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Richtungsweisender Tag für die ICE Hockey League

Ja oder Nein zu Asiago? Bernd Freimüller über die anstehende Liga-Sitzung:

Richtungsweisender Tag für die ICE Hockey League Foto: © GEPA

Donnerstag ist ein richtungsweisender Tag für die win2day ICE Hockey League.

Zumindest die Frage, ob Asiago aufgenommen wird, muss bei der Liga-Vollversammlung in Salzburg beantwortet werden.

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller beleuchtet die Vor- und Nachteile der verschiedensten Teilnehmerzahlen und deren Hintergründe:

13 oder 14 Teams – nur ein kleiner Unterschied

Bis vor kurzem schienen noch 12 bis 14 Teilnehmer möglich, nach der Aufnahme der Pioneers Vorarlberg und dem Zurückziehen von Jesenices Aufnahmeantrag ist nur noch eine Frage offen: Spielt die ICE in der nächsten Saison mit 13 oder 14 Teams? Fällt die Entscheidung auf 14, ist das Team aus der 7000-Seelen-Gemeinde automatisch dabei.

Ob 13 oder 14 Teams ist vom Spielplan her aber gleich, egal ob das 14. Team "La Migross Supermaciato Asiago Hockey" oder "Spielfrei" heißt. Es braucht 52 Spieltage (vier Durchgänge zu je 13 Spielen), dann noch drei weitere für die Pre-Playoffs.

Eine gerade Anzahl dürfte einigen Teams eher ästhetisch gefallen. Natürlich fehlen sonst zwei Heimspieleinnahmen, die gilt es aber mit den Fahrten nach Asiago (vor allem für die Teams im Osten ein "breiter Hatscher") gegenzuverrechnen.  

Zu viele oder zu wenig Spiele

Was ist eigentlich die gebräuchliche Spielanzahl im europäischen Klub-Eishockey? In den meisten Ligen um die 50 Spiele, einzig die KHL (Höchstzahl vor drei Jahren: 62 Spiele) und die Liiga (60) scheren hier nach oben aus. 52 ist der Wert, den die SHL, NL, CEHL oder DEL vor Corona und den damit zusammenhängenden Abstiegssistierungen stets verwendete.

Am anderen Ende der Skala: Die französische Ligue Magnus mit 44, die norwegische Fjordkraft Ligaen mit 45 und die dänische Metal Ligaen mit 48 Spielen als Richtwert.  

Start- und Endtermine

In den letzten Jahren zum Brauch geworden: Die CHL annektierte die ersten beiden Wochenenden im September, will hier auch keine Konkurrenz durch die nationalen Ligen. So fällt heuer ein eventueller Saisonbeginn am 9. September flach, die ICE beginnt erst eine Woche später.

Bei den Endterminen gibt es schon seit Jahren ein Gerangel zwischen der Liga und dem ÖEHV, beide haben natürlich ihre eigenen Interessen im Sinn.

Der Abstieg Italiens hilft aber dem österreichischen Verband: Die ICE muss spätestens bis eine Woche vor B-WM-Beginn (29. April) mit dem siebten Finale abgeschlossen sein, so man nicht wie heuer der schwedische Verband das IIHF-Abstellungsdatum (sieben Tage vor WM-Beginn) einfach ignoriert.

Bis zur A-WM am 12. Mai ergibt das dann Minimum drei Wochen Vorbereitungszeit, davon mindestens zwei mit dem gesamten Kader. Je nach Verhandlungen könnten da noch einige Tage mehr herausschauen, die Playoff-Ausscheider werden ohnehin früher zusammengezogen. Der Starttermin der A-WM rückte über die Jahre aber immer mehr nach hinten.

Keine Dienstagsspiele

Dass die ICE um jeden Tag zum Saisonende ringen muss, hängt auch mit einem langjährigen Usus zusammen: Einige Teams wehren sich mit Händen und Füßen gegen Dienstagsspiele im September und Oktober. Zu niedrig seien die Zuseherzahlen, auch die DEL spielt in diesen Monaten nur vor Feiertagen wochentags.

Allerdings: In der letzten Saison tauschte man damit diese zuschauerarmen Spieltermine mit späteren ein, an denen Corona-bedingt überhaupt keine Fans mehr zugelassen wurden. Ein Szenario, das auch für die nächste Saison nicht ausgeschlossen werden kann.

Auch im Oktober sind zwei Wochen mit CHL-Spielen blockiert, doch andere Ligen nehmen wenigstens ab und zu herbstliche Dienstagstermine wahr. Dafür verordnet sich die ICE mit den publikumsattraktiven Terminen um Weihnachten und Neujahr ein äußerst gestrafftes Programm zum Jahresende.  

Egal ob 13 oder 14 Teams, es bleibt bei zwei Durchgängen mit 52 Spieltagen und 52 oder 48 Spielen pro Team.

Die Zwischenrunde hat weiter Fans

Die von einigen so geliebte Zwischenrunde wäre in diesem System schwer, aber nicht unmöglich unterzubringen. Drei Durchgänge würden 39 Spieltage und natürlich unterschiedliche Heim-/Auswärtszahlen bedeuten. Für die beiden Zwischenrunden-Gruppen würden dann 14 Spieltage benötigt werden, also per Summe 53.

Zu einem solchen "schiefen" Spielplan: Einige Ligen (Liiga oder NL) verordnen sich kein System, wo jeder gleich oft gegen jeden spielt, sondern füllen den Spielplan mit Regionalbegegnungen auf. Auch die Slowakei griff dieses System in der letzten Saison erstmals auf.

Ähnliche Gedanken führten bei Ligatagungen hierzulande zu Schreiduellen, viele Teams vergönnen einander nicht einmal das Schwarze unter dem Fingernagel und zusätzliche Kärntner Derbies etwa standen so schnell auf dem Index.

Natürlich kann so ein Ansinnen auch aus sportlichen Gründen in Frage gestellt werden, aber gerade in der ICE? Wo das Waldorf-Denken der Zwischenrunde es Teams zumindest theoretisch ermöglicht hätte, den Großteil der Saison mit Juniorenkadern abzuschenken, im entscheidenden Moment mit Nachverpflichtungen dann zuzuschlagen?

Soweit kam es dann nicht, aber in der EBEL war es über Jahre Praxis, dass selbst hoffnungslosen Tabellennachzüglern durch die Qualification Round noch einmal Leben eingehaucht wurde. Da war die sportliche Fairness nur Nebensache und diesen Zeiten hängen auch heute Teams noch anheim, die Zwischenrunde hat weiter viele Fans.

Sie wird aber bei 13 oder 14 Teams kein Thema sein, bei einer 12er-Liga wäre dieses in Europa einmalige System über Nacht wieder da. Allerdings dürfte Asiago bei Ablehnung den Bewerberstatus weiter aufrechterhalten, auch ein Team aus Budapest soll loses Interesse zeigen. In den letzten Tagen bröckelte die Pro-Asiago-Front jedenfalls, eine Abstimmung dürfte Spitz auf Kopf stehen.

Um einen dritten italienischen Vertreter in die Liga zu pressen, reist zum Meeting am Donnerstag der italienische Verbandspräsident Andrea Gios an. Der aus Asiago stammende Gios wird aber auch Probleme haben, aus der Kleinstadt einen für die ICE unabdingbaren Standort, aus der altersschwachen Halle (soll in den nächsten Jahren renoviert werden) einen brauchbaren Spielort zu machen.

Gios muss vor allem erklären, was hinter seiner vor kurzem geäußerten Strategie steckt, die italienischen Teams auf Verbandskosten mit AHL-Spielern zu versorgen, die nach zwei Jahren in der Liga den Pass erhalten und für Olympia 2026 spielberechtigt sein sollen.

Diese Idee stieß den österreichischen Teams sauer auf, vor allem nachdem sie erst im letzten Sommer Bozen mit der Limitierung der Doppelstaatsbürger den Zahn gezogen haben.

Gios muss jedenfalls dafür sorgen, dass Asiago sechs von elf Stimmen (alle ICE-Teams außer Bratislava, Ljubljana und Vorarlberg sowie Liga-Präsident Jochen Pildner-Steinburg) auf sich vereinigt.

Allfälliges

Die Frage, ob 13 oder 14 Teams, interessiert natürlich die Fanszene am meisten, aber andere Tagesordnungspunkte versprechen weit größeres Konfliktpotential. So mussten alle Teams bisher eigentlich ins Blaue planen, da der Kooperationsvertrag zwischen ÖEHV und der Liga noch immer nicht finalisiert wurde.

So elementare Punkte wie eine Legionärslimitierung auf zehn oder die Abschaffung der Eishockey-Österreicher? Werden wohl kommen, aber die Liga und der Verband lagen finanziell vor Kurzem noch auseinander.

Auch im Fokus der GV, der am Mittwoch ein Manager-Workshop vorangeht: Präsident Jochen Pildner-Steinburg, auf den außerhalb seiner Blase (Graz mit den Vienna Capitals und dem KAC) kaum jemand mehr gut zu sprechen ist.

Im Gegensatz zu seinen Vizepräsidenten (Karl Safron, Franz Kalla, Dieter Knoll) will er sich keiner Neuwahl stellen, vertritt den Standpunkt, dass er Ende 2019 für vier Jahre gewählt wurde - eine Rechtsansicht, die er allerdings exklusiv vertritt.  

Wobei: Gewählt ist gut – selbst ohne Gegenkandidaten erhielt er damals keine Stimmenmehrheit, musste erst durch ein Rechtsgutachten, das enthaltene Stimmen für ihn reklamierte, ins Amt gehievt werden. Dort fungierte er eigentlich als Ersatz für den ausgeschiedenen Gernot Mittendorfer, dessen Amtszeit im letzten Dezember ausgelaufen wäre.

Nach einem guten Beginn in der Corona-Zeit stieß Pildner-Steinburg mit seiner Gutsherrenart immer mehr Vereinsvertreter vor den Kopf. Auch die Entscheidung in der Causa "Bratislava Capitals" (Graz profitierte von der unverständlichen Punktezuerkennung nach deren Ausstieg) deutete nicht auf einen Liga-Präsidenten hin, der das große Ganze vor seinem Eigenwohl im Kopf hat.

Ein fix und fertig ausgehandelter Kooperationsvertrag würde Pildner-Steinburg bei den anstehenden Diskussionen – die selbst frühere Präsidiumsmitglieder nach Salzburg ruft – sicher helfen.


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