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Hütter: "Alle schlechten Dinge sind drei"

von Daniela Kulovits Foto: © GEPA

Katharina Gallhuber, Stephanie Brunner, Anna Veith - Die Verletztenliste bei den ÖSV-Damen ist lang

Zumindest eine, die von der Liste gestrichen werden kann, ist Cornelia Hütter. Beim ersten Training für die beiden Abfahrten in Cortina d'Ampezzo am Freitag und Samstag (LIVE-Ticker) feierte die Steirerin ihr Comeback nach einmonatiger Zwangspause. Mit Startnummer 1 und mit einer lockeren, kontrollierten Fahrt.

"Jetzt ist Schluss", hat Hütter genug von Verletzungen. Nach Platz zwei bei der zweiten Abfahrt in Lake Louise Mitte Dezember verletzte sie sich am Tag darauf im Super-G am Knie.

"Ich habe schon während der Fahrt gemerkt, dass etwas nicht passt. Aber ich habe es nicht wahrhaben wollen und die Zähne zusammengebissen. Ich habe gehofft, dass es nur eine Prellung ist", erklärt Hütter. Deshalb stand sie auch beim Super-G in St. Moritz (8.12., Anm.) noch am Start, erst danach folgte eine MRI-Untersuchung. Die Diagnose: Knorpel-Fraktur an der rechten Oberschenkelrolle.

"Dass es wirklich ein Bruch ist, damit habe ich nicht gerechnet. Darum war es voll der Schock, als die Diagnose kam und mir der Arzt gesagt hat, dass ich für ein paar Wochen pausieren muss", gibt Hütter im Gespräch mit LAOLA1 zu.

Dritte Verletzung binnen zwei Jahren

Für die 26-Jährige ist es die dritte Verletzung binnen zwei Jahren.

Im Jänner 2017 zog sie sich einen Kreuzbandriss zu, im Dezember des gleichen Jahres kehrte sie mit einem Sieg in ihrem Comeback-Rennen eindrucksvoll in den Weltcup zurück. Im März 2018 der nächste Rückschlag: Nach einem Trainingssturz war sie aufgrund von Verletzungen der Lunge und Milz wochenlang ans Bett gefesselt und verpasste das Weltcupfinale im WM-Ort Are.

Vor einem Monat - Mitte Dezember - stoppte Hütter nun die Knorpel-Fraktur.

"In meinem Fall sind alle schlechten Dinge drei. Jetzt hatte ich drei Verletzungen hintereinander, irgendwann reicht es, jetzt ist Schluss."

"In meinem Fall sind alle schlechten Dinge drei. Jetzt hatte ich drei Verletzungen hintereinander, irgendwann reicht es, jetzt ist Schluss", hofft Hütter.

Vor allem der Kreuzbandriss vor fast genau zwei Jahren hat sie – im Nachhinein betrachtet – geprägt. "Ich habe mental davon profitiert. Mir hat damals jeder Geduld nahegelegt, das ist aber nicht meine Stärke. In dieser Hinsicht habe ich in dieser Zeit schon viel gelernt. Man lernt auch kleine Fortschritte zu schätzen, die sonst selbstverständlich sind", erklärt Hütter.

Überhaupt nichts Positives konnte sie aus ihrem Sturz im Riesentorlauf-Training im März 2018, bei dem sie sich Verletzungen an Lunge und Milz zuzog, ziehen.

"Ich bin zwei Wochen auf der Intensiv gelegen, das war der Horror. Das war nur mühsam und hat auch arge Folgen gehabt. Mich hat es nach einem 45-minütigen Spaziergang umgehauen, weil ich es vom Kreislauf her nicht geschafft habe. Diese Zeit hätte ich mir gerne erspart", verrät die Kumbacherin.

"Ich lasse mich nicht unterkriegen"

Eine Rennverletzung wie jetzt der Knorpelbruch könne hingegen passieren und gehört für die Speed-Spezialistin zum Berufsrisiko.

"Es klingt zwar hart, aber wenn man immer darüber nachdenkt, dass man sich verletzen könnte, ist man sowieso fehl am Platz. Das bringt überhaupt nichts. Wenn etwas passiert, heißt es wieder aufstehen und weitermachen. Ich lasse mich nicht unterkriegen", stellt Hütter klar.

So hat sie sich auch diesmal wieder zurückgekämpft - und zwar schneller als gedacht. Als der Knorpelbruch Mitte Dezember Gewissheit war, war von einer Pause von bis zu fünf Wochen die Rede. Ein Start in St. Anton galt als unwahrscheinlich, wäre aber möglich gewesen, wären die Rennen nicht abgesagt worden. 

"Bei Knorpelverletzungen ist es immer schwer zu sagen, wie die Heilung verläuft. Deshalb haben wir die Pause einfach mal ein bisschen länger angesetzt, auch damit ich mich selbst nicht so stresse. Ich habe mit den Ärzten einen Plan ausgearbeitet - den brauche ich, um so schnell wie möglich zurückzukommen - und konnte diesen durchziehen. Dass es so gut funktioniert, damit kann man nicht rechnen, das ist nicht selbstverständlich. Aber wenn es im Endeffekt schneller geht, als gedacht, ist es für den Kopf natürlich super. Skifahren hängt zu 80 Prozent vom Kopf ab, das muss passen."

Gedämpfte Erwartungen

Doch nur weil der Kopf bereit ist, heißt das nicht, dass auch der Rest des Körpers wieder bei 100 Prozent ist. In den ersten Tagen des neuen Jahres wagte sich Hütter erstmals wieder auf Ski - ein Herantasten, ob das Knie auch wirklich hält.

"In der Kraftkammer ist es schon relativ gut gegangen, aber zwischen Kraftkammer und Skifahren ist doch ein Unterschied. Die Schneetrainings haben aber sehr gut geklappt", erzählt Hütter.

Dennoch tritt sie auf die Euphoriebremse. "Ich muss mich an das Renntempo erst wieder herantasten und schauen, ob ich wirklich 100 Prozent Gas geben kann. Ich bin noch nicht auf dem Level, auf dem ich vor der Verletzung war. Ich merke schon, dass ich drei Wochen nicht Skigefahren bin."

Hütter zeigt im 2. Cortina-Training auf >>>

"Ich habe das Skifahren nicht verlernt"

Auch wenn die Erwartungen vorerst noch geringer sind, die Ansprüche bleiben hoch. Hütter sieht das Comeback weniger als einen Neustart in die Saison, sondern möchte dort weitermachen, wo sie vor der Verletzung aufgehört hat.

"Ich habe sozusagen mit dem 2. Platz in Lake Louise aufgehört, wenn ich dort anschließen könnte, wäre ich natürlich sehr zufrieden. Ich habe das Skifahren nicht verlernt."

"Ich habe sozusagen mit dem zweiten Platz in Lake Louise aufgehört, wenn ich dort anschließen könnte, wäre ich natürlich sehr zufrieden. Ich habe das Skifahren nicht verlernt, das weiß ich", treibt sich Hütter an.

Das kann die 26-Jährige in den nächsten Tagen im italienischen Nobel-Skiort Cortina bei zwei Abfahrten (Freitag und Samstag) sowie einem Super-G (Sonntag) beweisen.

WM? "Fix ist nichts!"

Die Rennen in Cortina läuten den Countdown für die Anfang Februar im schwedischen Aare beginnende WM ein. Vor dem Saison-Highlight geht es für die Speed-Damen noch nach Garmisch. 

"Das sind jetzt zwei wichtige Rennwochenenden, da heißt es sich zu konzentrieren und gut zu fahren. Wenn man bei der WM dabei sein will, muss man vorher auch schon die Leistungen bringen, sonst hat man bei der WM eh nichts verloren. Denn jede will vorne mitfahren und nicht nur dabei sein", weiß Hütter.

Obwohl die Steirerin neben der zweifachen Saison-Siegerin Nicole Schmidhofer und Ramona Siebenhofer die einzige ÖSV-Dame ist, die in dieser Saison in einem Speed-Rennen aufs Podest gefahren ist, ist sie sich ihres WM-Tickets noch nicht sicher.

"Bei der WM gibt es vier Plätze in der Abfahrt und fünf im Super-G. Unser Team ist groß und das Niveau hoch, die anderen haben auch sehr gute Leistungen gezeigt. Da muss man sich schon beweisen - Fix ist nichts!"

 

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Textquelle: © LAOLA1.at