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Svitolina bangt um ihre Familie in Odessa

Ukrainerin gibt nach Miami-Aus Einblick in ihre schwierige Gefühlswelt.

Svitolina bangt um ihre Familie in Odessa Foto: © getty

Zweieinhalb Stunden lang kämpfte Elina Svitolina beim WTA-1000-Turnier in Miami gegen die Britin Heather Watson um den Einzug in die dritte Runde.

Mental bot die Ukrainerin eine bemerkenswerte Leistung. Obwohl sie sich hauchdünn mit 6:4, 3:6, 6:7(4) geschlagen geben musste, ließ sie sich doch nicht anmerken, dass in ihrer Heimat derzeit um Leben und Tod gerungen wird und sie seit einigen Tagen auch um viele Freunde und Familienmitglieder in ihrer Heimatstadt Odessa bangen muss.

Svitolinas Eltern schafften es bereits vor einigen Wochen wie dreieinhalb Millionen weitere Flüchtlinge rechtzeitig aus der Ukraine hinaus. Onkel, Tante und Großmutter sitzen allerdings immer noch in Odessa fest. Seit einigen Tagen rücken die Explosionen immer näher.

"Raketen werden auf die Stadt geschossen"

"Odessa war zuvor deutlich sicherer als Kiev oder die östliche Ukraine", erzählte Svitolina nach ihrer Auftaktniederlage in Miami und gab Einblick in die aktuell schreckliche Situation. "Ich habe mit meiner Großmutter gesprochen, die am Schwarzen Meer wohnt."

"Sie sagte, dass sie jetzt von den Schiffen Raketen mitten in die Stadt hinein schießen. Die Angst ist riesengroß. Ich mache mir schon seit einigen Tagen große Sorgen um ihre Sicherheit", sagte die Ukrainerin nur eine halbe Stunde nach ihrer Niederlage mit Tränen in den Augen bei der Pressekonferenz.

"Sehr, sehr traurig"

"Es war sehr schwer für mich, meine Konzentration zu bewahren. Es war mental schon richtig schwierig, überhaupt auf den Court zu gehen. Ich würde nicht von mir behaupten, dass ich derzeit 100 Prozent geben kann. Ich habe auch mit vielen anderen ukrainischen Spielern gesprochen und sie haben mir gesagt, dass sie derzeit auch viele Probleme haben", so Svitolina.

"Mit diesen ganzen Sachen, die derzeit in der Ukraine passieren... Es ist einfach nur sehr, sehr traurig. Wir sehen laufend die Nachrichten. Das ist alles einfach nur sehr schmerzhaft."

Beeindruckt von Landsmann Stakhovsky

Svitolinas Bruder Yulian lebt in Los Angeles und organisiert Erste-Hilfe-Pakete für die Ukraine. Auch Svitolina selbst hat sich schon engagiert und in Indian Wells ein Charity-Event abgehalten. Zudem spendete sie ihr Preisgeld vom WTA-Turnier in Monterrey an die ukrainische Armee und humanitäre Hilfsgruppen. Seit Wochen prangert sie auf ihren Social-Media-Kanälen die russische Invasion an.

Beeindruckt zeigt sich die Ehefrau von Gael Monfils auch von Sergiy Stakhovsky. Der ehemalige Weltranglisten-31. meldete sich freiwillig und patroulliert seit einigen Tagen bewaffnet durch die Straßen Kievs. Erst im Jänner trat der dreifache Familien-Vater noch in der Qualifikation für die Australian Open an.

"Er ist ein sehr tapferer Mann", zeigt sich Svitolina beeindruckt. "Sehr viele Menschen sind in die Ukraine zurückgekehrt, um ihr Heimatland zu verteidigen. Das sind Helden. Ich versuche, meinen Beitrag über das Tennis leisten zu können. In meinem Kopf geht es derzeit nur darum, den Menschen in der Ukraine zu helfen."

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