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Caps-GM Kalla: "Wir gelten als Premiumprodukt"

von Maximilian Girschele Foto: © GEPA

Neue Saison, neue Gesichter – die Vienna Capitals erlebten nach ihrem Halbfinal-Einzug in der vergangenen Saison der ICE Hockey League einen wahren Aderlass, verloren insgesamt 14 Spieler. Darunter waren nicht nur zahlreiche Leistungsträger, sondern auch Gallionsfiguren wie Rafael Rotter.

Auch der langjährige Head Coach Dave Cameron steht nicht mehr hinter der Wiener Bande. Der Kanadier folgte dem unwiderstehlichen Ruf des kanadischen U20-Nationalteams, betreut nun den aktuellen Weltmeister und damit die besten Eishockey-Talente der Welt.

Sein Nachfolger Dave Barr hat ebenfalls Verbindungen zur Dachorganisation Hockey Canada, war er doch zuletzt der Head Coach des U18-Nationalteams. Mit Supertalenten wie Shane Wright oder Connor Bedard gelang ihm der Titelgewinn bei der vergangenen WM.

Damit fand nach dem schwierigen Corona-Jahr ein großer Umbruch bei den Hauptstädtern statt, der „eine gewichtige sportliche Änderung mit sich gebracht hat“, formuliert es General Manager Franz Kalla treffend.

15 Österreicher, zwölf Wiener, neun Eigenbauspieler

Uns ist es gelungen, den Mannschaftskern mit Österreichern darzustellen. Wir haben insgesamt 15 Österreicher im Kader, davon sind zwölf Wiener und neun aus dem eigenen Nachwuchs.

Franz Kalla

Zwölf Neuzugänge präsentierten die Donaustädter. Dass der Kader wieder von zahlreichen, teils blutjungen, Österreichern gespickt ist, ist aus ihrer Sicht erfreulich.

„Uns ist es gelungen, den Mannschaftskern mit Österreichern darzustellen. Wir haben insgesamt 15 Österreicher im Kader, davon sind zwölf Wiener und neun aus dem eigenen Nachwuchs. Die Quote ist daher konstant hoch“, resümiert der General Manager.

Kalla streicht hier besonders jene zehn Spieler hervor, die 24 Jahre oder jünger sind. Manche von ihnen, wie beispielsweise Dominic Hackl, bringen bereits viel Erfahrung mit. Spieler wie Patrick Antal, Armin Preiser oder Lukas Piff gehen in ihre erst zweite Profi-Saison.

Um die Abgänge von Ali Wukovits, Benjamin Nissner und Co. vergessen zu machen, muss speziell ihnen der nächste Schritt gelingen. Dazu kommen neun Legionäre, denen eine große Aufgabe zuteil wird: Die jungen Cracks fördern, führen und mitentwickeln. Denn für den Progress hauptverantwortlich ist Barr, den Kalla als „Talente-Entwickler“ bezeichnet.

„Dave arbeitete zwölf Jahre in der NHL mit Superstars wie Jaromir Jagr, bewies aber auch Gespür und Fähigkeiten junge Spieler zu fördern. Wir erwarten uns daher wichtige Impulse für unsere Organisation, die Fortführung unseres eingeschlagenen Weges mit dem Einbau junger Spieler in die Profi-Mannschaft“, erklärt Kalla.

Nachwuchs ein noch größeres Thema

(Artikel wird unter dem VIDEO fortgesetzt)

Damit dies auch in Zukunft gelingt, hat man über den Sommer versucht, den Nachwuchs noch breiter aufzustellen – mit Erfolg. Die Vienna Capitals Silver, das Farmteam der Wiener, kehren nach einem Jahr Abstinenz wieder in die Alps Hockey League zurück. 2017 wurde das Zweitteam gegründet, nach zwei Jahren in der osteuropäischen "Erste Liga" wechselte man zur Saison 2019/20 in die AlpsHL.

Im vergangenen Jahr verzichtete die Organisation aufgrund der damaligen Corona-Situation samt Berufung vieler Nachwuchscracks in den Profi-Kader auf eine Nennung. "Es war immer unser Ziel, mit den Vienna Capitals Silver in die Alps Hockey League zurückzukehren", meint Kalla.

"Nach einem Jahr Pause gilt es jetzt wieder voll anzugreifen und unseren nachrückenden Talenten aus dem eigenen Nachwuchs einerseits eine ideale Plattform zur Weiterentwicklung zu bieten, und andererseits die Lücke zwischen Nachwuchs- und Profi-Eishockey noch besser als zuvor zu schließen", so der General Manager weiter.

Peter Schweda, Sportlicher Leiter der Vienna Capitals Silver

Der neue Sportliche Leiter des Farmteams, Peter Schweda, freut sich ebenfalls über die Rückkehr in die Liga bestehend aus Klubs aus Österreich, Italien und Slowenien. "Gottseidank sind wir wieder in der AlpsHL. Wie wichtig das Farmteam für die Vienna Capitals ist, zeigt die hohe Anzahl an Eigenbauspielern in der ersten Mannschaft."

Eigenbauspieler der Graz99ers werden sich ebenfalls im Kader der Capitals Silver wiederfinden, das geht aus einer Farmteam-Kooperation mit den Murstädtern hervor. Bis zu fünf Nachwuchs-Cracks der Grazer werden in den Trainings- und Spielbetrieb der Silver-Mannschaft integriert, können allerdings jederzeit von den 99ers zurückbeordert oder durch andere Talente ersetzt werden. Dazu wird das Farmteam der Wiener zwei Heimspiele in Graz austragen.

Darum ist das Farmteam "ein richtiges und wichtiges Projekt"

Das Gros der Vienna Capitals Silver sollen aussrichtsreiche Talente aus dem eigenen Nachwuchs bilden, dazu kommen bisher vier Imports. "Wir wissen, dass es heutzutage ohne Farmteam sehr schwer möglich ist, Spieler in die erste Mannschaft hinaufzubringen. Deshalb sind die Vienna Capitals Silver auch ein richtiges und wichtiges Projekt", sagt Schweda.

Mit den Torhütern Matthias Lichtenecker und Lorenz Widhalm sowie den Stürmern Alexander Maxa und Lukas Pohl nahmen bereits vier Silver-Spieler an der heurigen Vorbereitung der Profis teil und durften sogar erste Einsatzminuten im Erwachsenen-Eishockey sammeln.

Speziell der 22-jährige Maxa und der 20 Jahre alte Pohl wussten dabei zu überzeugen, könnten eher früher als später in den Kader der ersten Mannschaft rutschen - vor allem, wenn intensive Wochen anstehen. Denn für Kalla sei klar, dass es absolut kein Fehler wäre, Cracks wie Maxa oder Pohl eine ernste Chance zu geben.

Capitals: Fan-Rückkehr essenziell

Ebenso spannend wie die Nachwuchsarbeit ist das Thema Fans. Seit dem 18. Oktober 2020 waren sie nicht mehr in den heimischen Hallen zugegen, mit dem Saisonstart am 17. September endet die Leidenszeit - auch für die Teams.

Denn die Vereine sind auf die Ticketeinnahmen angewiesen, diese machen einen großen Teil des Gesamtbudgets aus. Bei den Capitals beläuft es sich dabei auf rund 40 Prozent, also knapp die Hälfte der zur Verfügung stehenden Gelder, wie Kalla bestätigte. 

Einen Fan-Ausfall wie in der abgelaufenen Saison wünscht sich daher freilich niemand. Zahlen von rund 5.000 Zuschauern pro Partie, wie es bei den Vienna Capitals vor der Corona-Pandemie der Fall war, wirken derzeit jedoch utopisch. Das beweisen nicht nur die Bilanzen aus den heimischen Fußball-Ligen, wo die Zuschauerzahlen teils drastisch zurückgingen.

Der General Manager betont hinsichtlich der Corona-Situation, auf alle Szenarien vorbereitet zu sein, hofft deswegen auch, dass die Fans dennoch wieder in Massen in die Erste Bank Arena strömen.

Es zeigt, dass wir auch in einer schwierigen Zeit als Premiumprodukt gelten.

Den Wienern kommt dabei auch eine aktuelle Regelung der ICE Hockey League zugute, wonach Teams nicht dazu verpflichtet sind, wie in der vergangenen Saison Livestreams anzubieten. Dies würde die Familien und Zuschauer wieder dazu bringen, in die Halle zu gehen, meint Kalla.

Capitals "gelten als Premiumprodukt"

Daher werde man wohl auch zur Gänze auf dieses Angebot verzichten. Damit stehen die Wiener nicht alleine, Klubs wie Black Wings Linz oder der KAC nehmen ebenfalls davon Abstand. Einige weitere streamen hingegen wie bisher.

Der GM freut sich auch, weiter auf die tatkräftige Unterstützung zahlreicher Sponsoren bauen zu können. Sämtliche Premiumsponsoren seien gehalten, zusätzliche Sponsoren gewonnen worden. 

Kalla: "In einer Zeit wie dieser ist das sehr herausfordernd. Aber es zeigt, dass wir auch in einer schwierigen Zeit als Premiumprodukt gelten." 

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