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"Haben oft richtig auf Niederlagen reagiert"

KAC-Coach Alexander Mellitzer will ein paar Prozent mehr Willenskraft sehen:

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In Klagenfurt muss man dieser Wochen echte Nervenstärke beweisen.

Würde man ein Anschauungsbeispiel für den Begriff „Inkonstanz“ suchen, wäre der KAC bestens geeignet.

Die Qualifikationsrunde gleicht für die Rotjacken einer Achterbahnfahrt: 0:4 gegen Innsbruck, zwei Tage später 8:1 in Graz. 6:4 über Fehervar, dann ein schmerzhaftes 1:5 am eigenen Eis gegen den VSV.

Eine Scharte, die man 72 Stunden später ausmerzen könnte. Am Freitag (19:15 Uhr, LIVE auf LAOLA1.tv) steht das Rückspiel an.

Und so umkämpft Derbys immer sein mögen: Diesmal wären die drei Punkte für beide Kontrahenten immens wichtig.

Der fast schon enteilte Erzrivale könnte aus eigener Kraft die Playoff-Teilnahme fixieren, die Rotjacken selbst befinden sich mitten im Kampf gegen Innsbruck, Graz und Fehervar.

 

Schneller Frust nach frühem Rückschlag

Wie erklärt man sich als Coach dieses Auf-und-Ab-Muster?

„Schwierig zu sagen. Wir sind auf eine gewisse Weise fragil, was einen Rückstand betrifft. Besonders zuhause, wo der Segen etwas schief hängt, hat das im Derby sicher Energie genommen“, so KAC-Trainer Alexander Mellitzer gegenüber LAOLA1.

Beim 1:5 ging das Licht hinter Bernd Brückler nach 69 Sekunden zum ersten Mal an.

„Dann haben wir Probleme, unsere Linie einzuhalten. Andererseits spielen wir uns nach eigener Führung in einen Rausch. Unsere Mannschaft beeinflussen viele Dinge, intern wie extern, es nimmt kein Ende. Offenbar sind wir nicht so gefestigt, allem standhalten zu können und Konstanz reinzubringen“, sind die Erklärungen nicht nur sportlicher Natur.

Rauher Ton auf den Rängen

Besonders die angespannte Stimmung bei den Fans, die schon Protestaktionen initiierten, ist ein negativer Faktor. Gegen den VSV kam es zu Vorkommnissen, die den KAC zu einer Distanzierung auf der Klub-Website veranlassten.

„Sie sind anspruchsvoll, dessen ist sich jeder bewusst. Ich will es nicht verurteilen, denn es ist das Recht eines Fans, der die Mannschaft mit Zeit und Geld unterstützt, auch einmal zu pfeifen. Aber alles hat seine Grenzen“, so Mellitzer über die Haltung der Anhänger.

Es bräuchte trotzdem einen positiven Zugang, um etwas zu bewirken: „Es brennt der Hut. Aber es kommt das ganze Jahr über so viel zusammen, das geht nicht spurlos vorüber. Irgendwann wird man taub für negative Kritik. Mit konstruktiver versuchen wir schon zu arbeiten.“

Der Klub unterstreicht die Wertschätzung für die seit Jahrzehnten gelebte, dezidiert gewaltfreie Fankultur in Klagenfurt und stellt klar, dass seitens des EC-KAC auch zukünftig alle Anstrengungen unternommen werden, bei Heim- wie Auswärtsspielen ein Klima frei von Hass und Gewalt zu bewahren.

Zitat von der KAC-Website

Absichtlich die Handbremse würde sicher nicht angezogen werden: „Für manche sieht es so aus, als ob wir daheim nicht alles geben. Es sind Kleinigkeiten, die oft entscheiden. Besonders, wenn man mit dem Selbstvertrauen hadert. Es braucht ein paar gute Aktionen zu Beginn des Spiels, das fördert die Moral und dementsprechend fällt dann der Spielverlauf aus“, hofft der Coach auf bessere Anfangsmomente am Freitag.

„Wir haben oft richtig auf Niederlagen reagiert, auch nur 48 Stunden danach. Warum wir das nicht immer können? Darauf habe ich keine Antwort.“

Ein paar Prozent mehr Wille

Die Konstellation, innerhalb einer Woche erneut gegen den VSV antreten zu müssen, ist eine spezielle – und bringt exakt 21 Tage vor dem ersten Viertelfinal-Termin frühes Playoff-Feeling für beide Erzrivalen.

Sich in drei Tagen einen grundlegend anderen Plan für den Gegner zurechtzulegen, ist schwer. Alexander Mellitzer ortete am Dienstag aber in einigen Situationen ein mentales Problem.

„Das hat gar nichts damit zu tun, wie schnell oder gut einer eisläuft. Ich glaube, dass die Willenskraft, dieser ‚Competitive Drive‘, bei Villach ein paar Prozentpunkte höher war, sie waren bissiger. Das hat den Unterschied ausgemacht. Es ist immer noch ein Zweikampfsport, man muss bereit sein ‚reinzugehen‘ und es einfach mehr wollen.“

Keine Einstellung auf den Triplepack-Mann

Bei Blau-Weiß kann man entspannt in das Aufeinandertreffen mit dem KAC gehen. Drei Punkte trennen den VSV vom Viertelfinale.

Dazu ist die „Last“ der zweitgefährlichsten Zwischenrunden-Offensive auf viele Schultern aufgeteilt. Am Dienstag wurde mit Dustin Johner ein Akteur zum Matchwinner, der im Kalenderjahr 2016 bis zu diesem Zeitpunkt mit einem Treffer und einem Assist wenig auffällig agierte. Sein Hattrick im Derby sollte aber zum Sargnagel für den Gegner werden.

 

 

Für Mellitzer Anlass zur Sonderbewachung? „Nein. Wir müssen die Checks fertig fahren und Zweikämpfe gewinnen. Ob Dustin Johner einen abbekommt, oder doch Benjamin Petrik – es ist ganz egal.“

Pause für den Kopf

Vielleicht würden sich die KAC-Wogen mit einer Revanche etwas glätten. Schließlich stehen die Karten für eine Playoff-Teilnahme, trotz allem, nicht schlecht.

Nach dem Derby kommt mit Ljubljana eine Pflichtaufgabe nach Klagenfurt, ehe es ein International Break vor den entscheidenden Partien in Fehervar, Innsbruck und gegen Graz gibt.

„Wir haben dann zwei, drei Tage frei. Die Jungs können selbständig trainieren, vom Eishockey wegkommen, wieder an andere Sachen denken und Energie tanken“, legt Mellitzer etwas Hoffnung in die Pause.

Es ist Energie, die man brauchen wird. Denn zumindest die Playoff-Teilnahme ist beim Rekordmeister Pflicht.

Es liegt nur in der Hand der Klagenfurter, sie zu erfüllen.

 

Johannes Bauer

 

>>>TV-Tipp: VSV-KAC, Freitag ab 19:10 Uhr bei LAOLA1.tv im Web und bei A1 TV<<<

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