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Mikaela Shiffrin - Drama in fünf Akten

Der US-Superstar steht in Peking völlig neben sich.

Mikaela Shiffrin - Drama in fünf Akten Foto: © getty

Mikaela Shiffrin bei den Olympischen Spielen 2022 in Peking. Das ist die Geschichte einer großen Enttäuschung.

Die US-Amerikanerin kam als große Favoritin nach China. Niemand, der ihr nicht zumindest mehrere Medaillen zutraute. Die 26-Jährige schien gar das Zeug zu haben, der große Superstar der Spiele zu werden.

Fünf Bewerbe später steht Shiffrin nur noch gramgebeugt bei den Interviews, flüchtet sich teilweise in Selbstironie, wirkt zunehmend konsterniert und ratlos.

Ausgeschieden im Riesentorlauf, ausgeschieden im Slalom, Platz 9 im Super-G, Platz 18 in der Abfahrt, ausgeschieden in der Kombi. Fünf Rennen, fünf persönliche Dramen für Shiffrin. "Das fühlt sich alles nur noch wie ein Witz an", sagt sie.

"Ich habe einfach keine Erklärung"

"Ich verstehe nicht, was derzeit nicht funktioniert", schüttelt sie im Interview nach ihrem dritten Aus den Kopf, "60 Prozent der Ausfälle meiner ganzen Karriere sind hier bei diesen Olympischen Spielen passiert."

Dabei habe sie sich vor dem Kombi-Slalom gut gefühlt: "Heute war ich super im Rhythmus und entspannter als in den Rennen zuvor. Ich wusste, wie ich es angehen muss und kaum war ich auf Tempo, war das Aus da."

Was aktuell das Problem ist? Shiffrin weiß es nicht: "Ich habe einfach keine Erklärung, man kann sich nicht vorstellen, wie sehr mich das gerade ärgert."

"Ich bin die Schwachstelle"

2014 in Sotschi hat sie Gold im Slalom geholt, 2018 in Pyeongchang Gold im Riesentorlauf und Silber in der Kombi. War es vielleicht der Druck? Shiffrin winkt ab: "In Südkorea und auch in den Jahren zuvor habe ich den Druck viel mehr gespürt. Ich wollte einfach schnell fahren, habe gut trainiert und jetzt sowas. Derzeit weiß ich auch nicht, was ich daraus lernen kann, es ist einfach nur frustrierend."

Nach dem Aus im Slalom brach die US-Amerikanerin in Tränen aus, stellte praktisch ihre gesamte Karriere infrage. Vor den Speed-Rennen erzählte sie freimütig von wiederkehrenden Albträumen, in denen sie bei einem Skirennen ausscheide. Olympische Spiele zum Vergessen.

Und wieder die Sinnfrage: "Ich habe keine Idee, warum ich mir das immer wieder antue. Speziell nach einem Tag wie heute. Aber ich werde morgen wiederkommen und Parallel-Riesentorlauf trainieren, so eine Idiotin bin ich. Ich weiß nicht, warum wir das tun, aber gute Schwünge zu zeigen, fühlt sich wunderbar an."

Aber einen Strohhalm gibt es noch. Der Teambewerb am Samstag ist die Chance auf ein edelmetallenes Trostpflaster. Shiffrin säuerlich: "Natürlich werde ich antreten, vorausgesetzt, sie nehmen mich nach den letzten Ergebnissen überhaupt. Ich glaube, ich bin die Schwachstelle im Team."

Nun werde darüber geredet, wie sehr sie in diesen olympischen Wochen versagt habe. "Es ist komisch, aber ich fürchte mich nicht davor. Vielleicht weil ich emotional keine Kraft mehr habe", wirkt Shiffrin nur noch leer.

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