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Frischer Wind unter den Flügeln der VSV-Adler

Frischer Wind nach Umbruchsjahren - und darum könnte die Derby-Dürre enden:

Frischer Wind unter den Flügeln der VSV-Adler Foto: © GEPA

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Die Kärntner Eishockey-Hackordnung war zuletzt in den Pyramidenkogel gemeißelt.

Während der KAC in den letzten drei Jahren zweimal im Finale stand und im Frühjahr seinen 31. Meistertitel feiern durfte, verpasste der VSV die Playoffs – jedes einzelne Mal.

Viele Rochaden im Vorstand, Trainerstab und auch im Kader verwehrten den Adlern Aufwind unter den Flügeln, das laue Lüftchen auf finanzieller Seite limitierte die Handlungsmöglichkeiten auch stark.

Alles neu auch in diesem Jahr: Neuer Sponsor, neuer Vorstand, neuer Trainer, viele neue Cracks – aber etwas ist anders. Denn die ersten EBEL-Wochen spülen neue Zuversicht die Drau entlang.

Die Villacher gehen als Tabellen-Zweiter in das erste Kärntner Derby der Spielzeit in Klagenfurt (ab 19:15 Uhr im LIVE-Ticker), genau einen Punkt vor dem so erfolgreichen Erzrivalen.

Die Hoffnung auf eine Trendwende auch im direkten Duell mit der Nachbarstadt lebt.

Probleme, die sich summiert haben

So viel frischer Wind auch die Adlerschwingen hebt, mit Markus Schlacher steht ein Routinier im Aufgebot, der ins 30. Derby geht und die schwierigen letzten Jahre nach seiner Heimkehr zum Jugendverein 2015 aus nächster Nähe erlebte.

"Der Kampfgeist, den die Villacher eigentlich immer hatten, war die letzten zwei bis drei Jahre nicht mehr so da. Dass jeder Spieler für seinen Nebenmann alles gibt. Der VSV hatte schon lange nicht mehr die talentierteste Mannschaft der EBEL, aber wenn dann der Kampfgeist auch nicht mehr passt, wird es schwierig."

Markus Schlacher

"Es hat anscheinend überall ein bisschen gehapert. Der Vorstand hat in den letzten Jahren alles probiert, aber die Probleme haben sich summiert. Dass es im Vorstand viele Wechsel gegeben hat, musste ja nicht heißen, dass die Spieler am Eis die Leistung nicht bringen konnten", resümiert der 32-Jährige gegenüber LAOLA1.

"Jetzt ist alles im Umfeld professioneller geworden. Auch innerhalb der Mannschaft hat sich nicht zuletzt durch den neuen Trainer viel geändert. Wir sind eine jüngere Mannschaft, spielen schneller, laufen schneller – und das wird von Training zu Training forciert", so der Villacher.

Über die Einheit auf den richtigen Weg

Mit Jyrki Aho setzt auch der VSV – wie drei der zehn anderen EBEL-Vereine, darunter auch der KAC – auf einen finnischen Trainer. Und finnische Eishockey-Tugenden dürften es gewesen sein, die aus der neu zusammengefundenen Truppe schnell eine Mannschaft machten.

"Er legt sehr viel Wert darauf, dass wir alle auch abseits vom Eis miteinander sprechen und Sachen unternehmen. Für den Trainer war von Anfang an klar, dass es nur über den Weg eines super Mannschaftsgefüges gehen kann", berichtet Schlacher.

"Er will nicht, dass bei Mannschaftsessen nur die Österreicher zusammensitzen, auch in der Kabine sitzen einheimische Spieler und Imports nebeneinander."

Markus Schlacher
Foto: © GEPA

Diese Zusammensetzung eines Mannschaftsgefüges werde demnach forciert wie noch selten zuvor.

Auch hier habe es in den letzten Jahren beim VSV gefehlt: "Der Kampfgeist, den die Villacher eigentlich immer hatten, war die letzten zwei bis drei Jahre nicht mehr so da. Dass jeder Spieler für seinen Nebenmann alles gibt. Der VSV hatte schon lange nicht mehr die talentierteste Mannschaft der EBEL, aber wenn dann der Kampfgeist auch nicht mehr passt, wird es schwierig."

Auch dieses Jahr habe der VSV bei weitem nicht die talentierteste Mannschaft am Start, aber "das Kollektiv ist einfach besser geworden, wir sind eine viel eingeschworenere Mannschaft."

Fit wie ein Schlittschuh

Aho arbeite – typisch finnisch – sehr gerne an Details, dazu sehe der neue Coach in passender Fitness den Schlüssel, auch mit einer spielerisch nicht top ausgerüsteten Mannschaft bestehen zu können.

"Er ist der Meinung, dass man auf diesem Weg sehr viel wettmachen kann. Er ist selbst jung und fit und legt darauf großen Wert: Dass wir läuferisch und körperlich in einer besseren Verfassung als der Gegner sind."

Demnach werde auch abseits des Eises mehr an der Fitness trainiert, dazu sei das Training wesentlich härter geworden: "Aber nur dadurch wirst du besser. Wenn das Niveau im Training besser ist, wirst du auch im Spiel automatisch besser."

Jyrki Aho
Foto: © GEPA

Diese harten Trainingseinheiten seien außerdem zum Platz eines neuen Konkurrenzkampfes geworden, angefeuert durch "junge und hungrige Spieler". Wo früher personeller Notstand herrschte, muss nun um die Plätze in den Linien gekämpft werden. Es wolle sich jeder beweisen.

Dazu wurde die Gegentor-Quote auf einen Wert im guten Mittelfeld gedrückt: "Wir sind defensiv um einiges kompakter, auch das bringt der Trainer mit. Es ist ein kontrolliertes System", beschreibt der Verteidiger Schlacher.

Die dürren Jahre sollen vorbei sein

Damit dürfte Aho genau jene Tugenden eingeführt haben, die den KAC unter Petri Matikainen zuletzt erfolgreich machten. Und im direkten Duell wird sich weisen, ob es schon ausreichend adaptiert wurde, um den großen Konkurrenten wieder einmal ein Bein stellen zu können.

Die Rotjacken entschieden satte zehn der letzten zwölf Derbys für sich – eine schmerzhafte Statistik für Villacher Fans. Die Ausgangslage, fast auf Augenhöhe, macht dieses Kärntner Duell nach solchen Dürre-Jahren noch spezieller.

"Wir wollen den Pyramidenkogel auf der Heimfahrt blau sehen. Wichtig ist, dass wir härter arbeiten, sie unter Druck setzen – und dann ist es ein Spiel auf Augenhöhe", meint Schlacher.

In der Abrechnung würde auch ein seltener Derbysieg nur drei Punkte einbringen, die ein kleiner Schritt auf dem Weg zum größeren Ziel wären: Endlich die Rückkehr in die Playoffs.

Denn besser als ein Derbysieg schmeckt ein Derbysieg in einer Best-of-seven-Serie. Bevor davon geträumt werden kann, gibt es aber noch vier Duelle im Grunddurchgang.

Nach dem guten Saisonstart soll ein Sieg im ersten Aufeinandertreffen nur ein weiterer kleiner Lichtblick sein. Lichtblicke, die dringend gebraucht werden.

"Denn die letzten Jahre waren hier für alle deprimierend genug."

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