ein Schneeball-Effekt. Er kriegt hin und wieder von uns eine auf den Deckel, wir wollen aufschließen. So pusht man sich gegenseitig.

Frage: Du hast Trainer Marko Pfeifer angesprochen: Welche Rolle spielt er?

Feller: Eine riesengroße. Man hat schon gesehen, was er mit dem schwedischen Slalom-Team geschafft hat. Jetzt gelingt ihm dies hier auch. Mit so einem Trainer haben wir den Lotto-Sechser getroffen. Es ist nicht immer einfach, er verlangt sehr viel. Er ist fast ein größerer Ski-Fanatiker als wir alle zusammen. Ich glaube, er träumt teilweise vom Skifahren. Aber genau das macht einen guten Trainer aus, der beschäftigt sich Tag und Nacht mit Skifahren. Wir sind sehr froh, dass wir ihn haben.

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Frage: Marcel Hirscher ist im Slalom-Team der Leader, Reinfried Herbst der Routinier, Marco Schwarz laut eigener Aussage der ruhige Typ. Bist du der Pausen-Clown?

Feller: Für so etwas bin ich stark zu verdächtigen (lacht). Mit mir kann man immer Gaudi haben. In unserer Truppe gehört Spaß dazu, das ist wichtig. Wenn wir arbeiten müssen, tut das jeder konzentriert und intensiv. Der Mittelweg ist ideal.

Frage: Ist das lockere Auftreten in der Öffentlichkeit gelernt oder hast du das einfach?

Feller: Als ich kleiner war, war das überhaupt nicht mein Ding. Im Alter von zehn Jahren bin ich ins Internat gekommen, vier Jahre Ski-Hauptschule, dann fünf Jahre Stams und Saalfelden. Da lernt man, sich zu organisieren, selbstständiger zu werden und bekommt mehr Selbstvertrauen. Das war ein wichtiger Prozess. Medial entwickelt man sich jedes Jahr weiter. Man bekommt mehr Aufmerksamkeit, durch die Routine wird man lockerer. Ich bin keiner, der sich zurückhält und sage es, wie es mir passt.

Frage: Was erwartest du beim Nightrace in Schladming?

Feller: Ich will einiges wieder gut machen. Es ist ähnlich wie am Hahnenkamm, es wird eine Wahnsinns-Stimmung herrschen. Nur für mich ist der Druck vielleicht ein bisschen weniger, weil es nicht direkt in meinem Nachbarort ist.

Aus Schladming berichtet Matthias Nemetz

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