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Diese Rollen spielen die ÖEHV-Cracks bei der WM

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller zieht den Vergleich zu den Einsätzena auf Klub-Ebene.

Diese Rollen spielen die ÖEHV-Cracks bei der WM Foto: © GEPA

Eine Binsenweisheit gleich zu Beginn: Ein Nationalteam vereinigt die Besten eines Landes.

Spieler also, die in ihren Klubteams zu den Leistungsträgern gehören, müssen dann im Nationaltrikot zurückstecken – nicht jeder kann im Powerplay ran, nicht jeder kann wie im Klub Top-Eiszeit bekommen.

So gilt das für die ganze Welt. Nur in Österreich höre und lese ich immer, dass die Spieler bei Weltmeisterschaften erst einmal auf ein höheres Niveau gehoben werden müssen, dort Rollen bekommen, die im Klub den Legionären vorbehalten sind.

Ein österreichisches Phänomen oder nur eine Mär, die auch durch stete Wiederholungen nicht wahrer wird?

Eine Untersuchung anlässlich der 24 WM-Cracks (ohne den nie eingesetzten David Madlener):

Bernhard Starkbaum

Wie bei den Caps die Nr. 1 von zwei einheimischen Goalies, in Schlüsselspielen kommt er eher dran.

David Kickert

Muss dem acht Jahre älteren Starkbaum meist den Vortritt lassen. Zeitweise mit zu passivem Winkelspiel im Kasten, Stock ist auch selten aktiv.

Dominique Heinrich

Im ersten Paar und zumindest im Powerplay die erste Wahl bei Roger Bader, das wäre im Klub TJ Brennan. Allerdings gibt ihm Bader im Gegensatz zu McIlvane wenig bis gar keine Penaltykilling-Zeit, das gleicht sich dann wieder aus. Im Nationalteam aber sicher dominanter als während der Saison, muss aber defensiv behütet werden.

Kilian Zündel

Ein eindeutiges Plus, war im Klub in der Finalserie nur Zuseher. Hier ein Top-4-Defender, nur im Powerplay erst gegen Finnland kurz im Einsatz. Nächste Saison als Eishockey-Schweizer in der NL aktiv.

Clemens Unterweger

Top-4 wie im Klub, im Powerplay wie beim KAC im zweiten Unit. Keinerlei Unterschiede.

David Maier

War beim KAC erst gegen Saisonende als Defender so recht gelitten, zuvor als Aushilfsstürmer aktiv. Im Nationalteam sogar ab und an im Powerplay. Allerdings ist er über die Jahre – egal ob in Österreich oder in der OHL – immer ein Defender mit offensiven Anlagen, aber wenig Produktion gewesen. Ein klares Plus im Nationalteam.

Bernd Wolf

15 Minuten Eiszeit pro Spiel, ich nehme an, das ist geringfügig mehr als in Lugano. Kein Thema fürs Powerplay. Von Bader sehr geschätzt und mit einer starken WM, aber auch keinem Quantensprung, sondern einfach eine logischen Entwicklung.

Erik Kirchschläger

Im dritten oder vierten Paar, ohne Powerplay-Zeit, aber im Penaltykilling. Kein Unterschied zu Graz.

Dominic Hackl

Hat gewisse Offensivanlagen im Senioreneishockey nie umsetzen können. Jetzt aber durchgehend gesund und mit einer gewissen Physis. Wie bei den Caps im Penaltykilling dabei, kein Thema fürs Powerplay.

Philipp Wimmer

Man könnte natürlich im Scherz anmerken, dass er in der AlpsHL mehr Eiszeit und eine Powerplay-Rolle bekam als im Nationalteam. Bei den großen Roten Bullen in der Depth Chart ungefähr Nr. 9 und nur bei Corona oder Verletzung im Einsatz. Von der AlpsHL zu einem Tiefen-Defender für Österreich. Natürlich der größte Unterschied.

Nico Brunner

Wie beim Klub im dritten Paar (oder als 7. Defender). Kein Powerplay, aber Penaltykilling. Bei Bedarf wieder als Stürmer eingesetzt. Die Parallelen sind frappierend.

Marco Kasper

Klar – in der SHL muss er sich als junger Spieler erst hochdienen. Aber auch bei Rögle im Powerplay als Net-Front-Player eingesetzt. Im Nationalteam als Ausnahmetalent gleich mit einer Top-6-Rolle, die er auch mit Leistung zurückzahlt. Bei kleineren Nationen wie Österreich spielen die wenigen Top-Talente wie er auch im Juniorenalter eine große Rolle. Sogar im Penaltykilling mit dabei. NHL-Scouts zeigten sich von seiner Rolle und seiner Leistung begeistert.

Lukas Haudum

Wie im Klub in einer Top-6-Rolle mit Powerplay- und Penaltykilling-Zeit. Wenn er sich doch nur öfters mit Abschlüssen seiner Aktionen, wo er wie auf Schienen durch die Abwehrreihen fräst, belohnen könnte. Sehen wir die Spitze des Eisbergs oder ist das bereits der Eisberg?

Manuel Ganahl

Zwar im Lineup hoch gereiht, im Powerplay aber erst nach Baumgartners Ausfall (und da nicht durchgehend) ein Thema. Das ist beim KAC anders.  Im Penaltykilling bei beiden Teams erste Wahl.

Peter Schneider

Der Liga-MVP spielt auch in Salzburg (im Gegensatz zu einigen seiner Klubteams) im Penaltykilling, im Powerplay nimmt er nach einigen Versuchen als Bumper endlich seine Stammposition an der linken Halfwall ein. In beiden Teams ein Key-Player.

Benjamin Nissner

Wie Schneider: Im Klub heuer auch ein Schlüsselspieler, Top-6, wenn nicht sogar Einser-Center, mit Powerplay- und Penaltykilling-Zeit. Ähnliches im Nationalteam. Musste bei der Olympia-Quali noch Patrick Obrist den Vortritt lassen, jetzt aber auch international mit seinem Breakout.

Thomas Raffl

Ungefähr gleich, vielleicht etwas höher, da ihn Bader auch im Penaltykilling durchgehend zum Einsatz bringt. Im Powerplay überraschend Down Low, während Nissner den Front-Net-Player gibt.

Brian Lebler

Von der Eiszeit weniger als im Klub, zumindest wenn man Linz heranzieht. In beiden Teams im Powerplay natürlich gesetzt, im Penaltykilling kein Thema. In der Overtime und im Shootout in beiden Mannschaften mit dabei. Unterschied also nur in der reinen Eiszeit.

Ali Wukovits

Erst als Flügel in der vierten Linie, jetzt centert er die dritte Reihe. Im Powerplay und Penaltykilling aber mit dabei. International auch kein großer Produzent.

Paul Huber

Der spielt doch bei Salzburg kaum oder gar nicht! Und jetzt ist er im Nationalteam dabei! Alles Schimäre, spielte heuer starke Saison beim ICE-Meister in dritter oder vierter Linie und auch dort ein Fixpunkt im Penaltykilling. Im Powerplay beim Nationalteam nur mit einem kurzen Cameo-Auftritt. Könnte im Klub als auch im Nationalteam der Nachfolger von Thomas Raffl werden.

Nico Feldner

Wie erwartet: Für Top-Linien im Nationalteam (noch) zu schwach, aber Bader vertraute ihm im Laufe des Turniers trotz einiger defensiver Hacker im Penaltykilling und kurz auch im Powerplay, wo er in Innsbruck ein Fixpunkt ist. Eigentlich ein Nullsummenspiel, aber vielleicht mit einem kleinen Unterschied.

Oliver Achermann

Von Bader wegen seiner Rolle als Powerplay-Rammbock bei La-Chaux-de-Fonds einberufen, kam aber nie in Überzahl zum Einsatz. Dafür im Penaltykilling gesetzt. Ich weiß nicht, ob er dies auch in der SL spielt, aber sicher ist er dort höher als in der vierten Linie gereiht.

Simeon Schwinger

Zwar im Lineup niedriger als in Dornbirn oder in Wien, vom Effekt her aber ungefähr gleich. Ein dynamischer Skater, dem aber die Übersicht und Ruhe fehlt. Mit Nachsicht in beiden Teams in gleicher Rolle.

Benjamin Baumgartner

Seine problematische Saison fand mit der Verletzung im zweiten Spiel ein jähes Ende. In Lausanne mitunter Healthy Scratch, daher könnte man seinen Einsatz im Nationalteam natürlich als klaren Anstieg sehen, vor allem, da er im Powerplay gesetzt war. War im Schweizer Eishockey zu Saisonbeginn aber höher angesehen als am Ende.

Fazit: Sieben Spieler durften im Team mehr ran als im Klub, drei (etwas) weniger. Baumgartner, Achermann und Kasper haben mit der ICE nichts zu tun. Wer spielte also in Tampere eine größere Rolle als in der heimischen Liga? Thomas Raffl nur geringfügig aufgrund der (größeren) Penaltykilling-Zeit, Nico Feldner ebenso. Quantensprünge legten David Maier, Kilian Zündel und Philipp Wimmer hin.

Sicher ein Unterschied zu großen Eishockey-Nationen, wo so gut wie kein Spieler oberhalb seiner sonstigen Gewichtsklasse boxen muss. Nur: Dass jeder ICE-Crack, der zu einer WM fährt, gleichsam mit Stützrädern ausgestattet werden muss, weil im Klub Legionäre immer den Vortritt haben, sind und bleiben Geschichten aus dem Paulanergarten.

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