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NHL: Bernd Freimüller erklärt die Free Agency

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller erklärt die Free Agency der NHL. Mit Kuriositäten und Österreichern:

NHL: Bernd Freimüller erklärt die Free Agency

1. Juli, Start zur NHL Free Agency: Heuer nicht nur mit einem absoluten Superstar (Steven Stamkos), sondern auch mit drei Österreichern.

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller blickt hinter die Kulissen: Wie wird man eigentlich Free Agent?

Klar, jeder Eishockeyfan spricht über Steven Stamkos, den Sharpshooter der Tampa Bay Lightning und seine möglichen Destinationen. Mit 26 Jahren ist er der jüngste Free-Agent-Superstar aller Zeiten. Wieso das? Grundsätzlich werden NHLer erst mit 27 Jahren Unrestricted Free Agents – „erst“ ist aber relativ. Bis 2005 mussten sie überhaupt bis 31 warten, ehe sie erstmals den freien Markt testen durften.


UPDATE zur Causa Stamkos:


Mit dem CBA (Collective bargaining agreement = Tarifvertrag zwischen NHL und Spielergewerkschaft) von 2005 – nach einem Lockout, der eine ganze Saison kostete – fiel das Alter auf 27. Dazu kam noch eine weitere Klausel, die auf Stamkos zutrifft: Nach sieben vollen Saisonen in der NHL wird ein Spieler ebenfalls zum „UFA“. Stamkos spielt schon seit acht Jahren in der Liga, hätte also – so vertragslos – bereits im letzten Sommer frei wechseln können. Das eine abgekaufte Free-Agent-Jahr galten ihm die Lightning mit einer No-Movement-Clause für diese Saison ab.

Warum Stamkos Free Agent ist

Grund dafür, dass er schon im relativ jungen Alter zum UFA wurde: Er wechselte nach dem Draft direkt von den Junioren der Sarnia Sting in die NHL und spielte schon in seiner ersten Saison 79 Spiele für Tampa. Das war in dieser Saison (08/09) noch längst nicht so üblich wie heute, in Zukunft könnte es mehr junge Free Agents wie ihn geben. Allerdings begnügen sich auch heute noch viele Teams mit Testläufen ihrer gedrafteten Spielern: 10 Spiele pro Saison im Alter von 18 und 19 Jahren sind erlaubt, ohne dass dies als volle NHL-Saison angerechnet wird.

Bis zum 30. Juni hätte Stamkos noch einen 8-Jahres-Vertrag unterschreiben können, allerdings nur bei seinem Stammklub Tampa. In der Free Agency ist die Vertragsdauer mit sieben Jahren gedeckelt, selbst wenn er sich dann doch noch mit den Lightning einigen würde. Das maximale Jahresgehalt wären 14,6 Mio. Dollar - über 20 % der Salary Cap (nächste Saison bei 73 Mio.) darf das Gehalt eines einzelnen Spielers nicht hinausgehen.

So hoch wird es sicher nicht gehen, nur wenige Teams haben überhaupt so viel Gehaltsspielraum. Doch Bewerber wie Buffalo, die unvermeidlichen Rangers (verlieren ihrerseits UFA Eric Staal) oder die Maple Leafs bearbeiten Stamkos schon seit Samstag und vor allem Toronto könnte ihn mit einem Jahresgehalt von 11 Mio $ zum bestbezahlten NHL-Crack machen. Seit dem letzten CBA im Jahre 2013 können Teams mit UFAs bereits einige Tage vor dem 1. Juli sprechen, auch wenn Verträge erst danach abgeschlossen werden dürfen. Das vermeidet Szenarien wie früher, als GMs knapp nach Mitternacht am 1. Juli wie die Heiligen Drei Könige vor den Häusern der Spieler auftauchten. Sie brachten zwar nicht Weihrauch und Myrrhe, aber durchaus (Versprechungen von) Gold sowie etwa Grußbotschaften anderer Sportler auf DVDs und ähnliche Geschenke, um Spieler und Familie auf ihre Organisationen einzustimmen.

Michael Grabners Situation

Zu den UFAs Gruppe 3 gehören neben weiteren Stars wie Loui Eriksson (Boston Bruins), Milan Lucic (Los Angeles ings) oder Kyle Okposo (NY Islanders) auch der Österreicher Michael Grabner. Sein mit den Islanders 2011 abgeschlossener Fünf-Jahres-Vertrag lief heuer aus - die Maple Leafs, zu denen er im September 2015 getradet wurde, machten kein neues Angebot, können dies aber natürlich noch jederzeit tun. Im Alter von 28 Jahren ist der immer noch pfeilschnelle Flügel erstmals ein UFA, es bleibt aber abzuwarten, welche Teams zu welchem Preis an ihm interessiert sind. Als Bottom-6-Player und Unterlegenheitsspezialist muss sich der Villacher mit vielen ähnlichen Spielern konkurrieren. Durchaus vorzustellen, dass Grabner hier etwas an Geduld aufbringen muss, Destination und Dotation sind unmöglich vorauszusagen.

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Bei Grabner ist ein weiteres NHL-Engagement durchaus realistisch, sein Speed macht ihn weiter interessant. Thomas Raffl hingegen, der im Alter von 29 Jahren seinen ersten NHL-Vertrag unterschrieb, in Winnipeg aber eine verletzungsgeplagte Saison durchlitt, muss auf ein kleines Wunder hoffen, da er sich nur in 31 AHL-Spielen präsentieren konnte. Bleibt abzuwarten, wie lange er auf ein Angebot warten will, die Türen für eine Rückkehr nach Salzburg stehen natürlich jederzeit offen.

Ein eigener Fall am Free-Agent-Markt ist Jimmy Vesey. Der 23-jährige Flügel lehnte das Vertragsangebot von Nashville ab, die ihn 2012 gedraftet hatten. So etwas kommt vor, doch als Ex-College-Spieler gilt für Vesey nicht der 1. Juli, sondern der 15. August als „Freiheitstag“. Dieser Verzug ist aber nur ein kleiner Preis dafür, den Spieler für den Vorteil des „College Loopholes“ zu zahlen haben. Im Gegensatz zu Spielern aus den Juniorenligen, die die NHL-Teams mit Vertragsangeboten zu Restricted Free Agents machen und damit jahrelang auf ihrer Reserveliste halten können, halten College-Spieler die Karten in der Hand, vorausgesetzt sie bleiben wirklich für vier Jahre an ihrer Schule.

Kuriositäten der Free Agency

Neben den UFAs 3 gibt es noch zwei kleinere UFA-Gruppen, nämlich die UFAs 5 und 6.

5: Spieler mit mindestens zehn Jahren unter NHL-Vertrag, die in ihrer letzten Saison nicht mehr als das NHL-Durchschnittsgehalt verdient haben. Diesen Status müssen die Spieler aber selbst beantragen und können dies nur einmal in ihrer Karriere tun.

6: Gilt für Spieler im Alter von mindestens 25 Jahren, die in drei Saison als Profi (=unter NHL-Vertrag) nicht mehr als 80 Spiele (28 für Torhüter) gespielt haben.

Der Grund für diese Regeln: NHL-Teams sollen nicht Unmengen an Spielern bunkern können, ohne dass sie ihnen eine Chance auf einen Stammplatz geben bzw. diese stets zu kleinen Gehältern weiterbeschäftigen. Natürlich handelt es sich bei beiden Gruppen vor allem um NHL-Randerscheinungen bzw. langjährige AHL-Spieler, die Diskussionen in Medien- und Fankreisen drehen sich stets um die UFAs 3.

Doch es gibt auch Free Agents, die in keine dieser beiden Kategorien fallen und für Österreich weit interessanter sind. Sie haben ihren UFA-Status anderweitig erworben.

Als Beispiel dafür Cracks unseres U20-Nationalteams: Dominic Zwerger, der im kanadischen Junioreneishockey durch zwei NHL-Drafts gegangen ist, hat UFA-Status. Ebenso Mario Huber, der letzte Saison in Nordamerika verbracht hat und 1996 geboren wurde. Die beiden könnten theoretisch bei jedem NHL-Team unterschreiben, während der gleichaltrige Ali Wukovits (nur als Beispiel) noch einen Draft abwarten müsste. Alles derzeit graue Theorie bezüglich der NHL, interessant sind diese unterschiedlichen Auslegungen allemal.

Thomas Vanek nach wie vor gefragt

Ebenfalls seit kurzem Free Agent und in keine der oben angeführten Gruppen fallend: Thomas Vanek. Durch seinen Buyout in Buffalo kann er sich sofort nach eigenem Gutdünken umschauen und ab 1. Juli einen neuen NHL-Vertrag unterschreiben. Die Buyout-Summe von fünf Mio. Dollar ist garantiert, egal wie sein neuer Kontrakt ausfällt. Vertragslänge und –höhe sind lediglich durch die üblichen Parameter limitiert, einzig bei den Wild darf Vanek in der nächsten Saison nicht spielen.

Gerüchte über die Rangers, Vancouver und die Islanders machten die Runde, Agent Steve Bartlett bleibt natürlich immer am Ball. Durchaus vorstellbar, dass etwa die Rangers abwarten, ob sie bei Stamkos zum Zuge kommen und erst bei einer Absage bei Vanek aktiv werden würden. Die Stärken und Schwächen des Österreichers sind natürlich seit Jahren bekannt, aber er verspricht weiterhin offensive Produktion (zehn NHL-Saisonen mit mindestens 20 Toren) und das wahrscheinlich zu einem weit adäquateren Preis als zuletzt. Die zuletzt schwächere Saison in St. Paul war ja nur deshalb so ein großes Problem, weil sie mit einem Gehalt von 7,5 Mio. Dollar einherging.

Auch wenn sich das in den letzten Jahren gebessert hat, lassen sich einige General Manager immer noch vom Strudel der Ereignisse mitziehen und steigen in ein Feilbieten ein, das sie manchmal schon ein Jahr später bereuen. Leicht vorstellbar, dass das eine oder andere große Signing von heute den Buyout des nächsten Sommers bedeutet...

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