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Janine Weber: Vaneks weibliches Pendant

Profi, Babysitter, Coach! ÖEHV-Star Weber über ihr Big-Apple-Abenteuer:

Janine Weber: Vaneks weibliches Pendant

Sie kann getrost als das weibliche Pendant zu Thomas Vanek, Michael Grabner und Co. bezeichnet werden.

Janine Weber ist Österreichs erste Profieishockeyspielerin in der amerikanischen National Women's Hockey League – kurz NWHL – und damit das heimische Aushängeschild bei der am Samstag gegen Norwegen (20:00 Uhr) beginnenden Heim-Weltmeisterschaft der Division IA in Graz.

„Eine Weltmeisterschaft ist als Abschluss der Saison immer ein Highlight, auf das man sich die ganze Saison freut und vorbereitet – vor allem natürlich die Heim-WM“, kann die gebürtige Innsbruckerin ihre Vorfreude im Gespräch mit LAOLA1 kaum mehr verbergen.

Im Gegensatz zu ihren Teamkolleginnen absolvierte Weber diese „Vorbereitung“ für die WM auf professioneller Basis.

„Sommer wie ein Profieishockeyspieler“

Die 25-Jährige streifte sich diese Saison nämlich bereits das zweite Jahr in Folge das Dress der New York Riveters über. Neben den Buffalo Beauts, den Boston Pride und den Connecticut Whale eines von vier Teams der einzigen Profiliga im Damen-Eishockey.

Und nach diesem zweiten Jahr, in dem im Halbfinale gegen die Beauts Endstadion war, sollte es ihr an Selbstvertrauen nicht mangeln. Starke 23 Punkte aus 18 Spielen hieven sie auf Platz 4 der ligaweiten Scoring-Wertung.

„Das Jahr vor der ersten Saison habe ich noch Vollzeit gearbeitet, bis zum Sommer. Heuer habe ich einen Sommer gehabt, wie ihn ein Profieishockeyspieler hat. Ich habe schon nebenbei noch in Camps gecoacht, aber mich auch sehr aufs Trainieren konzentrieren und viel aufs Eis gehen können“, sieht Weber in der professionelleren Off-Season einen der Grundsteine für ihre erfolgreiche Spielzeit.

Doch nicht nur am Eis tat sich die Angreiferin im zweiten Jahr leichter.

„Im ersten Jahr habe ich sehr viel Aufmerksamkeit bekommen, weil ich die erste Spielerin war, die einen Vertrag unterschrieben hat. Ich weiß nicht, ob mich das vielleicht etwas abgelenkt hat.“

Von „NHL-Network“ zu „Sports Illustrated“

Die Tirolerin war die erste Spielerin, die im Sommer 2015 in der neu gegründeten NWHL als Free Agent von den New Yorkern unter Vertrag genommen wurde und eine dementsprechend begehrte Gesprächspartnerin.

Aber nicht nur deshalb. Der neuen Liga war es ein Anliegen, das Produkt Profi-Damen-Eishockey in den USA zu promoten.



„Im ersten Jahr herrschte sehr viel Interesse, wir haben da richtige Media-Tours gemacht durch New York – von „NHL Network“ zu „Sports Illustrated“ zu einer anderen Zeitung und so weiter. Das ist im zweiten Jahr etwas abgeflaut, weil es nicht mehr neu war“, erzählt die zig-fache Teamspielerin von ihren Erfahrungen im Big Apple.

Auch die Zuschauerzahlen waren in ihrer Premieren-Saison noch deutlich besser. Dies ist aber auch dem Umstand geschuldet, dass die Riveters von Brooklyn nach New Jersey übersiedelt sind.

Kooperation mit den New Jersey Devils?

„Im ersten Jahr waren es um die 1.000 bei jedem Spiel. Wir haben heuer die Halle gewechselt, von Brooklyn nach New Jersey in die Trainingshalle der New Jersey Devils. Da haben nur 700 Platz und ich hätte gesagt, dass wir immer so um die 400 bis 500 gehabt haben, was schade ist“, analysiert Weber die Situation etwas wehmütig.

Dennoch hat die Umsiedlung auch ihre positiven Aspekte. Zum einen gibt es den einen oder anderen Berührungspunkt mit den Stars der Devils, zum anderen steht auch eine mögliche Kooperation mit der NHL-Franchise im Raum.

„Es gibt Gerüchte, dass nächste Saison kooperiert wird und die Farben angepasst werden. Das ist noch nichts Fixes, wäre aber ein wichtiger Schritt, wenn man sich mit den NHL-Mannschaften zusammentut. Weil die eben die Möglichkeiten für Marketing und das Ganze haben“, wagt die Innsbruckerin einen Blick in die Zukunft.

Eishockeyprofi, Coach und Babysitterin

Eine Zusammenarbeit zwischen NWHL- und NHL-Teams würde die Frauenliga vielleicht auch in der öffentlichen Wahrnehmung wieder etwas präsenter machen, was den negativen Folgen des zweiten Liga-Jahres entgegenwirken würde.

Denn vor allem in finanzieller Hinsicht spürten die Spielerinnen und Teams die Auswirkungen. Gehaltskürzungen – die Gehälter bewegen sich zwischen 10.000 und 25.000 Dollar pro Saison – von bis zu 50 Prozent und eine Reduktion des Spielplans auf 17 bzw. 18 Partien pro Team waren seitens der Liga die Folge.

Dies ging auch an Weber nicht spurlos vorüber, deren Profi-Status darunter doch etwas zu leiden hatte.

„Nebenbei habe ich schon ein bisschen gecoacht und babygesittet. In New York ist das ziemlich flexibel, weil wenn es sich ergibt, dass ich am Vormittag babysitte, dann kann ich danach aufs Eis gehen. Oder ich gehe am Abend zu einer Familie, die ich über das Internet gefunden habe und bei denen ich das ganze Jahr war“, spricht die ausgebildete Pädagogin ihre Nebentätigkeiten an.

Ohne diese wäre ein Leben in der extrem teuren Millionen-Metropole auch nicht finanzierbar, wie die Linksschützin selbst betont: „Es ist zu wenig, dass man davon leben kann. New York ist ja extrem teuer, die Mieten und die ganzen grundlegenden Sachen.“

Ein Treffer für die Ewigkeit

Vielleicht auch deshalb reizt Weber ein Vereinswechsel innerhalb der NWHL im kommenden Sommer.

„Mir hat es in der Mannschaft super gefallen. Jetzt muss ich einmal schauen, wer zurückkommt, wie es mit dem Trainer ausschaut. Aber ich wäre auch nicht abgeneigt, dass ich einmal bei einer anderen Mannschaft spiele.“



Dass sie das tatsächlich nicht wäre, beweist ihre bisherige sportliche Vita eindrucksvoll.

Vom Nachwuchs des HC Innsbruck führte ihr Weg über die Ravens Salzburg und Sabres Vienna nach Nordamerika. Dort zunächst ans College in Providence, ein Jahr später in die kanadische Frauenliga (CWHL) zu den Boston Blades, bei denen sie 2015 Geschichte schrieb.

Im Finale schoss sie ihr Team in der Verlängerung gegen die Montreal Stars zum Gewinn der Meisterschaft und sich selbst in die „Hall of Fame“, in der ihr Siegtor-Schläger seitdem ausgestellt ist.

Weltmeisterschaft von 2009 soll getoppt werden

Ihr Bekanntheitsgrad stieg in Nordamerika danach rapide an. Ein Umstand, der sie auch nach der Weltmeisterschaft in Graz nicht stören würde.

„2009 haben wir bei einigen Spielen um die 1.000 bis 1.500 Zuseher gehabt. Hoffentlich können wir das toppen, denn das wäre wieder ein Schritt nach vorne“, hofft Weber, dass die zweite WM-Austragung in Graz noch mehr Fans anlocken und die Popularität des Damen-Eishockey steigern kann.

Dafür sollen vor allem gute Leistungen der heimischen Akteurinnen, die den vierten Platz von vor acht Jahren verbessern wollen, sorgen.

„Eine Medaille ist unser Ziel. Japan ist der Favorit, aber natürlich könnte jeder in der Gruppe aufsteigen. Eine WM ist immer unberechenbar, da geht es oft nach ganz eigenen Gesetzen.“

Olympia-Qualifikation ist abgehakt

Ein Erfolgserlebnis wäre auch darum wichtig für die Mannschaft von Headcoach Pekka Hämälainen, um die im Februar verpasste Olympia-Qualifikation für Pyeongchang 2018 endgültig vergessen zu machen.

„Wir waren auf jeden Fall enttäuscht, denn eine Olympia-Teilnahme ist eigentlich von jedem Sportler ein Traum. Aber das ist jetzt schon abgehakt“, ist der letzte Platz in der Qualigruppe mit Japan, Deutschland und Frankreich kein Thema mehr für Österreichs NWHL-Export.

Webers Blick und Fokus ist nach vorne gerichtet, auf den Start der „Mission Heim-WM“.

Und vielleicht ist es genau jener Fokus, durch den sie Team Austria, wie ihr männliches Gegenstück Thomas Vanek einst 2008 in Innsbruck, vor heimischen Publikum in die Top-Division führt.

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