news

Marco Rossis Lage vor dem NHL-Debüt

Chance dank Taxi Squad und Corona - aber was bedeutet das genau?

Marco Rossis Lage vor dem NHL-Debüt Foto: © GEPA

Marco Rossi steht in der Nacht von Donnerstag auf Freitag (1:00 Uhr) vor seinem NHL-Debüt, wenn die Minnesota Wild bei den Boston Bruins gastieren.

Dabei ist Rossi derzeit noch nicht im Roster der Wild gelistet, sondern ein Mitglied der Taxi Squad. Wo liegen da die Unterschiede?

LAOLA1-Experte Bernd Freimüller erklärt es:

Wie von mir vor kurzem erst erwähnt (HIER nachlesen>>>), bietet die "Taxi Squad" für Rossi eine Möglichkeit, sich an die NHL anzunähern. Das Grundkonzept ist schon aus der letzten Saison bekannt, allerdings wurde es für heuer verfeinert, da einige Teams dies als Ausweg aus Problemen mit der Salary Cap missbrauchten.

Seit wann gibt es die Taxi Squad?

Wie gesagt, sie gehörte schon in der letzten Saison zum Bestandteil der NHL, heuer wurde sie wegen der wieder aufkommenden Corona-Problematik mit 26. Dezember wiederbelebt. Dafür notwendig: Eine Übereinkunft zwischen der NHL und der Spielergewerkschaft NHLPA, um den Rahmentarifvertrag (CBA) zu modifizieren. Die Taxi Squads sollen mit dem letzten Spiel vor dem All-Star-Break Anfang Februar wieder auslaufen, so sich beide Seiten nicht auf eine Verlängerung einigen.

Was ist die Idee dahinter?

Durch Ausfälle nach positiven Covid-Tests könnten einige Teams kurzfristig mit Rumpfkadern dastehen. Spieler der Taxi Squad können mit dem NHL-Team trainieren und reisen, ohne die Salary Cap in dieser Zeit zu belasten.

Wie funktioniert die Taxi Squad heuer?

Bis zu sechs Spieler können in diese aufgenommen werden, im Gegensatz zur letzten Saison muss keiner von ihnen ein Goalie sein (für sie gelten eigene Regeln). Es gibt Ausschlussgründe für die Taxi Squad, die Teams können also nicht nach eigenem Gutdünken Spieler aus dem NHL-Kader in diese verschieben und sich so finanziell Luft verschaffen. Es geht natürlich nur um Spieler, die einen NHL-Vertrag haben, reine AHL-Spieler aus dem Farmteam oder gar fremde Cracks könnten hier nicht raufgezogen werden.

Um die Regeln vereinfacht dazustellen: Spieler, die bis zum 22. Dezember zum NHL-Kader gehörten und (Wichtig! Nicht oder!) dort entweder eine gewisse Anzahl von Spielen absolviert/Tage verbracht hatten und nicht durch Waivers müssen, dürfen nicht in die Taxi Squad verschoben werden.

Sind Spieler der Taxi Squad NHL- oder AHL-Spieler?

Irgendwie haben sie eine Art Zwitterstellung inne, aber grundsätzlich gelten sie als AHL-Cracks. Wie gesagt, ihr Gehalt zählt nicht zur NHL Salary Cap, sie müssen aber mit dem NHL-Team trainieren. In der Taxi Squad zu sein, nicht mit dem Team zu reisen und einstweilen mit dem Farmteam aufs Eis zu gehen, ist nicht erlaubt.

Die Spieler bekommen pro Tag in der Taxi Squad ihr aliquotes AHL-Gehalt, dafür aber das NHL-Taggeld von 500 US-Dollar.  Sie fallen auch in die NHL-Versicherung, akkumulieren aber keine NHL-Pensionszeiten.

 

(Text wird unterhalb fortgesetzt)

Für Marco Rossi auch wichtig: Sind der NHL-Ort und der des Farmteams verschieden – der Spieler lebt also während der Saison woanders – bekommt er ein Hotelzimmer und einen Mietwagen gestellt.

Da die Spieler eben als AHL-Spieler gelten: Im Falle der Fälle müssen sie durch Waivers erst durch, wenn sie von der Taxi Squad in den NHL-Kader rücken, also nicht, wenn sie vom Farmteam zur Taxi Squad stoßen.

Spieler können nur maximal 20 Tage zur Taxi Squad gehören. Das Schlüsselwort dabei ist "cumulative" – "insgesamt". Ein Spieler kann also nicht 20 Tage dortbleiben, einen Tag abgemeldet werden und danach wieder dazustoßen.

Was bedeutet das alles für Marco Rossi?

Zur Stunde ist er weiter "nur" ein AHL-Crack, Gleiches gilt für den zeitgleich hochgeholten Matt Boldy. Um gegen die Boston Bruins mitspielen zu können, müssen sie bis 17 Uhr am Spieltag (Zeitzone ist keine spezifiziert) auf den "NHL Active Roster" übertragen werden. Passiert das, fällt für sie für diesen Tag das aliquote NHL-Gehalt an.

Anzunehmen, dass sowohl Boldy als auch Rossi für spielfreie Tage wieder vom NHL-Roster abgemeldet werden (so die Taxi Squad nicht voll ist), die Wild können dadurch natürlich Gehalt sparen. Jeder Cent kann ja zur Trading Deadline wichtig sein.

Wichtig auch und ein wenig kompliziert: Wenn Rossi in der NHL aufläuft, zählt das für ihn natürlich als NHL-Spiel. Der Quasi-Tryout von maximal neun Spielen, bevor das erste Jahr seines Vertrags angerissen wird, wurde ja schon öfters besprochen.

Sollte er aber in der Taxi Squad gelistet sein, die Wild parallel jedoch ohne ihn antreten, bekommt er dieses Spiel nicht als NHL-, sondern "Professional Game" (also wie ein AHL-Spiel) angerechnet. Das hat etwa für die Waiver-Regel in einigen Jahren Relevanz.

Muss Rossi also in die AHL zurück, wenn es die Taxi Squad nicht mehr gibt?

Nicht unbedingt – GM Bill Guerin muss sich dann entscheiden, ob er ihn in den NHL-Kader übernimmt oder wieder in die AHL schickt. Nach fünf sieglosen Spielen und einigen Verletzungen setzte er zuletzt auch Victor Rask auf Waivers. Kein Team übernahm ihn jedoch, deshalb wird Guerin den schwedischen Unterachiever heute in die Taxi Squad schicken. So wird ein Kaderplatz frei und die Wild erhalten 1,125 Mio. Cap Relief (aliquot) von Rasks 4-Millionen-Gehalt. Rask kann aber natürlich jederzeit in der NHL auflaufen. Winger Nick Bjugstad fällt mit einer Trainingsverletzung aus.

Alles aber noch viel Theorie und CBA-Deutung, die mehr seinen Agenten als Rossi selbst interessieren wird. Bis Anfang Februar ist noch viel Zeit, die durch Corona sicher weiter unruhig gestaltet wird. Nach fünf sieglosen Spielen ist die unmittelbare Zukunft für die Wild einmal wichtiger als die in einem Monat. Das NHL-Debüt des 20-jährigen Centers (wahrscheinlich inmitten der Flügel Kevin Fiala und Nick Foligno) sollte aber heute Nacht über die Bühne gehen.  

Kommentare