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Fünf Auswirkungen durch Svindals Ausfall

Diese fünf Auswirkungen hat Svindals Verletzungs-Ausfall auf den Weltcup:

Fünf Auswirkungen durch Svindals Ausfall

Aksel Lund Svindals verletzungsbedingtes Saison-Aus hinterlässt ein großes Loch im Weltcup.

Der 33-Jährige war in dieser Saison im Speed-Bereich das Maß aller Dinge. Nach seinem Kreuzband- und Meniskusriss sitzt der Schock im Ski-Zirkus tief.

Viele Athleten sprachen ihr Mitgefühl aus und wünschten ihm baldige Besserung. Der Tenor, so hart es klingen mag, lautet aber: The show must go on. Selbst Svindals Teamkollege Henrik Kristoffersen sagt: „Wenn du am Start stehst, darfst du nicht daran denken. Ich kann nicht ändern, was passiert ist.“

Doch wie geht es nun weiter? LAOLA1 stellt fünf Theorien auf, welche Auswirkungen der Ausfall des Norwegers haben könnte:

1) Kjetil Jansrud wird wieder ein Siegfahrer

Es war bislang nicht die Saison des Kjetil Jansrud. Zwar feierte er bereits zwei Saisonsiege, diese setzte es jedoch nicht in seinen Spezialdisziplinen sondern in einem Parallel-RTL (Alta Badia) und in einer Alpinen Kombination (Wengen). In der Abfahrt läuft es mäßig: Zwei Podestplätze in sechs Rennen stehen auf seinem Konto, zuletzt landete er dreimal nicht in den Top 10. Im Super-G läuft es nicht viel besser. Einmal landete der 30-Jährige in vier Bewerben auf dem Stockerl. Das wird sich nun ändern. Denn als Svindal in der vergangenen Saison aufgrund seines Achillessehnenrisses passen musste, dominierte Jansrud die Speed-Rennen nach Belieben. In dieser Saison hatte man das Gefühl, Jansrud stand im Schatten seines um drei Jahre älteren Landsmannes. Eine Rolle, die ihm sichtlich nicht entgegenkommt. Dazu kommt, dass Jansrud nun wieder „seinen“ Ski fahren kann und wird. Denn da beide von Head ausgestattet werden, galt ein „Gentlemen’s Agreement“: Derjenige, der in der Weltcup-Wertung vor dem anderen liegt, hat bei Rennen Vorrang, was Ski-Wahl und Material betrifft. Und das war in dieser Saison von Anfang an Svindal. Vielleicht nur ein kleines Detail am Rande, vielleicht aber auch der entscheidende Faktor, der über Sieg oder Niederlage entscheiden kann.

2) Marcel Hirscher wird nun (noch) mehr Siege feiern

Was hat Svindals Ausfall mit Marcel Hirscher zu tun? Viel. Denn Hirschers oberstes Ziel in dieser Saison ist der fünfte Gesamtweltcup-Sieg in Serie. Und der Norweger leistete in dieser Hinsicht starke Gegenwehr. Die Hochrechnung vor Kitzbühel prognostizierte ein haarscharfes Duell – mit dem besseren Ende für Hirscher. Zwar feierte der Salzburger in der laufenden Saison bereits überragende fünf Siege, hin und wieder merkte man ihm – vor allem im Slalom – an, nicht das letzte Hemd zu riskieren. Zu wichtig ist jeder Punkt im knappen Duell um den Gesamtweltcup. Obwohl der Annnaberger Henrik Kristoffersen zum Top-Favoriten ernannte, wird er innerlich wissen, dass mit Svindals Ausfall ein großer Schritt in Richtung große Kugel getan ist. Zu konstant fährt er im Riesentorlauf und Slalom auf das Podest. Diese Sicherheit im Hinterkopf wird ihn befreien und damit auch beflügeln, zu noch mehr ersten Plätzen. In der letzten Saison feierte der 26-Jährige acht Weltcup-Siege, den Winter davor fünf und 2012/13 waren es sechs. Seine beste Saison – gemessen an Siegen, hatte Hirscher 2011/12, als er ganze neun Rennen für sich entscheiden konnte. Man sollte nicht überrascht sein, wenn er diese persönliche Bestmarke einstellt oder gar verbessert.

3) Der Kampf um die Speed-Kugeln wird spannend

Svindal hätte ohne Verletzung beide Speed-Kugeln eingeheimst. Durch seine dominanten Auftritte erarbeitete er sich bereits sichere Punkte-Pölster: In der Abfahrt waren es vor Kitzbühel 208 Zähler auf Hannes Reichelt und den Franzosen Guillermo Fayed, aktuell sind es nach wie vor 145 auf Hahnenkamm-Sieger Peter Fill (ITA). Im Super-G hat Svindal 120 Punkte auf Andrew Weibrecht (USA) gut. Der Kampf um die beiden kleinen Kugeln ist nun entbrannt. Kjetil Jansrud ist der heißeste Kandidat auf die Siege in den Disziplinen-Wertungen (siehe Punkt 1), aber auch andere Läufer wie Fill, Fayed, Adrien Theaux (Abfahrt) bzw. Weibrecht und Dominik Paris (Super-G) werden ihre Chance wittern. Bei Hannes Reichelt bleibt abzuwarten, wie sich seine Knie-Prellung entwickelt und wie lange die Pause ausfällt. Bei einem schnellen Heilungsprozess hat auch der Radstädter alle Möglichkeiten, die beiden Glasbecher zu gewinnen.

4) Die FIS wird umdenken

Der Aufschrei nach der Hahnenkamm-Abfahrt war groß. Marcel Hirscher sprach davon, dass man „überdenken müsse, was möglich und schaffbar und was zu gefährlich ist“. Peter Schröcksnadel übte Kritik und forderte bereits während des Rennens einen Abbruch. Die derzeit verletzte Ski-Queen Anna Fenninger meldete sich via Social Media ebenfalls kritisch zu Wort („Wollen wir das sehen? Wirklich?). Die Stimmung im Fahrerlager war alles andere als gut – kein Wunder, wenn sich mehrere Läufer an einem Wochenende schwer verletzen. Die FIS wird nun umdenken müssen, die Kitzbühel-Woche kann nicht einfach totgeschwiegen werden. Marcel Hirscher äußerte bereits die Idee, kritische Stellen bei schlechter Sicht mit Signalfarben zu markieren. Möglich, dass dies in die Tat umgesetzt wird. Bei schlechten Verhältnissen könnten Rennen nun eher abgesagt werden, anstatt sie auf Zwang durchzuziehen. Eine ähnliche Verletzungs-Orgie wie in Kitzbühel darf nicht noch einmal passieren.

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5) Der Gesamtweltcup ist entschieden

Auch wenn Hirscher nicht dieser Meinung ist bzw. sie nicht hinausposaunt: Solange er gesund bleibt, wird er den Gesamtweltcup gewinnen. Selbst wenn Kristoffersen die restlichen vier Slaloms tatsächlich gewinnen sollte – wovon nicht auszugehen ist – belegt Hirscher im „Normalfall“ jeweils Platz zwei oder drei. So würde der Norweger im Slalom pro Rennen maximal 20-40 Punkte aufholen – insgesamt also rund 100 Punkte. Im Riesentorlauf ist der Unterschied zwischen den Kontrahenten weitaus größer. Wie bereits beschrieben, siegte Hirscher in drei der vier Rennen und wurde einmal Dritter. Kristoffersen hingegen hat im Riesentorlauf nur einen zweiten und einen dritten Platz zu Buche stehen. Diese Differenz kann er nur durch Slalom-Siege nicht gutmachen, vor allem da noch mehr Riesentorläufe (6) als Slaloms (4) am Restprogramm stehen. Dazu kommt, dass Hirscher im Notfall noch im Super-G punkten kann. In Hinterstoder sollten aufgrund des Geländes, das Technikern erfahrungsgemäß entgegenkommt (Benjamin Raich wurde beim letzten Super-G 2011 Zweiter, Ivica Kostelic Fünfter und Alexis Pinturault Sechster) gute Punkte drin sein. Auch eine Reise zum Super-G nach Südkorea ist nach wie vor nicht ausgeschlossen. Weiters spricht die noch ausstehende Kombination in Chamonix für den Österreicher, sein Potenzial in der Kombi ist weitaus höher als jenes von Kristoffersen. Einzig eine Verletzung oder ein totaler (Form-)Einbruch könnten Hirscher stoppen.

Matthias Nemetz

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