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Brüder oder Rivalen? "Kampf kann beginnen"

Svindal und Jansrud: Warum Hirscher sie verbindet und welche Abmachung sie haben:

Brüder oder Rivalen?

Vier lange Wochen sind seit dem Saison-Auftakt in Sölden vergangen.

Nach der Absage des Levi-Slaloms geht es für die Herren in Lake Louise mit den ersten Speed-Rennen der Saison weiter. Dort kommt es auch zum Duell zweier Norweger.

Aksel Lund Svindal und Kjetil Jansrud sind zwei der Topfavoriten auf den Sieg in den Rocky Mountains.

Irre Norweger-Serie

In den letzten vier Jahren ging der Sieg im Super-G von Lake Louise schließlich immer an einen der beiden „Super-Elche“.

Im Vorjahr setzte sich Jansrud durch, von 2011 bis 2013 war Svindal nicht zu schlagen. Dazu kommen an jenem Ort auch noch zwei Abfahrtssiege (Jansrud 2014, Svindal 2012).

In diesem Jahr kommt es zum ersten Mal zum „direkten Duell“ der beiden in der Weltspitze. In der Vorsaison fiel Svindal mit einem Achillessehnenriss aus, Jansrud gelang der absolute Durchbruch zum Speed-Star.

Ziemlich beste Freunde

Damit tritt ein besonderer Fall ein: Aus guten Freunden werden Rivalen. Privat verstehen sich Svindal und sein um fast drei Jahre jüngerer Landsmann nämlich blendend. Sie teilen sich den Coach, die Skifirma und den Servicemann.

„Es funktioniert perfekt. Ich war noch nie in einem anderen Team und weiß nicht, wie es dort abläuft. Bei uns funktioniert es exzellent. Wir sind große Rivalen am Berg – egal ob im Training oder im Rennen. Wenn wir nicht am Berg sind, sind wir wie eine Familie und haben tollen Teamgeist“, streicht Jansrud gegenüber LAOLA1 den großartigen Spirit in der Mannschaft hervor.

Svindal schlägt in dieselbe Kerbe: „Wie du mit jemandem auskommst, kommt auf die Persönlichkeit an. Zum Glück hat Kjetil eine tolle Persönlichkeit. Allgemein haben wir in der Mannschaft super Teamgeist. Unser Coach sagt immer, dass Skifahren ein Teamsport ist, nur in den zwei Minuten im Rennen nicht.“

Der gemeinsame „Feind“ vereint

Auch die Ziele sollten bei beiden gleich sein. Zum einen die zwei Speed-Kugeln, zum anderen der ganz große Coup: Marcel Hirscher im Kampf um den Gesamtweltcup einen Strich durch die Rechnung machen.

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Zuletzt wurden immer mehr Unkenrufe laut, Hirscher habe es als Techniker leichter, die große Kugel zu erobern. Jansrud will sich den Kritikern nicht anschließen: „Diese Diskussion kann man ewig weiterführen. Im Slalom fällt man leichter aus als in der Abfahrt. Dafür kann man im Slalom einen Lauf verpatzen und es im zweiten gutmachen. In den technischen Disziplinen gibt es dafür wieder mehr Rennen.“

„Durch die Teamevents, Parallel-Bewerbe und City-Events sind Techniker etwas bevorzugt. Deshalb wird es schwer für Speedfahrer“, lässt er sich dann doch noch entlocken. Ganz zufrieden sind die Downhiller mit dem Ungleichgewicht im Kalender also nicht.

Ob Svindal in seiner ersten Saison nach der schweren Verletzung gleich ein Wort um den Gesamtweltcup mitreden kann, wird sich erst weisen. „Ich muss etwas abwarten. Ich muss erst wieder bestätigen, dass ich Rennen gewinnen kann. Wenn das gelingt, kann ich vielleicht weiterschauen.“

„Ich will wieder zwei Kugeln“

Seine Ziele sind daher andere: „Jedes Rennen ist für mich ein Klassiker. Es ist gut, wenn man am Start nervös ist – dann weiß man, dass man gewinnen kann, wenn man keinen Fehler macht. Dort will ich hin.“

Es wäre defensiv, zu sagen, meine Ziele sind nicht die gleichen wie im letzten Jahr. Ich will die zwei Kugeln wieder gewinnen.

Jansruds Kampfansage

Tiefstapeln ist nichts für die „Attacking Vikings“, wie sie sich selbst nennen. Jansrud: „Es wäre defensiv, zu sagen, meine Ziele sind nicht die gleichen wie im letzten Jahr. Ich will die zwei Kugeln wieder gewinnen.“

Ob er wieder erwartet, die Speed-Saison mit einem Doppelsieg zu eröffnen? „Ich habe nicht das Gefühl, dass ich wieder so starten muss. Ich will es aber.“

Einigkeit bei Olympia-Frage

Auch in der Frage nach dem möglichen Aus der Abfahrt bei Olympischen Spielen sind sich die Norweger einig.

„Das wird nicht passieren. Wenn sie die Olympischen Spiele an einem Ort veranstalten, wo man keine Abfahrt oder Super-G fahren kann, ist Olympia am falschen Ort“, ist sich Jansrud sicher.

Sein erfahrenerer Teamkollege holt etwas weiter aus: „Das wird nie passieren. Wer immer das gesagt hat, hat keine Macht, das durchzusetzen. Wenn du Olympische Spiele weiter an Regionen vergibst, die keine Rennen austragen können, wird es natürlich gefährlich. Du brauchst Regionen mit Bergen in der Nähe. Ein Hang, auf dem man Slaloms austragen kann, ist kein Berg. Das ist ein Hügel. Das ist genau die Debatte. Ist es wichtiger, dass Olympia an Länder vergeben wird, die hohe Summen dafür zahlen oder an Länder, wo Wintersport wichtig ist?“

„Was sind die größten Rennen im Weltcup-Zirkus? Die Klassiker. Die TV-Bilder und das Interesse der Öffentlichkeit macht die Olympia-Abfahrt zu einem Klassiker. Eishockey, Eiskunstlaufen und die Herren-Abfahrt waren immer die Top drei bei den Fernsehquoten. Das Interesse ist also nach wie vor riesig.“ Eine Ansage, die von den Entscheidungsträgern gehört werden sollte.

Werden die Freunde zu Feinden?

Im Weltcup besteht zwischen dem Duo jedenfalls eine Menge Konfliktpotenzial. Deshalb gilt ein „Gentlemen’s Agreement“: „Wir haben vor einiger Zeit per Handschlag vereinbart, dass derjenige, der im Weltcup weiter vorne ist, zuerst den Ski wählen darf, wenn beide den gleichen für ein Rennen wollen.“

Auch die Tatsache, dass sich die Landsleute im Kampf um diverse Kugeln gegenseitig Punkte wegschnappen könnten, sorgt für keine angespannte Lage bei Jansrud: „Wenn wir immer Erster und Zweiter werden, wird es kein Problem, weil wir beide gut punkten. Es wird aber ein Problem, wenn er gewinnt und ich Zehnter werde. Einen weiteren Fahrer an der Spitze zu haben, ist kein Problem.“

Svindal sieht es ähnlich: „Bis jetzt sind wir keine Rivalen, in Lake Louise wird es aber sicher anfangen. Wir sind da aber unkompliziert. Jeder fährt sein Rennen, der, der stärker fährt, ist besser.“

Jansrud freut sich sogar über die Rückkehr eines weiteren Konkurrenten: „Er kann Marcel Druck machen und mir auch, das pusht mich. Auch der Schub, den ich durch das Training mit ihm bekomme, ist cool. Es hat also Einfluss, ich muss aber einfach auf mich schauen. Es ist Platz für alle – je mehr, desto besser. Es wird aber sicher härter. Der Kampf kann beginnen!“

Bleibt nur abzuwarten, ob der Fight die gute Freunde zu Feinden macht oder sie noch enger zusammenschweißt.

 

Matthias Nemetz

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