news

"Wir sind hier nicht in der Eishockey-Pampa"

Der Kampf mit dem eigenen Selbstverständnis: KAC-Coach Mellitzer im Interview.

presented by

Die Pickround verpasst.

Für den KAC beginnt mit der am Freitag (Black Wings – Bozen um 19:10 Uhr im LIVE-Stream) startenden Qualifikationsrunde das Zittern um die Playoffs.

Kein anderer Klub hat die EBEL-Schlagzeilen der vergangenen Wochen derartig dominiert wie der kriselnde Rekordmeister.

„Wir wollen in die Playoffs“, gibt Head Coach Alex Mellitzer unmissverständlich die Richtung vor.

Im LAOLA1-Interview spricht der 35-jährige Kärntner, der Ende November von Doug Mason übernahm, über die gefühlte Kehrtwende, Spuren der herben Kritik und ein überholtes Selbstbild der Eishockey-Hauptstadt:

Vom Interims- zum Head Coach: Alex Mellitzer

LAOLA1: Herr Mellitzer, wie groß war vor dem Spiel in Graz die Hoffnung, es noch in die Pickround zu schaffen?

Alex Mellitzer: Die war schon da. Wir hatten vor, unseren Teil zu erledigen, um dann auf die anderen Ergebnisse zu hoffen. Beides hat aber nicht geklappt. Es wäre bitter gewesen, wenn alle Konkurrenten umgefallen wären und wir es selbst vergeigt hätten.

LAOLA1: Wie groß ist die Enttäuschung?

Mellitzer: Es ist ja nicht so, dass wir das am letzten Sonntag verspielt haben. Mit unserer Inkonstanz kämpfen wir schon seit Monaten. Wir haben immer wieder gute Partien und Phasen dabei. Auch gegen Graz: Da war nicht alles schlecht.

LAOLA1: Wo setzen Sie da als Trainer an?

Mellitzer: Von vorne bis hinten. Wir verbringen in Summe zwar viel Zeit im Angriffsdrittel, schlagen aber zu wenig Kapital daraus. Dabei haben wir unterm Strich gar nicht so wenig Tore geschossen, kassieren jedoch recht viel. Wir glauben zu wissen, woran es liegt. Daran haben wir in den letzten Wochen gearbeitet und es war gegen Villach dann auch sehr gut. Man sah auch gegen Graz eine Verbesserung. Wir haben gedrückt, gedrückt, aber keinen reingemacht – und dann waren wir 0:3 hinten.

 
LAOLA1:
Mit dem Heimspiel am Freitag (um 19:15 Uhr im LIVE-Ticker; Anm.) gegen Innsbruck beginnt die Qualifikations-Runde. Wie sehen Sie die Chancen für den KAC, dort einen der beiden Playoff-Plätze zu ergattern?

Mellitzer: Wir wollen rauf ins Playoff. Aufgegeben wird nicht. Am Dienstag hatten wir eine Besprechung mit dem Kern der Mannschaft, damit alle voll mitziehen.

LAOLA1: Ein Rumoren, wie es in den vergangenen Wochen rund um den KAC herrschte, geht doch bestimmt nicht spurlos an einer Mannschaft vorüber?

Mellitzer: Insbesondere in Klagenfurt nicht. Wir sind schließlich nicht in irgendeiner Eishockey-Pampa, wo keine Erwartungen herrschen. Es ist zuletzt sehr viel Unruhe von allen Seiten entstanden. Wir versuchen das als Mannschaft auszublenden, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren, aber irgendetwas ist halt immer.

"Wenn man schaut, welche Mannschaften in den vergangenen Jahren konstant gut waren, sind das jene, die längerfristig mit dem fast gleichen Personal arbeiten. Die tauschen nicht immer alles aus."

Alex Mellitzer

LAOLA1: Hat der KAC die notwendigen Spieler-Persönlichkeiten, die in der momentanen Situation auch einmal auf den Tisch hauen?

Mellitzer: Die haben wir. Daran fehlt es nicht.

LAOLA1: Es ist anzunehmen, dass auch an einem jungen Trainer solche Phasen nicht spurlos vorübergehen.

Mellitzer: Nein, zumal Klagenfurt schließlich meine Heimatstadt ist und ich das erste Mal so richtig in der Position des Head Coachs bin. Da habe ich in letzter Zeit schon sehr viel nachgedacht. Einfach ist es nicht. Es gab schon Phasen, in denen ich viel davon mit nach Hause genommen habe. Nichtsdestoweniger habe ich einen guten Draht zur Mannschaft und verspüre den notwendigen Rückhalt. Das gibt mir sehr viel.

LAOLA1: Im Herbst 2014 meinten Sie als damaliger Interims-Coach gegenüber der „Kleinen Zeitung“, dass der KAC einen Trainer mit Format brauche. Sind Sie dies mittlerweile?

Mellitzer: Format...(nachdenklich). Format ist relativ. Ich glaube, dass ich auf alle Fälle ein authentischer Trainer und Typ bin. Es hat jeder seine eigenen Methoden. Ich gehöre zu den energiegeladenen Typen, fiebere mit, versuche die Burschen zu pushen. Jeder will das Beste aus seinen Leuten herausholen, nur die Methoden sind halt unterschiedlich. Ich schreie aber deshalb nicht so laut, sodass der andere taub ist. Das würde mir keiner abkaufen. Ich suche lieber das individuelle Gespräch mit jedem.

LAOLA1: Angenommen, das KAC-Werkel kommt in der restlichen Saison einigermaßen ins Laufen, könnten Sie sich vorstellen, über diese Saison hinaus Head Coach zu bleiben?

Mellitzer: Prinzipiell ja, um etwas ins Laufen zu bringen, braucht es aber immer auch Zeit. Wenn man schaut, welche Mannschaften in den vergangenen Jahren konstant gut waren, sind das jene, die längerfristig mit dem fast gleichen Personal arbeiten. Die tauschen nicht immer alles aus. Nichtsdestoweniger bin ich gern beim KAC angestellt, habe einen guten Draht zum Vorstand. Vorstellen kann ich mir es schon, aber die Frage ist momentan unpassend, weil wir mit der Berg- und Talfahrt genügend zu tun haben. Erst danach können wir über das andere nachdenken.

LAOLA1: Sie sprechen das ständige Auswechseln an. Muss sich der Verein auf anderen Ebenen hinterfragen?

Mellitzer: Das will ich nicht kommentieren.

 
LAOLA1:
Gerade das 4:1 im Derby vermittelte den Eindruck, eine Kehrtwende geschafft zu haben. Hatten auch Sie diesen Eindruck?

Mellitzer: Ja, und dieser Eindruck besteht noch immer. Wir hatten in Graz schließlich die Chancen, dies zu bestätigen.

LAOLA1: Zum Abschluss: Ist Klagenfurt noch die Eishockey-Hauptstadt Österreichs?

Mellitzer: (überlegt) Anhand welcher Kriterien definiert man Eishockey-Hauptstadt?

LAOLA1: Das gilt doch gemeinhin als Selbstverständnis des KAC. Siehe Vereins-Homepage.

Mellitzer: Ich habe das nicht reingestellt. Geht es nach dem Sportlichen? Ist es der amtierende Meister. Geht es nach der besten Organisation oder dem besten Nachwuchs? Da sind wir bei vielen Kriterien nicht die Nummer eins. Fakten, die für sich stehen. Ja, wir sind Rekordmeister und es gibt in Klagenfurt auf jeden Fall sehr, sehr viele Eishockey-interessierte Menschen. Hier ist Hockey fast niemandem egal. Auf jeden Fall wollen wir wieder eine Hochburg werden.

Das Interview führte Reinhold Pühringer

 

Black Wings - HC Bozen am Freitag, 19:10 Uhr im LIVE-Stream!

Kommentare