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Eishockey-WM: Sympathien für die Schweizer

Eine WM-Final-Niederlage, die für den Außenseiter ungewöhnlich schwer zu verdauen ist.

Eishockey-WM: Sympathien für die Schweizer Foto: © GEPA

Dass es im dramatischen Eishockey-WM-Finale von Kopenhagen mit dem 2:3 nach Penaltyschießen gegen Schweden nicht zum ersten großen Titel gereicht hat, ließ die Schweizer Spieler und Trainer zunächst enttäuscht zurück. Wie 2013 haben die Skandinavier ihnen die Party vermiest.

Der Stolz über die zweite Silber-Medaille in fünf Jahren wollte sich nicht sofort einstellen.

"Ich habe immer gesagt, dass die Schweiz irgendwann Weltmeister wird. Vielleicht erlebe ich es noch als Trainer, vielleicht als Fan, aber irgendwann werde ich es erleben", sagt Trainer Patrick Fischer kämpferisch.

"Als wir vor drei Jahren über den WM-Titel gesprochen haben, hat mir jeder ins Gesicht gelacht. Jetzt waren wir einen Penalty entfernt, so falsch lag ich da wohl nicht."

Kaltstart in den Trainer-Job

Als er im Dezember 2015 den Job angetreten hatte, war er kurz zuvor in Lugano gefeuert worden. Im Tessin hatte er erstmals eine Chance als Chef-Coach erhalten und scheiterte. Entsprechend niederschmetternd fiel die Kritik aus, als er im ersten WM-Turnier 2016 mit der Schweiz das Viertelfinale verpasste.

Nun hat Fischer gezeigt, dass er für das nicht einfache Amt der geeignete Trainer ist. Kopenhagen war für Fischer eine Bestätigung und ein Befreiungsschlag zugleich.

Im packenden Endspiel am Sonntagabend hatte es zunächst bei zweimaliger Führung ebenso wie im Penaltyschießen so ausgesehen, als könnte sich die Schweiz in den elitären Kreis der bisher nur acht Weltmeister-Nationen einreihen. In der Penalty-Lotterie scheiterten aber nach dem erfolgreichen ersten Schützen Sven Andrighetto alle seine Kollegen.

Oliver Ekman-Larsson und Filip Forsberg trafen für den Favoriten und krönten so die famose WM des Titelverteidigers mit zehn Siegen in zehn Spielen mit dem elften WM-Titel.

Herzen, so groß wie das Matterhorn

"Ich hätte nicht einmal protestiert, wenn die Schweiz das gewonnen hätte. Sie spielten mit Herzen so groß wie das Matterhorn", schwärmt die schwedische Zeitung "Aftonbladet" vom unterlegenen Gegner.

Auch vor fünf Jahren war die Schweiz ins Finale gestürmt, in Stockholm war der Underdog dem Gastgeber Schweden aber klar mit 1:5 unterlegen. Es war das erste WM-Edelmetall seit Bronze 1953. Diesmal ist das verpasste Gold wohl schwerer zu verdauen.

"Wenn du die Bilder siehst, wie sie am Feiern sind, dann tut es weh. Es wollte nicht sein, vielleicht muss es das nächste Mal sein", sagt der starke Tormann Leonardo Genoni. NHL-Stürmer Timo Meier meint: "Wir haben einen langen Weg hinter uns und große Schritte gemacht, aber wir sind noch nicht fertig. Unser Ziel ist die Goldmedaille."

Bei Olympia noch die Deppen

Noch vor drei Monaten waren die Schweizer in Südkorea mit der knappen Niederlage im Ausscheidungsspiel fürs Olympia-Viertelfinale an den Deutschen gescheitert. Fischer war im Anschluss kritisiert worden, hat nun aber ein Sieger-Team geformt, das dank seiner Motivationskünste daran glaubte, auch die Top-Nationen bezwingen zu können.

"Manchmal sind wir die Deppen, jetzt gerade die Helden. Wir sind aber weder noch, wir sind einfach ehrliche Arbeiter mit einem großen Sportlerherz", sagt der Trainer.

Das zu Ende gegangene Turnier in Kopenhagen trägt klar seine Handschrift. Erstmals spielte die Schweiz - begünstigt durch die Anwesenheit zahlreicher NHL-Stars - offensiv auf Augenhöhe mit den Besten mit, ohne in der Defensive an Stabilität zu verlieren.

Fischers Idee des temporeichen Offensivspiels hatte noch nie zuvor eine Schweizer Mannschaft derart kompromisslos umgesetzt.

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