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Es wird heiß in der ICE! Brennende Fragen vor den Playoffs

Lässt Salzburg überhaupt Tore zu? Wie gut ist Sam Harvey wirklich? Wie managt Rob Daum seine Legionäre? LAOLA1-Scout Freimüller liefert die Antworten:

Es wird heiß in der ICE! Brennende Fragen vor den Playoffs Foto: © GEPA

Nach der Vorausscheidung der Pre-Playoffs geht die win2day ICE Hockey League nun endgültig in die Entscheidung. 

Durch das Weiterkommen der Black Wings Linz und Fehervar stehen die besten acht Teams des Grunddurchgangs nun in den Playoffs.

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller wirft einen Blick auf einige offene Fragen zu den vier Duellen:

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HC Bozen (Erster)

Bleiben die Südtiroler weiter gesund?

Neben einem sorgfältig zusammengesetzten Team ein gewichtiger Grund für den Gewinn des Grunddurchgangs: So gut wie keine längerfristigen Verletzungen, im Gegensatz zum Verfolger aus Salzburg ein Riesenunterschied. Gleich neun Skater spielten alle 48 Spiele durch. Der HCB verpflichtete während der Saison noch zwei Ersatz-Legionäre nach – Defender Terrance Amorosa und Forward Radim Matus sind brave Ergänzungen, aber kein gleichwertiger Ersatz für einige Spitzencracks. Aber sie sollten immerhin vermeiden, dass der HCB im Fall der Fälle mit nur fünf Defendern oder drei Angriffslinien einlaufen muss.

Wie gut ist Sam Harvey wirklich?

2,06 Gegentordurchschnitt und ein Save Percentage von 92,2 Prozent (bei aller Vorsicht bei den Liga-Statistiken) sprechen für sich. Profitierte Harvey – vor der Saison ein No-Name – von der starken Teamdefensive oder ist er ein Klassemann in dieser Liga? Seine Fähigkeit, durch den Verkehr zu sehen, ist sehr gut, er gibt aber öfters Tore bei hohen Schüssen blockerside her. Auch Backup Andreas Bernard präsentierte sich wesentlich besser als etwa in Villach, was für die These der starken Defensive spricht.

Wird der Speed zu einem Faktor?

Was gerne bei der Diskussion über den HCB und seine unstrittigen Stärken (etwa körperliche Wucht) übersehen wird: Mit Christian Thomas, Dustin Gazley und Brad McClure verfügt der HCB über drei der besten Skater der Liga. Vor allem Thomas kann auf den ersten Schritten Verfolger abschütteln und so aus Breaks Kapital schlagen. Gazleys elegante Wendungen hingegen sind vor allem im Angriffsdrittel eine Waffe.

 

Black Wings Linz (Siebter)

Bringen sich die Österreicher als Scorer ein?

Von den elf Toren gegen Graz erzielten die Legionäre sechs, Brian Lebler vier. Einzig Emil Romig war ein Torschütze, der akzentfrei Deutsch spricht. Es ist grundsätzlich egal, wer trifft, nur könnte bei engen Ergebnissen, die gegen Bozen zu erwarten sind, jedes Tor ein Bonus sein. Stefan Gaffal etwa ging das Toreschießen nur zu Saisonbeginn leicht von der Hand, als Bestandteils des ersten PP-Units sollte er sich wieder einbringen. Bisher gelangen den Black Wings gegen die Südtiroler nur sechs Treffer in vier Spielen.

Welchen Rasmus Tirronen sehen wir?

Wie das ganze Team startete Tirronen gut in die Saison, ehe er dann schwächelte. Das stand natürlich im Zusammenhang, nur absolute High-Scoring Teams wie Innsbruck sind von ihren Torhütern nicht so abhängig. Der Finne, während der Saison mit einem neuen Zwei-Jahres-Vertrag ausgestattet, begann die Pre-Playoffs nicht einmal, beendete diese aber mit einem Shutout. Kann er die Form der ersten Saisonhälfte wiederfinden?

 

Red Bull Salzburg (Zweiter)

Alle Mann an Bord?

Die Salzburg galten als der große Titelfavorit, beendeten den Grunddurchgang "nur" als Zweiter. Teams mit einer geringeren Kaderdichte wären beim Verletzungspech der Salzburger noch weiter abgesackt. Ty Loney feierte nach seiner Gehirnerschütterung ein grandioses Comeback, ehe er wieder w.o. geben musste. Center Troy Bourke fiel mit einer Schulterverletzung nach fünf Spielen aus. Die beiden wären als Duo vorgesehen gewesen, es kehrt aber nur Bourke zurück. Wie groß ist sein Offensivpotential eigentlich und wie sehr leiden die Salzburger weiter unter Ausfällen?

Nur eine kurze Schwächephase?

Gerade, als die Bullen zum Angriff auf die Tabellenspitze bliesen, fielen sie in ein Loch. Drei Niederlagen en suite, darunter ein blamables 2:6 in Graz. Lediglich eine Schwächephase oder doch Anlass zur Unruhe vor den Playoffs? Eine derartige Serie war man unter Coach Matt McIlvane (der die Organisation mit Saisonende verlässt) nicht gewohnt.

Lässt Salzburg überhaupt Tore zu?

Dominique Heinrich & Co.: Salzburgs kompromisslose Defensive
Foto: © GEPA

Schon in der letzten Saison war kompromisslose Defensive – im Gegensatz zu offensiven Bullen-Truppen von früher – der Schlüssel zum Meistertitel. Überraschend, dass zu Transferende kein Stürmer mehr kam, weniger überraschend, dass in der Abwehr Top-6 für Spieler wie Paul Stapelfeldt oder Lukas Schreier nach dem Grunddurchgang kein Platz mehr war. Die Salzburger gönnen sich eine Abwehr mit fünf Legionären und Teamspieler Dominique Heinrich. Größe und Gewicht (außer bei Heinrich und Genoway) sind hier Pflicht, vor allem Tyler Lewington und Andrew McWilliam sind dazu da, die Gegner vom Slot wegzuräumen und ihnen das Leben sauer zu machen. Keine Überraschung, dass Salzburg heuer gegen die Ungarn nur sieben Treffer in vier Spielen zuließ.

 

Fehervar (Achter)

Dreht Fehervar die Saison noch um?

Wie Linz-Coach Phil Lukas vor kurzem noch anmerkte: Fehervar sollte in der Tabelle eigentlich höher stehen. Doch vor allem mit dem Toreschießen hatten die Ungarn heuer große Probleme, dazu kamen noch einige Personalrochaden. Die nicht leichte Pre-Playoffrunde gegen Asiago überstand Fehervar aber souverän, scheint sich etwas gefestigt zu haben. Auch wenn die Defensive von den Namen her überschaubar wirkt (Raubein Andrew O’Brien wurde sogar nach der Trade Deadline geschasst) und eben öfters der Abschluss fehlte – Fehervar ist kein Team, dass schon mit dem Aufstieg in Achtelfinale zufrieden sein sollte.

Nützt oder schadet Janos Haris Eiszeit dem Team?

Teamkapitän, "Erster in allem", zu Beginn jedes Powerplays und PKs auf dem Eis – Coach Kevin Constantine lässt Janos Hari viele Freiheiten. Dessen Playmaker-Fähigkeiten sind unbestritten, doch heuer dachte ich mir zum ersten Mal, dass er vor allem im PK zu viel auf der Platte steht. Kann sich der kleine Center gegen die bulligen Bullen in Szene setzen? Wenn nicht, geht viel Eiszeit den Bach runter und einer der wenigen Scorer (neben ihm trafen nur Alex Petan, Anze Kuralt und Istvan Bartalis zweistellig) könnte das Teamkonzept durcheinanderbringen.

 

HC Innsbruck (Dritter)

Wie gehen die Haie mit ihrer ungewohnten Rolle um?

Der erste Playoff-Einzug seit fünf Jahren, noch dazu mit Heimvorteil – die Haie können auf eine famose Saison zurückblicken. Können sie ihr Erfolgsrezept der Offensive auch gegen die Caps weiterführen? Die Wiener sind alles andere als ein Defensivbollwerk, aber klug genug, aus gegnerischen Schwächen Kapital zu schlagen. Es wird interessant sein, zu sehen, wie die Haie und ihre euphorisierten Fans mit Rückschlägen umgehen können.

Schaut alles weiter nach vorne?

Sieben zweistellige Torjäger, darunter vier mit über 20 Treffern – Statistiken wie auf der Playstation. Dass der Dritte einer Liga die viertmeisten Gegentreffer einstecken muss, sagt auch viel über die Haie aus. Einem Spieler wie Adam Helewka haben seine 67 Punkte in 43 Spielen einen Vertrag in Finnland eingebracht – er bräuchte daher in den Playoffs gar nicht mehr auf Scorerzahlen zu schauen. Helewka oder ein Rover wie Jamal Watson werden in einer Woche nicht zu Defensivspielern werden, aber der eine oder andere unterbliebene Rush oder engeres Coverage im Zweifelsfall könnten über die Serie entscheiden.

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Vienna Capitals (Fünfter)

Wer wird der bessere Torhüter in der Serie sein?

Bernhard Starkbaum begann die Saison sehr stark, ließ dann etwas nach, Stefan Steen blieb auf Durchschnittsniveau, sodass mit Goaliecoach Daniel Goller zuletzt noch ein lange verwehrter Budgetposten dazukam. Doch hinter der ab und zu geistesabwesenden Defensive (natürlich inklusive der Forwards) der Wiener ist es auch nicht immer leicht zu spielen. Tom McCollum hingegen sollte einen gewissen Geschoßhagel in Innsbruck schon gewohnt sein, geht auch meist gut damit um. Aber eine größere Schwächephase könnte auch in einer zu erwartenden Serie mit vielen Toren zum Problem werden.

Wieviel Eiszeit vertragen Finkelstein und Wall?

Selbst als die Caps zeitweise mit acht Defendern auftreten, schienen Ben Finkelstein oder Alex Wall immer auf der Platte zu stehen. Das wurde nach dem Ausfall von Dominic Hackl natürlich auch nicht besser. Wieviel Eiszeit vertragen die beiden in einer Playoff-Serie mit größerer Intensität? Die Haie werden die beiden zwar nicht mit übermäßigem Körperspiel behelligen, doch gerade Wall wird bei zu großer Eiszeit oft weniger effektiv. Wie managt Coach Dave Barr die Shifts der beiden Puckträger? Auch Matt Bradley und Max Zimmer wird man oft auf dem Eis sehen, während James Sheppard der Form der letzten Saison hinterherjagte.

 

Villacher SV (Vierter)

Defensivsorgen ade?

Zu Beginn der Saison sah es noch so wie letztes Jahr aus: Die Villacher mussten den Gegner outscoren, was auch vor allem nach dem Zuzug von Anthony Luciani gelang. Doch nach und nach verbesserte sich der VSV, auch Goalie J-P Lamoureux fand seine alte Form wieder. Ein Defensivbollwerk sind die Villacher vielleicht auch weiter nicht, aber in den letzten Monaten konnten sie die Gegner vom eigenen Kasten weit besser fernhalten.

Wer hat den größeren Kader?

Eigentlich eine absurde Frage, der KAC mit dem angeschlossenen Farmteam hatte hier immer große Vorteile. Doch Verhältnisse wie im letzten Playoff-Duell gegeneinander, als der VSV nur mit drei Sturmlinien antrat, sind lange vorbei. Das Management der Villacher fand die Mittel, den Kader breiter aufzustellen, dazu kamen jetzt sogar noch Reservisten für den Eventualfall wie Layne Viveiros. Der eine oder andere Ausfall müsste daher den VSV nicht automatisch ins Hintertreffen bringen.

Wie managt Rob Daum seine Legionäre?

Rob Daum
Foto: © GEPA

Zu den Reservisten gehört mit Jamie Fraser, der zum zweiten Mal aus der Pension zurückkam, sogar ein elfter Legionär. Wird er das aber wirklich sein? Gut vorstellbar, dass er im Lineup steht und ein anderer Defender zusehen muss. Interessant wird es aber vor allem, wenn sich ein ausländischer Stürmer verletzt (bei Sperren gäbe es keinen Ersatz). Daum spielt am liebsten mit sechs Defendern, würde er dann einen siebten einbauen?

 

KAC (Fünfter)

Wer befindet sich in welchem Zustand?

Dauerbrenner wie Manuel Ganahl, Rok Ticar oder Lucas Lessio, die auch in der größten Verletzungsmisere (fast) immer dabei waren und dann große Eiszeit verdrücken mussten. Nick Petersen und Lukas Haudum, die nach längerer Verletzungszeit im Februar zurückkehrten. Daniel Obersteiner oder Thomas Koch, die nach ewig langen Ausfällen nun im Playoff eventuell einen Kaltstart hinlegen müssen. Diese verschiedenen Gruppen zu managen, wird für Headcoach Petri Matikainen keine einfache Aufgabe sein. Doch der Kader ist groß genug, um Ausfälle abzufangen und Koch ist es trotz oder wegen seiner 39 Jahre zuzutrauen, seine Form schnell wiederzufinden. Der Ausfall von Rihards Bukarts, der die zeitweise harzige KAC-Spielweise mit Überraschungsmomenten immer wieder aufweichte, könnte aber schmerzen.

Steht Sebastian Dahm weiter seinen Mann?

Der Däne – auch schon 36 – ist ein Gegenbeweis zur These, dass nur ein Goalie heutzutage nicht genügt. Selbst in der schwierigsten Phase hielt er die Klagenfurter im Playoff-Rennen, Backups wurden nur für die Warmups gebraucht. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass er jetzt gegen den VSV leichte Tore zulässt. Allerdings könnte das gegen Lamoureux zu einem Nullsummenspiel werden.

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