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Markus Gandler: Der Chef zieht Bilanz

Der sportliche Leiter des ÖSV für Biathlon zieht in Oslo WM-Bilanz:

Markus Gandler: Der Chef zieht Bilanz

Der finale Akt im Biathlon-Weltcup steht in Khanty-Mansiysk unmittelbar bevor, jener bei der WM in Oslo ist bereits Geschichte.

Nach eineinhalb Wochen und elf Wettkämpfen reist das österreichische Team mit zweimal Edelmetall, errungen durch Dominik Landertinger (Einzel-Silber) und Simon Eder (Einzel-Bronze), vom Holmenkollen wieder ab.

Grund genug, um Markus Gandler, den sportlichen Leiter für Biathlon und Langlauf im ÖSV, um seine Einschätzung zu bitten.

Der Staffel-Weltmeister im Langlauf von 1999 rechnet bei LAOLA1 ab. Was war gut? Was lief schlecht? Welche Erkenntnisse lieferte die zu Ende gehende Saison? Und wie sieht es mit seiner persönlichen Zukunft aus, nachdem er andeutete, diese in Frage zu stellen?

Gandler: Mit zwei Medaillen muss man zufrieden sein

„Mit zwei Medaillen, den Plätzen vier (Herren-Staffel) und fünf (Mixed) muss ich sicher zufrieden sein“, erklärt der 49-Jährige, wobei das Medaillen-Doppel durch das Duo Landertinger/Eder zweifellos das Highlight war. Zugleich gibt er aber auch zu bedenken, dass man immer „Auf und Abs“ erlebt.

Der Erfolg Landertingers nach einem schwierigen Jahr 2015 sei nicht hoch genug einzuschätzen, das Traumjahr Eders ebenso wenig. Für Letzteren findet Gandler große Bewunderung. „Er war nie der große Läufer, er hat sich das aber erarbeitet über Technik und das richtige Timing. Er ist auf dem Höhepunkt seiner Karriere“, schwärmt der Biathlon-Boss und blickt freudig der Heim-WM 2017 entgegen.

Eder spult im Gegensatz zu den meisten ÖSV-Herren zumeist ein individuelles Programm ab, ausgearbeitet von Trainer und Vater Alfred Eder sowie von Cousine und Damen-Trainerin Sandra Flunger. „Sie sind seine Bezugspersonen, da brauchen wir nicht groß herum diskutieren“, macht Gandler keinen Hehl daraus, dass dieses ‚Familienunternehmen‘ zahlreiche Früchte trägt.

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Eberhard in der Kritik: Rückendeckung vom Boss

Immer wieder in der Kritik steht indes Julian Eberhard, dessen Achillesferse das Schießen bleibt.

Dessen Nervenkostüm sei „wahrscheinlich“ das Hauptproblem, mutmaßt der sportliche Leiter, hält aber nichts davon, den Salzburger zum Sündenbock zu machen, weil er etwa in der WM-Staffel eine Strafrunde drehen musste.

Die Trainingsleistungen des 29-Jährigen seien sehr gut, Chefcoach Reinhard Gösweiner und sein Team arbeiten fieberhaft daran, dieses in ihm schlummernde Potenzial künftig auch in den Wettkämpfen aus ihm rauszukitzeln.

Kritikern, die die Staffel-Nominierung Eberhards heftig kritisierten, nimmt er umgehend den Wind aus den Segeln. Ihm kam zu Ohren, dass ÖSV-nahe Trainer sich darüber echauffierten, nun steuert er energisch dagegen: „Da muss ich sagen: Seid vorsichtig mit diesen Aussagen. Wir haben uns das sehr wohl überlegt und im Kollektiv entschieden.“

Ein Fakten-Check gibt den Entscheidungsträgern recht, denn Eberhard ist drittbester Österreicher im Weltcup und läuferisch (noch) deutlich über Ersatzmann Felix Leitner zu stellen. Zumal beim 19-Jährigen, der noch nie im Weltcup zum Einsatz kam, die Gefahr bestanden hätte, ihn frühzeitig zu verheizen. Fest steht allerdings auch, dass Eberhard vor einigen Jahren eine deutlich bessere Trefferquote aufwies als aktuell. Insofern wartet im Sommer harte Arbeit, um dem groß gewachsenen Salzburger jenes Selbstvertrauen zu vermitteln, das er benötigt.

Zwei Routiniers ließen in diesem Winter aus

Die vierte Fixgröße in diesem Winter war Sven Grossegger, der vor allem in der ersten Saisonhälfte zu überzeugen wusste. Zuletzt ging sein Energievorrat zur Neige, weshalb er die Reise nach Khanty-Mansiysk nicht mitmachen wird. „Es war dennoch eine sehr gute Saison“, fasst Gandler zusammen. Was die Konstanz betrifft, war dieser Winter noch zu lang für ihn, aber „bis Jänner war das top“.

Von Daniel Mesotitsch und Fritz Pinter kann man das wiederum nicht behaupten. Die beiden Routiniers fanden, teils krankheitsbedingt, nie in die Spur. Der 39-jährige Mesotitsch hat das eine oder andere umgestellt, von dem Gandler nicht restlos überzeugt ist. "Bei einem älteren Athleten ist das immer eine Gefahr. Da sollte man lieber das machen, was schon funktioniert hat." Bei Pinter macht sich seine Schwäche im Stehendanschlag regelmäßig in Form von Strafrunden bemerkbar. Mit Lorenz Wäger und David Komatz gibt es immerhin zwei Athleten, die sich auch im Weltcup das eine oder andere Mal versuchen durften. Große Hoffnungen ruhen aber vor allem auf Felix Leitner.

Der 19-Jährige räumte bei der Junioren-WM in Cheile Gradistei (ROU) im großen Stil ab (2x Gold, 1x Bronze) und gilt als heißeste Zukunftsaktie. „Dahinter sieht es aber düster aus“, weiß Gandler, dass man den Youngster hegen und pflegen muss und in der Nachwuchsarbeit einiges zu tun ist.

Hauser sticht im Damen-Lager heraus

Bei den Damen ist die Dichte im Nachwuchs zumindest in einigen Jahrgängen höher, wie etwa Julia Schwaiger, Susanna Kurzthaler oder Simone Kupfner beweisen.

Aushängeschild ist hier derzeit ganz klar Lisa Hauser. Der Tirolerin gelang der nächste Entwicklungsschritt, sie erhöhte die Geschwindigkeit am Schießstand, ohne an Trefferquote einzubüßen. Zuletzt war auch ein deutlicher Sprung in der Loipe erkennbar.

„Dagegen fällt der Rest natürlich etwas ab“, weiß der Biathlon-Chef, dass dahinter eine Lücke entstand. Ein Grund dafür ist der krankheitsbedingte Ausfall von Katharina Innerhofer, zudem wurde bei Dunja Zdouc erst spät ein starker Eisenmangel festgestellt.

Gandler stellt sich hinter die mediznische Abteilung

Ein Versäumnis der medizinischen Abteilung liegt nahe, doch dagegen wehrt sich Gandler vehement. „Der will ich hier nicht die Schuld geben“, steuert er energisch dagegen und behauptet, der ÖSV sei medizinisch so gut aufgestellt wie lange nicht. „Wir haben Top-Ärzte, da liegt es schon an Trainern und Athleten, da was zu machen.“

So habe er nicht nur bei Landertinger erkannt, dass dieser sein Training umstellen müsse, sondern auch mit Innerhofer gesprochen und weitere Untersuchungen angeboten. „Das wurde aber nicht in Anspruch genommen.“

Für das kommende Jahr erwartet er sich eine Steigerung im läuferischen Bereich, denn dort besteht im Vergleich zu den Top-Athletinnen der große Unterschied. „Es ist offensichtlich, dass es im technischen Bereich nicht passt.“

Zuwachs im Betreuerstab oder bei den Servicetechnikern, um noch gezielter auf die ÖSV-Schützlinge eingehen zu können, darf man dagegen keine erwarten. Im Gegenteil: „Die Zeiten sind nicht rosig.“

Schröcksnadel: "Freunde, die Zeiten werden härter"

Die Biathlon-Sparte könne sich nicht selbst finanzieren, daran würden auch die beiden Medaillen nichts ändern. Umso wichtiger sei ein Präsident wie Peter Schröcksnadel, betont Gandler, auch auf die Gefahr hin, „dass ich wieder als Schleimer gelte“.

Doch auch dem ÖSV-Boss sind wirtschaftliche Grenzen gesetzt, weshalb er kürzlich warnte: „Freunde, die Zeiten werden härter!“ Gandler hat bereits den Budgetplan für die kommende Saison, sein Kommentar dazu: „Da wird dir schlecht!“ Nicht die Heim-WM ist das große Problem, die sei sogar ein Glücksfall, sondern diverse Reisen zu Europameisterschaften, IBU-Cups etc. ins ferne Ausland.

Noch nicht fixiert ist, wer die Herren- und Damen-Mannschaft 2016/17 betreut. „Es wäre verfrüht, darüber zu sprechen“, lässt sich der 49-Jährige nicht in die Karten blicken.

Alles andere als eine Fortsetzung mit Reinhard Gösweiner („Man hat gesehen, dass es bei den Männern gut läuft“) wäre eine faustdicke Überraschung, auch Franz Berger jr. und Ludwig Gredler werden wohl weiter die Herren betreuen.

Geht es nach den ÖSV-Damen, bleibt auch bei ihnen alles beim Alten. Flunger genießt bei ihnen größtes Ansehen, gemeinsam mit Walter Hörl hat sie quasi aus dem Nichts eine Gruppe auf die Beine gestellt, die großes Potenzial besitzt.

„Es geht immer darum, was mir meine Chefs geben“, will Gandler niemandem eine Job-Garantie ausstellen, grundsätzlich stehe aber niemand zur Disposition.

Weiter im Biathlon - Unklarheit über den Langlauf

Mit einer Ausnahme - er selbst. Gandler kündigte nach Bekanntwerden der Dopingcausa um Langläufer Harald Wurm an, sich gut zu überlegen, ob er seinen Job weiter macht. Im Bereich Biathlon ist die Entscheidung gefallen. „Ich werde nicht vor der Heim-WM abhauen. Das ist derzeit sicher kein Thema, solange der ÖSV das wünscht“, stellt er klar.

Ganz anders sieht die Sachlage im Langlauf aus. „Ich bin müde, das kostet alles so viel Energie. Vielleicht muss ich mich von etwas verabschieden“, ist ein Aus eine realistische Option. „Denn nur, weil man keinen anderen findet, muss ich nicht auf dem Sessel hocken bleiben“.

Der letzte Akt ist das in seinem Fall aber noch nicht, denn ein Gespräch mit der ÖSV-Spitze steht erst noch aus.

Aus Oslo berichtet Christoph Nister

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