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Eder im Interview: 'Sieg war nicht eingeplant'

Simon Eder überrascht sich mit Sieg selbst und ortet Steigerungspotenzial:

Eder im Interview: 'Sieg war nicht eingeplant'

Der Bann ist gebrochen!

Nach dem Motto „neues Jahr, neues Glück“ gelang dem österreichischen Biathlon-Team beim ersten Weltcup 2016 ein echter Befreiungsschlag.

Nicht, dass die rot-weiß-roten Loipenjäger vor Jahresfrist keine starke Ergebnisse einfuhren, der erhoffte Podestplatz blieb allerdings lange aus. Bis jetzt.

Simon Eder gewann einen packenden Verfolgungs-Wettkampf und verwies bei seinem dritten Weltcup-Sieg Superstar Martin Fourcade aus Frankreich sowie den Tschechen Michal Slesingr auf die Plätze. Damit ist er der erste Österreicher, der in einem Einzelwettkampf im Biathlon-Mekka triumphierte.

Eder fällt ein Stein vom Herzen

„Man hat an meinem Jubel gesehen, dass mir ein Stein vom Herzen gefallen ist“, erklärt der Salzburger im Gespräch mit LAOLA1. Seine gute Form hatte er bereits als Sprint-Sechster angedeutet, doch damit war nicht zu rechnen.

„Ich hätte nicht erwartet, dass ich nach meiner Krankheit hier gewinnen würde. Das war nicht eingeplant“, ist er selbst erstaunt. Der 32-Jährige musste schweren Herzens die Weltcupbewerbe in Pokljuka krankheitsbedingt auslassen.

Insgesamt lag er acht Tage flach, sodass er davon ausging, noch einige Tage zu brauchen, bis er wieder ganz vorne mitmischen kann. Selbst im Wettkampf überwog die Unsicherheit. Nach seinem frühen Schießfehler schien alles vorbei zu sein.

„Ich wusste ja, wer vorne war. Das waren die ‚Big Men‘ unseres Sports. Ich bin nicht davon ausgegangen, dass noch so viele Fehler geschossen werden.“ Nach seiner Strafrunde hatte er „das Stockerl bereits abgeschrieben“.

Sieg im Biathlon Mekka!!! Mir fehlen die Worte! I have no words-what a great day! 🍾#nordicfocus #kornspitzsportteam #verleihtflügel #runfastshootcleanpic by nordicfocus.com

Posted by Simon Eder on Samstag, 9. Januar 2016

Ruhpolding statt Oberhof: Ein Glücksfall

Dabei ist er selbst jetzt noch nicht in absoluter Galaform und ortet im läuferischen Bereich Steigerungspotenzial. „Ich würde sagen, ich bin bei 98 Prozent“, analysiert er und freut sich, dass er dennoch mit den Topstars mithalten kann.

Ursprünglich hätte der Weltcup in dieser Woche in Oberhof stattfinden sollen, Warmwetter und fehlender Schnee machte den Veranstaltern jedoch einen kräftigen Strich durch die Rechnung. Ruhpolding übernahm die Bewerbe und wird auch kommende Woche Gastgeber von sechs Weltcup-Events sein.

Für Eder und das österreichische Team nicht nur aufgrund der geografischen Nähe ein Vorteil. „Ich mag Oberhof zwar, aber die Bedingungen dort waren oftmals irregulär. In den letzten Jahren habe ich teilweise über die Scheiben geschossen.“

In Anwesenheit von Vater und Trainer Alfred Eder („genial, dass er da war“) traf er im bayrischen Biathlon-Mekka 19 von 20 Scheiben und legte dadurch den Grundstein für den späteren Erfolg.

Wobei, Ausgangspunkt könnte auch der letzte Sommer gewesen sein. Da wechselte der Schnellschütze, Spitzname Lucky Luke, sein Gewehr. „Ich wollte das Vertrauen zurückgewinnen und habe das ganze System getauscht.“ Jetzt erntet er die Früchte dafür.

"Ich würde sagen, ich bin bei 98 Prozent."

Simon Eder

Grossegger und Co. zeigen ebenfalls auf

Erfreut zeigt sich Eder aber nicht nur ob seiner eigenen Leistung, sondern auch jener seiner Teamkollegen. Im Sprint wie auch in der Verfolgung landeten vier ÖSV-Asse in den Top-20, wobei Sven Grossegger am Freitag mit Rang fünf sogar das beste Karriereergebnis gelang.

„Das ist gut fürs Team und wichtig für die Staffel“, weiß Eder. „Wenn wir unsere Hausaufgaben erledigen, sind wir auch da schwer zu schlagen. Die Entwicklung ist gut, das gibt allen Selbstvertrauen. Die Konkurrenzsituation tut uns auch gut. Und wenn man weiß, dass es bei der WM eine Staffel gibt, ist so etwas eine Riesen-Motivation.“

Automatisch wächst natürlich auch der Druck. Im Massenstart am Sonntag ist der ÖSV mit vier Leuten (Eder, Landertinger, Grossegger, J. Eberhard) vertreten, speziell Eder sollte jeder auf der Rechnung haben.

Die Rolle des Geheim- oder Mitfavoriten nimmt er gerne an. „Mit Druck muss man umgehen können“, ist ihm bewusst. In der Verfolgung hat er das eindrucksvoll gelöst.

Christoph Nister

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