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Detroit Red Wings: (Noch) Keine Chance für Kasper?

Was sich in der Free Agency getan hat: Freimüller schaut sich die Red Wings an.

Detroit Red Wings: (Noch) Keine Chance für Kasper? Foto: © getty

Die ersten (und wichtigsten) drei Tage der Free Agency in der NHL sind vorbei, dazwischen unterzeichnete Marco Kasper auch noch seinen Entry-Level-Deal.

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller wirft einen Blick auf die Aktivitäten der Detroit Red Wings und darauf, was der Vertrag des Österreichers für die nächste Saison bedeutet:

Red-Wings-General-Manager Steve Yzerman war wie erwartet in den letzten Tagen sehr beschäftigt. Insgesamt nahm er neun neue Spieler unter Vertrag, zehn Cracks verließen die Organisation.

Auf der Goalieposition kam schon vor dem 13. Juli mit Ville Husso von den St. Louis Blues ein Mann, der Alex Nedeljkovic durchaus aus dem Kasten spielen kann. Dazu nahm Yzerman bereits vor mehr als einem Monat WM-MVP Juho Olkinuora unter Vertrag, verfügt damit über eine interessante Troika. Prospect Sebastian Cossa kann sich damit in der AHL akklimatisieren.

Das Defensiv-Rückgrat ist gefunden

In der Defensive sind Canucks-Draftflop Olli Juolevi (noch ohne neues Team) und Marc Staal (Florida Panthers) weg. Dazu kamen Olli Määttä (LA Kings), Ben Chiarot (Florida Panthers) und Mark Pysyk (Buffalo Sabres). Alles routinierte Defensiv-Defender, die neben Filip Hronek, Moritz Seider und Simon Edvinsson die Top-6 bilden könnten.

Seider (gerade mit der Calder-Trophy ausgezeichnet) und der smarte Edvinsson werden wohl über Jahre das Rückgrat der Detroit-Defensive bilden. Jordan Oesterle und Gustav Lindström wären wohl die nächsten Kandidaten, falls etwa Edvinsson noch Zeit zur Umgewöhnung braucht. Mit Määttä und Chiarot fand Yzerman zwei körperlich starke Linkshänder, was auch dringend notwendig war.

Varianten in der Offensive

Die Suche nach einem Center hinter Topmann Dylan Larkin ging auch schnell vorbei – Andrew Copp (wie von mir vorausgesehen) gilt als äußerst verlässlicher Mann mit guter, aber nicht überragender Offensive. Damit kann Pius Suter nach hinten rutschen, vielleicht übernimmt auch Michael Rasmussen die Centerrolle in der dritten Linie, Copp könnte (wie fast jeder Center) auch auf den Flügel rutschen.

Mit Dominik Kubalik (allerdings mit absteigender Tendenz in Chicago) und David Perron (wieder ein Neuzugang mit St.-Louis-Vergangenheit) verpflichtete Yzerman zwei Flügel und PP-Experten mit dem Potential auf 20 bis 30 Saisontore, sodass die Red-Wings-Offensive sich im Optimalfall auf drei Reihen erstrecken könnte.

Tyler Bertuzzi, Jakub Vrana und Lucas Raymond sind ohnehin gesetzt, bei Filip Zadina hofft man immer noch (vielleicht zum letzten Mal) auf den offensiven Durchbruch. Eine Offensivriege mit interessantem Scoring-Potential, aber ziemlich wenig Physis.

Es gibt noch Cap Space

Larkin im finanziellen Fokus
Foto: © getty

Vom Gehalt und der Vertragslänge lehnte sich Yzerman bei Copp (fünf Jahre, insgesamt knapp 28 Millionen) und Chiarot (vier Jahre, 19 Millionen) am weitesten aus dem Fenster. Perron (9,5 Millionen) und Kubalik (fünf Millionen) stehen für die nächsten zwei Jahre unter Vertrag. Husso liegt mit drei Jahren und knapp 14 Millionen dazwischen.  

Yzerman hat noch knapp zehn Millionen Cap Space offen, könnte also bei Bedarf noch nachlegen. Seine vordringlichste Aufgabe wird es jedoch sein, Einsercenter Dylan Larkin, der ab 2023 UFA wäre, mit einem guten Angebot zur Unterschrift zu überreden, um Ablenkung im Saisonverlauf zu vermeiden. Auch Bertuzzi, Suter und Nedeljkovic segeln heuer auf das UFA-Dasein zu, daher wird Yzerman wohl keine neuen Verträge über diese Saison hinaus mehr ausstellen.

Gehalts-Höchstgrenzen für Kasper

Neben diesen unmittelbaren Verstärkungen fanden der Red-Wings-GM und sein Stab auch Zeit, Marco Kasper mit einem Entry-Level-Vertrag auszustatten. Das mussten sie auch dieser Tage tun, da die Frist dafür mit 15. Juli ausgelaufen wäre.

Groß zu verhandeln gab es nichts – beim NHL- (950.000), AHL-Gehalt (82.500) und Signing Bonus (95.000) galt für den achten Pick des letzten Drafts einfach die Höchstgrenze. Zum Vergleich dazu die Zahlen für Marco Rossi: 925.000/80.000/92.500. Der Unterschied war einfach eine Erhöhung im CBA seit 2020.

Lediglich bei den Performance Boni gibt es eine Abstufung bei den Draft Picks - Kasper kann im Bestfall bei Erreichung aller Kriterien eine Million erspielen, Nummer-1-Pick Juraj Slafkovsky 3,5 Millionen. Alles aber nur theoretische Zahlenspiele. Die Vertragslänge (drei Jahre) und der Zwei-Weg-Aspekt ist bei solchen Verträgen ohnehin vorgegeben.

Red Wings zu gut aufgestellt für eine sofortige NHL-Chance

Was bedeutet dieser Vertrag für den Österreicher? Die Red Wings haben jetzt die Befehlsgewalt über ihn, dieser Kontrakt sticht den noch ein Jahr laufenden in Rögle. Yzerman kann also entscheiden, wo er nächste Saison spielt.

In der NHL, AHL (als Erstrundenpick dürfte er das), doch wieder in der SHL oder – was die überraschendste Variante wäre – in der OHL bei den Ottawa 67's? Dort würde er vom Senioren- aufs Junioren-Eishockey zurückkehren und noch dazu am wenigsten Geld verdienen. Diese Variante würde auch das Einverständnis des Österreichers voraussetzen.

Die Red Wings gelten aber als sehr Europa-freundliche Organisation, würden mit Rögle über eine Leihe sicher eine Übereinkunft finden, die beide Seiten zufriedenstellt. Groß Platz im verstärkten Red-Wings-Aufgebot sehe ich für den 18-Jährigen eigentlich nicht, selbst der übliche Trial Run von bis zu neun Spielen (danach würde sein erstes Vertragsjahr schlagend werden) würde mich überraschen.

Detroit sollte nach entbehrungsreichen Jahren wieder auf eine erfreuliche Zukunft zusteuern - eine Zukunft, zu der über kurz oder lang neben Seider, Edvinsson, Raymond auch Marco Kasper gehören sollte.

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