news

Wie Rumpf-Caps ihrem Corona-Schicksal trotzten

Wie das "Stück Geschichte" geschrieben wurde und ein PCR für Party sorgte:

Wie Rumpf-Caps ihrem Corona-Schicksal trotzten Foto: © GEPA

Geht eine Playoff-Serie in die siebte und entscheidende Partie, brennt die Luft.

Bei den Vienna Capitals brannte Stunden vor dem letzten Duell mit dem KAC zuerst einmal der Hut.

Zu den bereits vor Spiel sechs von positiven Corona-Tests, Verletzungen und Sperren außer Gefecht gesetzten Akteuren samt Coach Dave Barr gesellten sich mit dessen Assistent und Ersatzmann Christian Dolezal, den Spielern Dominic Hackl, Phil Lakos, Lukas Piff, Brody Sutter und zumindest kurzzeitig Bernhard Starkbaum und Matt Prapavessis gleich sieben weitere Namen auf die Liste hinzu.

Zwar gab es in den Fällen von Prapavessis und - besonders wichtig - Goalie Starkbaum kurz darauf zwei Entwarnungen, trotzdem fehlten neun Stammkräfte und die beiden wichtigsten Betreuer.

Anzumerken war das den Wienern aber kaum.

Irgendwo zwischen Gold und Silber

Die vermeintliche Rumpftruppe, betreut von Silver-Capitals-Coach Philipp Ulrich und dem sportlichen Leiter des Farmteams, Peter Schweda, dazu aufgefüllt mit Eigenbauspielern, kaufte dem amtierenden Meister die Schneid ab.

 

VIDEO - Die besten Szenen der Partie:

(Text wird unterhalb fortgesetzt)

Besonders im letzten Drittel, als aus einem 1:2-Rückstand der 3:2-Sieg wurde. Der Meister damit in den Urlaub geschickt wurde. KAC-Trainer Petri Matikainen erstmals eine Playoff-Serie verlor (HIER nachlesen>>>). Und nur mehr die endlich wieder volle Steffl Arena brannte.

Die Caps schenkten ihren Fans einen Kraft- und Willensakt, stehen entgegen aller Wahrscheinlichkeiten nach den Geschehnissen der vorhergehenden Stunden im Halbfinale und fordern im nächsten heißen Duell Red Bull Salzburg.

Simpel ans Ziel

"Uns hat niemand auf der Rechnung gehabt. Ich habe heute noch mit Franz (Kalla, General Manager der Caps, Anm.) telefoniert - und wir haben gesagt, dass wir die Chance haben, mit dieser Mannschaft gegen Klagenfurt zu gewinnen und ein Stück Geschichte zu schreiben", sagte Kapitän Mario Fischer im Jubel nach dem geglückten Coup.

"Es ist unglaublich. Ich bin so stolz. Es hat niemand geglaubt, dass er irgendwelche speziellen Plays machen muss. Es hat jeder einfach gespielt, nichts Extravagantes gemacht, um sich in die Auslage zu spielen. Sich einfach mit den simplen Sachen in die Mannschaft integriert", lobte der Verteidiger die Herangehensweise der Ersatzleute.

Die Caps hätten nicht zurückgesteckt und die Führung im Gegensatz zu den Spielen fünf und sechs diesmal über die Zeit gebracht. "Wir haben simpel gespielt und extrem wenig zugelassen. So haben wir gegen jede Mannschaft eine Chance."

Wenn ein PCR für Partystimmung sorgt

Am Vormittag schneite die Nachricht der weiteren positiven Corona-Tests in die Kabine. "Da gab es nur einen Gedanken: Hoffentlich der Starki (Starkbaum, Anm.) nicht! Er ist in der Serie das Um und Auf gewesen, hat uns den Rückhalt gegeben, richtig stark", beschreibt Fischer.

Nach einem Eil-PCR-Test gab es beim Goalie-Routinier - und bei Prapavessis - doch noch Entwarnung.

"Als wir wussten, die Beiden können spielen, ist Partystimmung in der Kabine gewesen. Das hat uns noch so einen Push gegeben!", schickt der Kapitän nach. Und Goldtorschütze Matt Bradley benannte den negativen Test der beiden Kollegen als "ersten kleinen Sieg des Tages".

ÖEHV-Schlussmann Starkbaum bewies seinen Wert mit einer Save Percentage von 92,0 Prozent, hielt den Sieg auch im Finish fest.

Ungewissheit vor dem Halbfinale

Jetzt geht es sofort weiter. Mit dem Gefühl der Stunde wurde der Halbfinal-Serie gegen Red Bull Salzburg nur mit Zuversicht entgegengeblickt.

Klar ist aber, dass die Lage angespannt und ungewiss bleibt. Nur 48 Stunden bis zum ersten Spiel in der Mozartstadt lassen den Capitals kaum Zeit, sich zu rehabilitieren und allzu viele Spieler zurückzubekommen.

Zumal nicht gesagt ist, dass sich das Virus in der Kabine nicht noch weiter ausbreiten konnte, morgen und übermorgen die nächsten positiven Tests reinschneien könnten.

"Ich habe keine Ahnung. Es kann noch schlimmer werden. Das Gute ist, dass wir jetzt am Anfang der Serie sind und sich hoffentlich die ersten bald freitesten können", regiert das Prinzip Hoffnung bei Fischer.

Egal, mit welchem Team die Wiener letztlich antreten können: Gegen den KAC klappte es mit Willen und diszipliniertem Plan. Für eine Chance gegen den Titelfavoriten werden auch diese Attribute mitentscheidend sein.

Die Namen, die am Eis stehen, scheinen nach dem kleinen "Wunder von Kagran" sekundär zu sein.

Kommentare