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Der ICE-Auftakt aus Sicht des Scouts

Bernd Freimüller war für LAOLA1 bei drei Spielen - das hat er beobachtet:

Der ICE-Auftakt aus Sicht des Scouts Foto: © GEPA

Das erste Wochenende der bet-at-home ICE Hockey League ist ins Land gezogen!

Viel wurde im Vorfeld gesprochen und geschrieben, aber die Wahrheit liegt am Eis. Und so hat sich LAOLA1-Scout Bernd Freimüller an den ersten Spieltagen gleich drei Partien vor Ort genauer angesehen und erste Erkenntnisse gesammelt.

Und hat dabei auch innerhalb der Liga auf den ersten Blick beträchtliche Unterschiede festgestellt:

Bratislava Capitals gegen HC Pustertal (2:3) und Dornbirn Bulldogs (5:2)

Quasi-Freikartenaktion im Auftaktspiel am Freitag (1 Euro pro Ticket), das lockte immerhin 1.300 Neugierige in die Halle. Am Tag darauf aber knapp 300, die Capitals hatten auch in der slowakischen Liga und vor Corona keinerlei Stammpublikum im Schatten von Slovan Bratislava.

Zum Sportlichen: Die Capitals präsentierten sich als körperlich starkes Team, das sicher wieder schwer zu bespielen sein wird. Allerdings mangelt es an Teamspeed, einzig David Bondra ist für mich ein überdurchschnittlicher Skater. Der neue Goalie Connor LaCouvee wurde von den Pustertalern bei freier Sicht gleich dreimal hoch bezwungen, das geht natürlich in einen Scouting-Report ein.

Für die Offensive wird vor allem das Duo Tor Immo/Marc-Olivier Roy verantwortlich zeichnen, Nikolai Zherdev zeigte sich wie erwartet rostig.

Der Liga-Neuling aus Bruneck agierte aufgeweckt, Goalie Tomas Sholl war den ganzen Abend über ein starker Rückhalt. Für ihn gilt natürlich dasselbe wie für so manchen klar deklarierten Einser – wie viele der 52 Spiele kann er auf höchstem Niveau spielen?

Auffällig: Defender Shane Hanna, der die Mittelzone schnell überbrücken kann (wie beim Siegestreffer) und Johan Harju, dessen Schuss immer noch eine Waffe ist. Reece Willcox sollte einen sehr soliden ICE-Defender abgeben. Etwas rätselhaft noch: Jakob Stukel, der bei fast jeder Aktion die Scheibe alleine durch die gegnerische Abwehr tragen wollte.

Der DEC scheiterte tags darauf nach einem guten Auftaktdrittel an zwei Gegentreffern knapp vor der ersten Sirene. Danach war das Spiel für die Bulldogs eigentlich vorbei, noch dazu als Jamie Arniel gleich zu Beginn des zweiten Drittels einen Penalty-Shot souverän verwandelte.

Ich bin skeptisch, ob Janne Saarinen und Colton Beck in der Top-Linie (noch) genügend Offensive mitbringen, Vladimir Ruzicka war noch der rarste der drei. Kevin Hancock kann als Center der zweiten Linie durch seinen Speed Chancen kreieren – können er oder sein Nebenmann Pavel Padakin (hat seine Stärken im Nahkampf um das Tor herum) diese auch verwandeln?

 

(Text wird unterhalb fortgesetzt)

Defender Teemu Suhonen bewies mit einigen haarsträubenden Abwehrfehlern, warum er die Liiga verlassen musste. Er muss gehörig produzieren, um einen positiven Impakt zu hinterlassen.

Alles in allem sah ich an diesen beiden Abenden drei Teams, für die die Pre-Playoffs das höchste der Gefühle darstellen dürften. Die Capitals sind dabei aber tiefer besetzt als ihre beiden Auftaktgegner.

Red Bull Salzburg – HCB Südtirol (0:3)

Ein Spiel auf weit höherem Niveau als die beiden in Bratislava, vor allem eisläuferisch. So kurios es klingt: Auch die Roten Bullen hätten dieses Spiel mit drei Toren Differenz gewinnen können. Schiedsrichter-Entscheidungen (wie bei einem aberkannten Treffer) sowie einige knappe Fehlschüsse machten den Unterschied. Bozen-Goalie Justin Fazio war nach etwas wackeligem Beginn aber der Matchwinner.

Goalie Nicolas Wieser – letzte Saison fast ohne Spielpraxis – ist derzeit die Nummer 1 in Salzburg. Er war immer ein etwas unruhiger Torhüter mit zu viel Aktivität, so war es auch in der Anfangsphase. Der 24-Jährige (dem Juniorenalter also längst entwachsen) tendiert auch etwas dazu, sich Schüssen (vor allem mit dem Oberkörper) entgegenzuwerfen, als die Scheibe auf sich zukommen zu lassen. Aber insgesamt agierte er solide, war an beiden Gegentreffern (Nr. 3 ins leere Tor) sicher nicht Schuld. Bekommen er und Florian Bugl (als dritter U22-Ausländer mit vier Punkten belastet) auch in den nächsten Wochen weiter das Vertrauen? Es sollte helfen, dass die beiden CHL-Spiele in diesem Zeitraum (wieder gegen Bozen) reine Freundschaftsspiele werden dürften, da beide Teams bereits fix für die K.o.-Runde qualifiziert sind.

Zwei Meter, 112kg: "Bröckerl" Keegan Kanzig
Foto: © GEPA

Keegan Kanzig präsentierte sich wie erwartet als Abrissbirne fast ohne Puckskills. Reicht sein massiger Körper als Abschreckung? Mit einem harten Check gegen Mike Halmo erspielte er sich natürlich einige Sympathien, das anschließende Powerplay brachte aber die Entscheidung.

In Scrums fast noch aktiver als er: Center Danjo Leonhardt, der viel Eiszeit bekam und diese auch engagiert nutzte. Kein J.J. Peterka natürlich, aber trotzdem sollte er ein vollwertiger ICE-Crack werden, bevor er nach München geht.

Der HCB Südtirol hatte einige lange Druckphasen zu überstehen, in denen sie im eigenen Drittel festgeschnürt waren. Keegan Lowe und James DeHaas agierten solide, ihre Offensivbeiträge werden überschaubar bleiben, aber ihr Spiel mit der Scheibe ist sicher mehr fortgeschritten als das von Kanzig.

Beide Teams sind natürlich Anwärter auf die Top-4, Verletzungen können die Roten Bullen aber sicher besser überstehen als die Südtiroler, die bis auf Defender Ivan Tauferer derzeit komplett agieren.

Und sonst?

Nicht überraschend für mich, da auch schon bei einer Rundreise durch Tschechien gesehen - die neue Regel, die am meisten für Verwirrung sorgte (bzw. zu Schummeleien Anlass gab): Wenn ein Defender oder Torhüter sein eigenes Tor unabsichtlich verschiebt, darf sein Team nicht wechseln. Gleiches würde gelten, wenn ein Torhüter einen von jenseits der roten Linie abgegebenen Schuss festhält.

Noch zu zwei Teams, die ich bis jetzt nur in der Vorbereitung gesehen habe: Sowohl die Vienna Capitals als auch die Black Wings Linz stehen derzeit mit null Punkten da. Beide haben aber mit vielen Ausfällen zu kämpfen, ihre Kader können daher derzeit nicht einmal vorläufig bewertet werden

Der neuverpflichtete Kanadier Luke Moncada ersetzt bei den Capitals einmal Cliff Pu als U24-Legionär (ist sogar ein U22-Mann mit nur zwei Punkten), ist im Gegensatz zu diesem auch ein deklarierter Center. Nach lediglich 17 Spielen im Profibereich ist sein Potential natürlich ein Fragezeichen...

 

ICE Hockey League: Innsbruck - Bratislava, Dienstag ab 19:15 Uhr LIVE>>>

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