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Capitals: Defensive war der Schlüssel zum Halbfinale

Nach acht Gegentoren aus zwei Spielen wurde die HCI-Offensive im weiteren Serienverlauf in Schach gehalten. So kann es weit gehen:

Capitals: Defensive war der Schlüssel zum Halbfinale Foto: © GEPA

"Offense wins games, defense wins championships".

Fast schon gebetsmühlenartig wird dieses aus dem US-Sport stammende Sprichwort geprädigt, auch in der heimischen Eishockey-Liga hält es Einzug. Als Paradebeispiel darf mitunter die Viertelfinal-Serie zwischen den Vienna Capitals und dem HC Innsbruck hergenommen werden.

Die "Haie" sind als das Team mit den meisten Toren im Grunddurchgang in die Playoffs eingezogen, bei den Wienern lautet spätestens seit der Anstellung von Head Coach Dave Barr im Sommer 2021 das Motto: "Defense first".

Zu Beginn strahlte die HCI-Offensive, am Ende lachte die Caps-Defensive

So war es zu Beginn nicht überraschend, dass die Tiroler in Spiel eins und zwei mit acht Treffern ihre Offensivkraft zur Schau stellten, gleichzeitig aber ihre defensiven Schwächen nicht ausgemerzt hatten. Einem 4:6 in der eigenen Halle folgte ein in dieser Form überraschender 4:0-Shutout-Erfolg in Wien - dem ersten seit mehr als fünf Jahren.

Doch mit Fortdauer der Serie ging dem "Haie"-Angriff gefühlt die Luft und auch das Glück aus. Auf der Gegenseite profitierten die Capitals immer mehr von ihrer starken Defensive, die sich zudem auf Torhüter Stefan Steen stützen konnte.

Die Donaustädter kassierten in den nächsten vier Begegnungen bis zum Seriengewinn nur mehr sechs Gegentreffer - erzielten im Gegenzug aber 15 Tore. So schafften es die Schwarz-Gelben letztendlich auch, den "Fluch" zu brechen und mit dem einzigen Heimsieg der gesamten Serie den Halbfinal-Einzug zu fixieren.

Abergläubisch wurde man im Vorfeld der Partie nicht. "Wir haben nur über die Art und Weise gesprochen, wie wir spielen müssen", erzählt Barr. "Wir haben uns darauf konzentriert, wie wir Angriffe gestalten. Wir haben Clips von uns gezeigt, wie wir verteidigen und das Offensive umsetzen."

Anerkennung der "Haie"

Die Wiener vertrauten also auf die Basics, wollten an der Herangehensweise an dieses wichtige Spiel nichts ändern. Dabei kam den Caps auch Spiel fünf in Innsbruck zugute, wo man den Tirolern zumindest im ersten und dritten Drittel überlegen war. Barr sieht diese Begegnung daher auch als "turning point" in der Serie.

"Wir spielen gerne auf eine bestimmte Art und Weise, und ich fand, dass wir im ersten und dritten Drittel dieses Spiels, in dem wir ihnen kaum etwas geschenkt haben, fantastische Arbeit geleistet haben", so der Kanadier, der dem HCI seinen Respekt zollt.

"Das ist eine Mannschaft, die den Puck laufen lassen kann. Sie sind eine der besten Pass-Mannschaften der Liga, wenn nicht sogar die beste, und sie haben eine Gruppe von erfahrenen Spielern, die Spielzüge kreieren können", sagt der Caps-Coach. Dagegen habe man aber "sehr gut verteidigt."

Das musste auch der Gegner neidlos anerkennen. Barr gibt preis: "Beim Handshake (nach dem Spiel, Anm.) haben zwei oder drei Spieler gesagt, dass es schwer sei, defensiv gegen euch zu spielen. Das war etwas, worauf die Spieler stolz sein können."

Ein unglaublicher Schwede

Man habe versucht, Innsbruck das Toreschießen so schwer wie möglich zu machen und "durch uns durch zu kommen. So gewinnt man Serien", konstatiert Barr.

Gelang es dem Grunddurchgangs-Dritten einmal durchzukommen, galt es immer noch Keeper Steen zu überwinden. Der 30-jährige Schwede wurde erst nach Spiel zwei für Bernhard Starkbaum eingesetzt und zahlte das entgegengebrachte Vertrauen vollends zurück.

HCI-Angreifer Martin Ulmer meinte etwa, dass Steen "unglaublich gehalten" habe (HIER nachlesen >>>). Auch vom eigenen Coach gibt es reichlich Huldigungen. "Wir haben eine großartige Leistung von 'Steener' bekommen, er hat einige Saves leicht aussehen lassen." Der Torhüter stand unter anderem bei zwei Breakaways seinen Mann.

"Er gab nicht viele Rebounds her, aber ich muss unserer Verteidigung zugute halten, dass sie bei einigen Rebounds gute Arbeit mit den Stöcken geleistet und die Leute vom Netz ferngehalten hat", streut Barr weiter Rosen.

Sonderlob für die "Young Guns"

Abseits der gewöhnlichen Protagonisten verdiente sich insbesondere die vierte Angriffslinie rund um die jungen Eigengewächse Armin Preiser, Patrick Antal und Mathias Böhm ein Sonderlob. Sie schenkten keinen Meter her, legten in jedem Shift eine ungeheure Aggressivität an den Tag und beschäftigten die "Haie" auch offensiv.

"Ich hatte die ganze Serie über kein Problem damit, unsere vierte Linie zu spielen", strahlt Barr. "Sie waren ein Katalysator, haben uns Energie gegeben. Sie haben ein paar Torchancen herausgespielt, aber das Beste war, dass wir normalerweise nicht in unserer Zone waren, wenn sie auf dem Eis waren."

"Ich habe mir nicht allzu viele Gedanken darüber gemacht, gegen wen sie spielen, ob es die beiden besten Linien sind oder nicht. Ich habe nicht allzu viel darüber nachgedacht, weil ich ihnen vertraue. Sie haben sich ihr Vertrauen verdient", erklärt der 62-Jährige weiter.

Schinderei lohnt sich

Bestimmt auch im Semifinale, dem sechsten in Folge für die Capitals.

Der Gegner steht noch nicht fest, entscheidet sich erst am Dienstag nach dem finalen Duell zwischen dem HC Bozen und den Black Wings Linz (19:30 Uhr im LIVE-Ticker). Steigen die "Foxes" auf, geht es am Freitag das erste Mal nach Südtirol. Schafft Linz die Überraschung, wartet am Weg ins Finale Rekordmeister KAC.

Wer es schlussendlich wird, damit will sich Barr noch nicht beschäftigen. Viel mehr ist er glücklich, dass es für sein Team kein Spiel 7 gibt. "Wir sind nach dem Spiel am Freitag mit dem Bus zurückgekommen, waren gegen 4 Uhr morgens hier, um 5 Uhr geht man ins Bett und ich war gegen 9 Uhr hier", spricht Barr die Strapazen an.

"Es ist eine Schinderei, die Spieler machen das Gleiche durch, und sie spielen auch noch. Es ist für alle anstregend, aber es lohnt sich. Wir haben auch so gespielt", so der Kanadier.

Die Spieler seien nun ausgelaugt, bekommen am Montag daher trainingsfrei. Am Dienstag steht den Cracks frei, ob sie auf das Eis gehen möchten. Am Mittwoch startet dann die Vorbereitung auf die nächste Serie, in welche man mit viel Vertrauen in die eigenen Stärken geht.


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