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So geht es mit den New York Rangers weiter

Wie groß ist Umbruch? LAOLA1-Scout Freimüller analysiert die Rangers-Zukunft:

So geht es mit den New York Rangers weiter

Die Hoffnung auf einen österreichischen Stanley-Cup-Sieger ist vorbei.

Michael Grabner und seine New York Rangers verabschiedeten sich mit dem 2:4 in Spiel 6 gegen die Otawa Senators aus den NHL-Playoffs.

Ein Blick zurück sowie auf die ungewisse Zukunft der Blueshirts:

Klassische Selbstfaller

Es war eine ungewöhnliche Serie, an deren Ende die Rangers zu Recht mit dem Schicksal haderten: Nach fünf Spielen lagen die "Blueshirts" insgesamt nur knapp 13 von 330 Minuten in Rückstand, hatten aber trotzdem nur zwei Siege auf dem Konto.

Die fielen im Madison Square Garden mit 4:1 auch klar aus, die Spiele in Ottawa waren aber klassische Selbstfaller.

In Spiel 1 das entscheidende 1:2 knapp vier Minuten vor dem Ende kassiert, in den anderen beiden Heimspielen kamen die Senators erst zum Ausgleich, als sie Goalie Craig Anderson bereits vom Eis genommen hatten - die Siegestreffer fielen dann jeweils in der Overtime.

Einzig in Spiel 6 vor heimischem Publikum war die Niederlage aufgrund von zwei leblosen Dritteln verdient, der alles überragende Erik Karlsson war auch wieder der Sargnagel für die Rangers.

Grabner erfüllt Erwartungen

Die Kabine eines Playoff-Verliererteams ist nie ein Hort der Freude, die unnötige Art und Weise des Ausscheidens sorgte allerdings für noch größere Depressionen als ohnehin.

Klar standen einige Cracks in der Kritik: Top-Defender Ryan McDonagh wurde auch von Coach Alain Vigneault leicht angezählt, Spieler wie Chris Kreider, J.T. Miller oder Rick Nash (spielte aber augenscheinlich verletzt) ließen mehr oder minder aus.

Nicht so Michael Grabner: Mit seinem Speed und seiner in New York hinzugewonnen Torpräsenz und – gefährlichkeit erfüllte er auch in den Playoffs (vier Tore und zwei Assists in 12 Spielen, durchschnittliche Eiszeit etwa 13 Minuten) die nach der Regular Season (27 G/13 A in 76 Spielen) erhöhten Erwartungen.

Der Tag nach dem Ausscheiden ist natürlich nicht der geeignete Zeitpunkt, um personelle Maßnahmen für die Zukunft zu diskutieren. Klar steht auch Alain Vigneault in der Kritik, einige Maßnahmen (der talentbefreite Tanner Glass bekam meist den Vorzug vor Talent Pavel Buchnevich) können durchaus auch diskutiert werden. Aber ihn für das Ausscheiden verantwortlich zu machen, wäre sicher eine Überreaktion, einzig unter den Assistant Coaches könnte es Änderungen geben.

Wie groß wird der Umbruch?

Doch im Sommer könnte den Rangers ein mehr oder minder großer Umbruch bevorstehen.

Goalie Henrik Lundqvist hat mit 35 Jahren einiges von seiner Magie verloren. Trotzdem sollte sein Nr.1-Status auch nächste Saison ungefährdet sein, auch wenn das Ende nah scheint.

Auch im Angriff sind keine großen Änderungen zu erwarten, Spieler wie Miller, Kreider, Kevin Hayes, Jimmy Vesey oder Derek Stepan sind alle noch in ihren Zwanzigern und sollten noch nach oben trenden.

Einzig Glass wird im nächsten Sommer ein Unrestricted Free Agent und gilt als Fixabgang, Mika Zibanejad, Brandon Pirri, Jesper Fast und Oscar Lindberg sowie der langzeitverletzte Matt Puempel sind RFAs (mit Arbitration Rights). Zibanejad, Fast und Lindberg gelten als sichere Kandidaten für eine Weiterverpflichtung.

Defensive als größte Baustelle

Die größte Rangers-Baustelle ist aber die Defensive, wo schon seit Jahren ein Manko an beweglichen Puckmovern herrscht.

Größtes Problem ist dabei der noch drei Jahre (zu je 5,5 Mio. Dollar) laufende Vertrag des 33-jährigen Dan Girardi – ein Buyout wird allgemein erwartet.

Auch den verletzungsanfälligen Kreider würde GM Jeff Gorton nur allzu gerne anbringen, das ginge aber nur über einen Trade. Mit Girardi und Kreider gingen dann allerdings zwei Rechtsschützen über Bord.

Vom Rest der blauen Linie läuft nur der Vertrag des zur Trading Deadline von Detroit geholten Brandon Smith aus, McDonagh, Brady Skjei und Marc Staal werden zurück erwartet, neben Smith ist auch noch Nick Holden trotz eines noch laufenden Vertrags ein Fragezeichen.

Die Rangers wissen natürlich um ihre Probleme an der blauen Linie, aber auch hausintern besteht nicht viel Hoffnung auf Hilfe. Die Rangers-Prospect-List gehört zu den schwächeren der Liga, mit Ryan Graves könnte lediglich ein weiterer reiner Defensivverteidiger vom Farmteam in Hartford aufrücken. Der in Belgien geborene Sean Day verspricht zwar Leichtfüßigkeit und Torgefahr von der blauen Linie, aber der noch sehr grüne 19-jährige wird eher in Hartford als im MSG landen.

Billige Hilfe muss her

Die Rangers bewegen sich mit 66 Millionen Dollar ohne die noch zu verlängernden RFAs mit großen Schritten auf die Salary Cap von ungefähr 73 Millionen Dollar zu, selbst beim Buyout von Girardi oder dem einen oder anderen Trade muss billige Hilfe her.

Das bestätigt auch der europäische Pro Scout Otto Hascak, der gerade bei der WM weilt und offen zugibt: "Ich bin vor allem wegen Verteidigern hier."

Er äußerte sich auch – für einen Scout ungewohnt offen - sehr positiv über den Tschechen Radim Simek: "Ein sehr geschickter Spieler, der sicher in der NHL spielen wird."

Der 24-jährige Puckmover und Powerplay-Spezialist wäre genau der Spielertyp, den die Rangers brauchen, der Trend zu einer mobileren Defensive wurde etwas verschlafen. Es würde nicht überraschen, wenn die Rangers ihn oder einen anderen typgleichen europäischen Free Agent nach der WM als Neuzugang präsentieren würden.

Goalie als "Rettung" für Grabner?

Wie allen NHL-Teams steht den Rangers vor dem Entry Draft und Free Agency aber noch der Expansion Draft ins Haus.

Seit Beginn der Saison hat sich am Personal nichts Entscheidendes geändert, sodass immer noch die gleichen Kandidaten für einen Wechsel nach Las Vegas hervorstechen. Es würde nicht überraschen, wenn GM Jeff Gorton Michi Grabner auf die Liste der für Las Vegas verfügbaren Spieler setzt.

Natürlich will er den Österreicher – mit 1,65 Millionen Dollar im nächsten Jahr ein Schnäppchen – nicht verlieren, ihm könnten aber die Hände gebunden sein, wenn er nicht zuvor noch einige Signings oder Trades vornimmt.

Die Rettung für Grabner könnte allerdings von hinten kommen: Backup-Goalie Antti Raanta sollte für die Golden Knights ebenfalls reizvoll sein, der 27-jährige war heuer ein ausgezeichneter Lundqvist-Stellvertreter und sein Gehalt ist mit einer Millionen Dollar ebenfalls sehr reizvoll.

Die verlorene Serie gegen die Senators könnte durchaus das Ende einer Ära bei den Rangers einläuten – ob die neue Saison mit oder ohne Michi Grabner beginnt, werden wir am 21. Juni wissen...

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