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"Wir versuchen, gezielt die Spitze zu fördern"

Der harte Weg zum Tennis-Star. Lernt man aus den Fehlern der Vergangenheit?

Bei Thomas Muster wurde es verabsäumt, bei Dominic Thiem soll es kein zweites Mal passieren.

Während vor 20 Jahren der durch die steirische Tennis-Legende ausgelöste Boom von den Verbänden nur halbherzig bis gar nicht genutzt werden konnte, soll es mit dem Wissen aus Fehlern der Vergangenheit anders praktiziert werden.

So kommt es, dass sich Dominic Thiem schon am vergangenen Sonntag auf die Suche nach seinen möglichen Nachfolgern begab.

Auf dem Platz mit Dominic Thiem

Zumindest wurden unter diesem Motto von Günter Bresnik und seinem Trainerteam Burschen und Mädchen im Alter von acht bis elf Jahren zur Talente-Sichtung in die Südstadt eingeladen.

LAOLA1 war mit dabei, als über 40 Kinder dem Aufruf folgten und in elterlicher Begleitung an die ehemalige Ausbildungsstätte heimischer Größen wie Thomas Muster oder Horst Skoff anreisten. Dort durften sie unter den gestrengen Augen von Bresnik ihr schon erworbenes Können präsentieren.

Besonders Highlight dieses Nachmittags: Jeder durfte für ein paar Minuten ein paar Schläge mit Idol Dominic Thiem auf den Platz. Da leuchteten die Kinderaugen wie zu Weihnachten.

Dominic Thiem hatte mit den Kids seinen Spaß

Zudem wurden die hoffnungsvollen Sprösslinge sportmotorischen Tests unterzogen, ob auch wirklich das körperliche Potenzial für eine Profi-Karriere gegeben ist.

Thiem-Vater Wolfgang, leitender Trainer in der Bresnik-Akadamie, zog danach zufrieden Bilanz: „Da waren schon ein paar Burschen mit guten Anlagen dabei.“

Doch nicht nur das Talent und die physischen Voraussetzungen spielen im Tennis eine Rolle. Die Ausbildung zum Top-Spieler kostet eine Menge Geld.

Hohe Ausbildungskosten

600 Euro im Monat müssen die Eltern das Intensiv-Training in der Bresnik-Akademie bezahlen. Und das auch nur, weil der Wiener Tennis-Verband für die Hälfte der 1.200 Euro anfallenden Kosten aufkommt.

Etwa 100.000 Euro habe der Wiener Tennis-Verband für diese Jugendförderung zur Verfügung. „Wenn genug Nachfrage da ist, schaffen wir wahrscheinlich bis zu 130.000 Euro im Jahr“, erklärt Präsident Franz Sterba, der auch einen weiteren Platz für die Hallen-Saison überdachen will und derzeit gerade diesbezügliche Angebote von Baufirmen aussortiert.

Im November 2014 leitete er die Kooperation mit der in der Südstadt beheimateten Tennis-Akademie von Günter Bresnik in die Wege. Der Tennis-Fachmann, der vor Thiem schon mit prominenten Namen wie Boris Becker, Horst Skoff oder Stefan Koubek zusammenarbeitete, soll den Talenten in der Altersgruppe von 8 bis 14 Jahren die Grundlagen für spätere Erfolge beibringen.

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Fehler, die in diesem Alter bei der Erlernung der Techniken gemacht werden, sind später kaum oder nur schwer wieder auszubessern. Bei der heutigen großen Dichte im Welttennis können solche Defizite nur in den seltensten Fällen kompensiert werden.

Dementsprechend alt war auch die Kritik am bisherigen System, in dem die Kinder oft erst ab dem 14. Lebensjahr in professionelle Hände gegeben worden sind. Zuständig für die Ausbildung dieser Altersgruppe sind die Landesverbände.

Erst danach übernimmt der ÖTV, der die hoffnungsvollsten Talente dann entweder selbst im Bundessportleistungszentrum in der Südstadt unter seine Fittiche nimmt oder mithilfe von externen Förderungen unterstützt.

Keine gemeinsame Zusammenarbeit

Gerade in den vergangenen Jahren war es allerdings so, dass nicht sonderlich viele hoffnungsvolle Nachwuchsspieler nachrückten. Umso mehr verwundert es da, dass auch heute immer noch nicht alle Beteiligten an einem Strang ziehen. So hätte Sterba bei dem aktuellen Projekt auch gerne mit dem niederösterreichischen Verband zusammengearbeitet. Dieser habe ihm aber eine Absage erteilt.

„Wenn die Niederösterreicher mitgemacht hätten, hätten wir in etwa doppelt so viel Geld und könnten auch doppelt so viele Kinder unterstützen“, erklärt Sterba, der mit seinen zur Verfügung stehenden Mitteln in etwa 20 Kinder zwischen 8 und 14 Jahren fördern kann.

"Von Montag bis Freitag stehen täglich zwei Stunden Tennis-Training auf dem Programm. Hinzu kommen noch eine Stunde Konditions-Training und die Anreise."

Bresnik über das harte Programm in der Südstadt

„Wir versuchen gezielt die Spitze zu fördern, der NÖTV packt lieber die Gießkanne aus“, kritisiert Sterba, der aber auch interessierte Kinder aus Niederösterreich unterstützen will.

Hartes Programm

Wobei der Zeitaufwand für diese Altersgruppe immens ist und geographische Gegebenheiten für eine natürliche Auslese sorgen. Bresnik: „Von Montag bis Freitag stehen täglich zwei Stunden Tennis-Training auf dem Programm. Hinzu kommen noch eine Stunde Konditions-Training und die Anreise.“

Schließlich müssen die Eltern ihre Kinder unter der Woche täglich in die Südstadt bringen. „Erfahrungsgemäß funktioniert das meist nur mit Leuten aus der näheren Umgebung. St. Pölten oder Tulln sind da schon die Grenze.“

Auch im Burgenland sei es schwierig. „Der burgenländische Verband würde sich voll beteiligen. Aber auch hier macht es maximal für Leute aus dem Nordburgenland Sinn. Und da haben sich leider keine gemeldet“, erklärt Sterba.

Fehlende Turnier-Nennungen als großes Problem

Es steht in jedem Fall fest, dass es in Österreich noch mehr solcher Initiativen geben muss, um ein weiteres derzeit bestehendes Problem im heimischen Nachwuchs-Tennis lösen zu können: Die fehlenden Turnier-Nennungen.

„Das macht mich wahnsinnig. Bei U10 oder U12-Turnieren bekommst du die Raster einfach nicht mehr voll. Das hat es früher nicht gegeben“, ärgert sich Bresnik, der diesbezüglich vor allem die Verbände in die Pflicht nimmt.

So fordere er unter anderem ein „ein leistungsbezogenes Turnierumfeld“. Spieler sollen je nach Spielstärke in unterschiedlichen Kategorien gegeneinander antreten, um die Motivation nicht zu verlieren. Frankreich praktiziere ein ähnliches System. Dafür brauche es freilich auch eine breite Basis.

Und die scheint vor allem bei den Mädchen noch lange nicht in Sicht zu sein. Die seit Jahren bemängelte fehlende Bereitschaft der jungen Damen, sich wettbewerbsmäßig im Tennis zu versuchen, ist auch bei der Talente-Sichtung augenscheinlich. Von über 40 Teilnehmern waren gerade einmal vier Mädchen mit dabei.

„Man muss es den Eltern und den Kindern schmackhaft machen“, bringt es Bresnik auf den Punkt. Ein Garant für dieses Unterfangen könnte die Karriere von Dominic Thiem werden.

In 20 Jahren wird sich zeigen, ob Tennis-Österreich aus der Zeit von Thomas Muster gelernt haben.

Christian Frühwald

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