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Keine Kräfte gegen Tschechien vergeuden

Duell gegen Tschechien wird schmerzhaft, geht aber auch vorbei.

Keine Kräfte gegen Tschechien vergeuden Foto: © GEPA

Noch eine Pflichtaufgabe vor dem Schicksalsspiel: 24 Stunden vor dem Spiel gegen Italien muss das ÖEHV-Team noch gegen Tschechien (Sonntag, ab 16:15 Uhr im LIVE-Ticker) ran.

Wie gegen Schweden kann es nur darum gehen, Verletzungen zu vermeiden und nicht zu viele Kräfte zu vergeuden. Der Tradeoff dafür dürfte wieder eine hohe Niederlage sein.

Teamchef Roger Bader kündigte schon an, einige Spieler zu schonen – das hört sich aber leichter gesagt als getan an.

Nach den Verletzungen von David Kickert und Raphael Wolf stehen ihm nur mehr 23 Spieler zur Verfügung. Logisch, dass Lukas Herzog im Tor stehen wird und Benjamin Baumgartner und Alexander Cijan mit dabei sein werden.

Verteidiger gibt es ohnehin nur mehr sieben, von den Stürmern würden mehr als nur zwei nach Pausen dürsten, der völlig ausgebrannt wirkende Dominic Zwerger wäre aber der logischte Kandidat.

Mit Spielen gegen Tschechien begann auch die Vorbereitung für das ÖEHV-Team. Vom Kader vor fünf Wochen stehen noch acht Cracks (Kickert, Schlacher, Wolf, Ganahl, Haudum, Hofer, Obrist und Zwerger) im WM-Aufgebot, bei den Tschechen (Bartosak, Zamorsky, Kolar, Kubalik, H.  & T. Zohorna, Repik) sieben.

Tschechen können sich schonen

Die seitdem dazugestoßenen Spieler kamen aus der NHL (Gudas, Simon, Vrana, Hronek, Palat, Jaskin, Rutta, Chytil, Voracek, Faksa, Frolik), der AHL (Sklenicka, Francouz) und den beiden Finalisten der tschechischen Extraliga (Moravcik, Hrubec, Kovar, Gulas) – klarerweise andere Ligen als die der Zuzüge im ÖEHV-Team.

Die Tschechen – am Tag vor und nach dem Spiel spielfrei – werden sicher auch nicht volle Kanone gehen, wer kann dem ÖEHV-Team aber am meisten wehtun? Im wahrsten Sinne des Wortes sicher Defender Radko Gudas – bei ihm ist oft nur die Frage, ob er dir den Kopf oder das Knie weghaut.

Auch bei der WM bescherte der Klubkollege von Michi Raffl dem Norweger Mats Rosseli Olsen eine vorzeitige Heimreise. Gudas, der erst in seinem dritten Draft gezogen wurde, wirkt wie eines der letzten Überbleibsel aus einer Zeit, wo Einschüchterung noch zum Repertoire so mancher Spieler gehörte.

Im Gegensatz zu Gudas war ich von Verteidigerkollegen Filip Hronek übermäßige Härte nicht gewöhnt. In seinem Draftjahr war er in Hradec Kralove ein körperlich schwacher Defender mit guten Puckskills. In Grand Rapids lernte er offenbar sich zu wehren, ist heute bei jeder Keilerei vorne dabei und sollte in Detroit schon in der nächsten Saison ein Stammspieler sein.

Seine Schussstärke macht ihn auch zum gefährlichsten Blueliner im PP. David Musil und Jan Kolar (der mobilere der beiden) sind Defensivverteidiger, David Sklenicka und Michael Moravcik (nach der letzten WM im Duo von Montreal geholt) Zwei-Weg-Spieler. Erwarte viel Eiszeit für Tampa-Defender Jan Rutta.

WM-Debüt mit 34 Jahren

Im Angriff gehören Jakub Voracek (Philadelphia), Dominik Simon (Pittsburgh), der schussstarke Jakub Vrana (Washington), Ondrej Palat (Tampa) und Michael Frolik (Chicago) zu den stärksten Waffen. Der wuchtige Dmitrij Jaskin (Washington) ist zwar nicht gerade leichtfüßig, bringt aber seine Körperkraft ein, Radek Faksa (Dallas) ein sehr solider NHL-Zwei-Wg-Center. Der 19-jährige Filip Chytil (Rangers) sucht dagegen noch seine Rolle.

Von den Europäern sind Playmaker Jan Kovar und Milan Gulas Offensivgaranten in Pilsen, der nachnominierte Gulas feierte mit 34 Jahren sein WM-Debüt. Michael Repik (Podolsk) und vor allem Dominik Kubalik (Linienkollege von Dominic Zwerger bei Ambri) sind absolute Sharpshooter.

Im Tor gilt Pavel Francouz als Nummer eins, Simon Hrubec und Patrik Bartosak kamen aber auch schon zum Einsatz. Bartosak wurde dieser Tage Vater, das führt normalerweise während eines Turniers zu großem Reisestress. Bei Bartosak vielleicht etwas weniger: Die Fahrt von Bratislava zu seinem Wohnort Brünn dauerte genau eine Stunde…

Spiele wie gegen Tschechien haben mittlerweile für das ÖEHV-Team den Charakter von Zahnarztbesuchen: Sie können wehtun, gehen aber auch einmal vorbei. Wer das in der Halle oder vor dem TV noch nicht realisiert hat, sollte davor nach einer schmerzstillenden Spritze fragen.

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