news

Rodionov: "Man pusht sich gegenseitig nach oben"

Jurij Rodionov geht mit breiter Brust in das Davis-Cup-Duell gegen Pakistan.

Rodionov: Foto: © GEPA

Gemeinsam mit Filip Misolic, Gerald Melzer sowie dem Doppel-Duo Lucas Miedler/Alex Erler soll Jurij Rodionov in der kommenden Woche in Tulln im Davis Cup den Pflicht-Heimsieg über Pakistan einfahren (16./17. September).

Mit Huzaifa Abdul Rehman steht nur ein einziger Spieler im ATP-Ranking - auf Position 1.699. Dementsprechend klar sind die Favoriten-Positionen vergeben. Daran ändert auch der Umstand nichts, dass man zwangsläufig kaum etwas über die zu erwartenden Gegner weiß.

Rodionov, aktuell die Nummer 139 der Welt, macht sich diesbezüglich im LAOLA1-Interview auch keine großen Gedanken: "Man konzentriert sich mehr auf sich selbst und versucht, seine eigenen Sachen zu machen. Auf dem Papier bin ich der bessere Spieler – das ist glaube ich keine Übertreibung - und so will ich auch spielen. Wenn ich auf mich selbst schaue, dann sollte ich auf der sicheren Seite sein."

Als zusätzlichen Vorteil sieht der 23-jährige Niederösterreicher neben dem Heimvorteil auch die schon erfolgte Einstellung auf die Bedingungen in Tulln an der Donau. Schließlich stieg in der vergangenen Woche schon das Challenger-Turnier auf dem Gelände des TC Tulln. Dort erreichte Rodionov nach zwei Siegen immerhin das Viertelfinale.

Mit Ausnahme der Bälle - es wird von Head auf Babolat gewechselt - verändert sich nichts. "Das ist sicher ein Vorteil, so eine Situation hatten wir noch nie", freut sich Rodionov, der bei LAOLA1 auch über seine bisherige Saison, eine Veränderung in seinem Trainer-Team, seine Corona-Erkrankung und die Bedeutung der wachsenden Challenger-Turnier-Anzahl in Österreich spricht.

LAOLA1: Das Davis-Cup-Duell gegen Pakistan findet wie vergangene Woche das Challenger-Turnier in Tulln an der Donau statt. Für euch Spieler ist das wahrscheinlich eine angenehme Situation, oder?

Jurij Rodionov: Ja, auf jeden Fall. Das ist sicher ein Vorteil, so eine Situation hatten wir noch nie.

LAOLA1: Mit Pakistan kommen Gegner, die niemand kennt. Wie geht ihr mit dieser Situation um?

Rodionov: Man konzentriert sich mehr auf sich selbst und versucht, seine eigenen Sachen zu machen. Auf dem Papier bin ich der bessere Spieler – das ist glaube ich keine Übertreibung - und so will ich auch spielen. Wenn ich auf mich selbst schaue, dann sollte ich auf der sicheren Seite sein.

LAOLA1: Zudem habt ihr auch den Heimvorteil auf eurer Seite. Wie groß ist die Vorfreude, hier in Tulln auf den Platz zu kommen? Die Tribüne bietet 1.500 Fans Platz.

Rodionov: Ich habe in den letzten Jahren immer Davis Cup gespielt. Das ist ein Zeichen, dass ich mich im Team sehr wohl fühle. Wenn es geht, will ich auf jeden Fall immer mein Land im Davis Cup repräsentieren. Ich bin schon sehr gespannt auf die Kulisse.

LAOLA1: Deine Saison hatte viele Auf und Abs. In Biel und Mauthausen hast du zwei Challenger-Titel gewonnen, ansonsten lief es aber oft nicht nach Wunsch. Wie bewertest du sie bislang?

Rodionov: Die Saison hatte sicher viele Ups and Downs. Ich habe zwei Challenger gewonnen. Die letzten beiden Wochen waren ziemlich taff, weil ich positiv auf Corona getetest worden bin. Dadurch habe ich auch die US Open verpasst. Ich habe aber, glaube ich, wieder zu einer ganz guten Form gefunden. Das behindert mich nicht mehr.

LAOLA1: Wie war dein Krankheitsverlauf?

Rodionov: Leicht war es leider nicht. An den ersten beiden Tagen habe ich mich sehr schlecht gefühlt. Dann ist es aber zum Glück immer besser und besser geworden. Ab und zu spüre ich es schon noch, dass da etwas war. Im Match ist aber alles gut.

LAOLA1: Wie schaut aktuell deine Trainer-Situation aus?

Rodionov: Mein Coach ist seit circa zwei Wochen Gary Muller und ich trainiere wieder in der Südstadt in der Akademie von Günter Bresnik. Ich habe Günter bisher nur ein Mal gesehen, weil ich ja krank war und habe mit ihm noch nicht näheres besprechen können. Muller ist aber mein stationärer Coach. Richard Waite bleibt mein Touring Coach. Wenn ich zuhause bin, trainiere ich mit Gary.

LAOLA1: Was sind deine Beweggründe für deine Rückkehr zu Muller?

Rodionov: Ich schätze Gary Muller als Trainer und hatte mit ihm eine sehr gute Zeit. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, dass ich wieder mit ihm zusammenarbeite.

LAOLA1: Du hattest in der Vergangenheit viele Trainerwechsel. Wie würdest du das rückblickend bewerten?

Wenn etwas nicht funktioniert, dann bringt es nichts, daran festzuhalten. Dann muss man die Karten auf den Tisch legen und sagen, dass es einfach nicht passt.

Rodionov über seine häufigen Trainerwechsel

Rodionov: Man muss in der Situation immer positiv denken. Wenn es ins Negative geht, bringt das nicht viel. Es ist gut, dass ich viele Erfahrungen sammeln konnte. Wenn etwas nicht funktioniert, dann bringt es nichts, daran festzuhalten. Dann muss man die Karten auf den Tisch legen und sagen, dass es einfach nicht passt.

LAOLA1: Wie sehen deine Pläne und Ziele nach dem Davis Cup aus?

Rodionov: Ich freue mich auf die Hartplatz-Saison. Ich weiß noch nicht, welche Turniere ich spielen werde. Der Kalender ist sehr reich an Optionen. Das muss ich noch mit meinem Team besprechen, wo ich spielen werde. Eines der großen Highlights wird sicherlich die Wiener Stadthalle sein.

LAOLA1: Derzeit gibt es einen spannenden Kampf um die Nummer-1-Position in Österreich. Welche Bedeutung hat das für dich?

Rodionov: Es ist natürlich etwas Besonderes, Nummer eins in Österreich zu sein. Andererseits muss im Tennis jeder auf sich schauen und mir wäre es lieber, wenn ich in den Top 100 stehen würde und dafür nur die Nummer 10 in Österreich wäre. Es gibt einen sehr guten Zusammenhalt zwischen den österreichischen Spielern. Wir verstehen uns alle gut und gehen auch gerne alle gemeinsam essen und plaudern eine Weile. Das ist sicher kein Nachteil.

LAOLA1: Österreich hat mittlerweile drei Challenger-Turniere. Das ist wahrscheinlich vor allem für euch in eurer Position wichtig und praktisch, dass ihr da immer wieder alle zusammen finden könnt und keine weiten Reisen habt, oder?

Rodionov: Ja, auf jeden Fall. Für das österreichische Tennis ist das sehr wichtig, dass es für die österreichischen Youngsters Turniere gibt. Es ist auch eine gute Möglichkeit für die arrivierten Spieler, sich öfters im TV zeigen und ein paar andere Erfahrungen sammeln zu können. Es ist einfach etwas anderes, wenn man sich vor heimischer Kulisse vor ein paar 1000 Menschen zeigen kann. Das ist schon ein besonderes Feeling, für das wir alle sehr dankbar sind.

LAOLA1: Für euch arriviertere Spieler ist es zudem sicher auch nett, wenn ihr die jungen Landsleute auch einmal etwas näher kennenlernt.

Rodionov: Sicher. Für die Jungen ist es eine hervorragende Möglichkeit sich zu zeigen. Auch für Misolic. In Kitzbühel hat er seine Chance angenommen und ist ins Finale gekommen, obwohl es ihm vor dem Turnier niemand zugetraut hat. Das wäre ohne diesen Turnieren einfach nicht möglich.

LAOLA1: Wie sehr inspiriert einen das selbst?

Rodionov: Es ist natürlich ein Ansporn, wenn ich sehe, dass er das geschafft hat. Ich trainiere immer wieder mit ihm und sehe ihn fast jede Woche. Da denke ich mir dann auch: Wenn er das kann, kann ich das auch. Man pusht sich so gegenseitig immer weiter nach oben. Das ist sehr positiv.

Kommentare